Obst-Plantage:Die Erdbeerexpertin

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Walburga Breinich verpackt ihre Erdbeeren in Pappkartons, um Plastikmüll auf dem Feld zu vermeiden. (Foto: Toni Heigl)

Walburga Breinich liefert die Früchte von ihrem Feld an Sternekoch Alfons Schuhbeck

Von Dorothea Friedrich, Altomünster

Was verbindet die Altomünsterer Straße "Am Altobrünnl" mit dem Münchner Platzl? Ganz einfach und doch irgendwie überraschend: Am Altobrünnl liegt Walburga Breinichs Erdbeerfeld. Am Münchner Platzl befindet sich Alfons Schuhbecks "Fine Dining im Boettners". Im kürzlich zum Sternerestaurant aufgestiegenen Gourmetrestaurant stehen gerade Erdbeeren aus Altomünster - für Feinschmecker adäquat zubereitet - auf der Speisekarte.

Walburga Breinich ist den roten Köstlichkeiten seit Jahren verfallen. "Ich habe immer auf einem Erdbeerfeld bei einem Züchter ausgeholfen", erzählt sie. Weil sie mehr über die Fragaria - so der botanische Name - erfahren wollte, wurde sie mit der Zeit zur Erdbeerexpertin. Vor drei Jahren erfüllte sie sich ihren großen Traum vom eigenen Acker und begann, mit Unterstützung des Züchters ihr eigenes Erdbeerfeld zu anzupflanzen. Das ist eine durchaus mühsame Angelegenheit. Zumal Breinich nicht nur eine, sondern gleich 13 Sorten anbaut. Diese haben hübsche Namen wie "Jana", "Julia", "Mars" und "Splendida". Andere Sorten heißen "59" oder "68-alt". Sie unterscheiden sich in Form und Farbe, Festigkeit und Geschmack, aber auch im Aroma. Die einen sind dunkelrot und saftig-süß, ideal für einen Tortenbelag. Andere schmecken ganz leicht säuerlich. Das ist optimal für selbstgemachte Marmeladen und Konfitüren. "Bei mir kann jeder die Sorte pflücken, die er mag", sagt Walburga Breinich - Probieren eingeschlossen.

Ein Münchner Gourmet war so begeistert von dieser ungewöhnlichen Sortenvielfalt, dass er der Schuhbeck-Restaurant-Crew davon erzählte. Diese wiederum bat Breinich um eine Verkostung. "Das war schon sehr aufregend", sagt sie. Fine-Dining-Küchenchef Maurice Kriegs und seine Kollegen "haben die im Geiste wohl schon zubereitet", erzählt die Erdbeer-Fachfrau. Sie haben sich gleich für mehrere Sorten entschieden.

Diese liefert Walburga Breinichs Familie nun täglich aus. Sie selbst pendelt zwischen Arbeit und Erdbeerfeld hin und her. Während dort die Ernte in vollem Gange ist, plant Breinich schon die nächste Saison. Von August an kümmert sie sich um den Nachwuchs. "Die jungen Triebe müssen eingepflanzt, gehegt und gepflegt werden", sagt sie. Und hofft, dass Alt- und Jungpflanzen den Winter gut überstehen. Drei bis vier Jahre trägt eine Erdbeerpflanze, "im ersten Jahr aber noch recht wenig", sagt Breinich. Weil sie sich so gut auskennt, kauft sie keine Jungpflanzen. Diese wachsen stattdessen in Altomünsterer Erde.

Im Frühling geht es Jahr für Jahr so richtig los: Hacken - immer noch reine Handarbeit - Fräsen, das Gelände einzäunen, "damit sich die Rehe nicht bedienen", Stroh zwischen den Reihen ausbringen, "damit die Erdbeeren sauber bleiben und die Füße meiner Kunden auch". Kürzlich hat sie sich eine "gebrauchte neue Maschine" angeschafft. "Das erleichtert vieles", sagt sie. Doch eines kommt ihr garantiert nicht auf den Acker: Plastikfolie. Und im Verkauf gibt es Pappkartons - auch für die Lieferung ins Münchner Sternerestaurant von Alfons Schuhbeck.

Das Erdbeerfeld "Am Altobrünnl" hat täglich von 8 bis 19 Uhr geöffnet.

© SZ vom 18.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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