Oberbachern:Furcht vor Hochwasser

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Die Baugrube ist schon vorbereitet, um das Abflussrohr unter dem Bahngleis hindurchzuführen. Am Ende des Ackers verläuft der Webelsbach. (Foto: Toni Heigl)

Die Gemeinde baut ein Rückhaltebecken am Bahndamm, was die Anwohner der Dorfstraße in Oberbachern alarmiert. Der Bürgermeister beruhigt: Man schaffe nur doppelte Sicherheit

Von Petra Schafflik, Oberbachern

Regenfluten, die sich als braune Brühe ihren Weg durch Gärten, Hofeinfahrten und in Keller suchen. Solch ein Hochwasser-Szenario möchte niemand vor seiner Haustüre erleben. Verständlich, dass die Anwohner der Dorfstraße in Oberbachern alarmiert waren, als jetzt Bagger und Bauarbeiter anrückten, um in Sichtweite am Bahndamm ein Wasserrückhaltebecken plus Ablaufkanal in den dort verlaufenden Webelsbach zu errichten. Ihre Sorge: Der Webelsbach, der als Rinnsal durch die Grundstücke fließt, bei Regen aber rasch bis auf Brückenniveau anschwillt, könne so künftig die Anwesen überfluten. Bei einer Info-Versammlung gelang es Bürgermeister Simon Landmann (CSU) gemeinsam mit Ingenieur Andreas Dersch, die meisten Bedenken zu zerstreuen. Ziel sei, die Hochwassergefahr zu verringern, so Landmann. Die Situation für die Anlieger werde sich "definitiv nicht verschlechtern."

Auslöser für den umstrittenen Bau des neuen Wasserreservoirs ist die Elektrifizierung der S-Bahnlinie A, die an einem leichten Hang parallel zur Dorfstraße durch Oberbachern führt. Damit künftig auch bei starkem Regen das Wasser abgeleitet wird, bevor es hangabwärts den Gleiskörper unterspült, muss die Bahn handeln. Als "völlig verrückte" Planungen vorgelegt wurden, so der Bürgermeister, habe die Gemeinde das Projekt aber an sich gezogen. Geplant ist nun, hangaufwärts auf der dorfabgewandten Gleisseite ein 4000 Quadratmeter großes Regenauffangbecken zu errichten. Der Überlauf führt unter dem Bahndamm hindurch in den Webelsbach. "Das Wasser strömt gedrosselt und zeitverzögert in diesen Graben", erläuterte Planer Dersch. "Ich kann ihnen versichern, das funktioniert."

Nicht alle der gut 20 Anwohner im Sitzungssaal waren überzeugt. "Da bleibe ich skeptisch", sagte Maria Scherke, die zwischen Bahn und Webelsbach wohnt. Sie hatte Fotos dabei, auf denen die Straße unter Wasser steht, nur Sandsäcke ihr Haus schützen. Ob es künftig besser wird? Bei der Planung ist auch klar geworden, dass ein bestehender Wasserablauf weiter östlich seit den Elektrifizierungsarbeiten der Bahn verstopft ist. Dieses Ablaufrohr, das über ein Grabensystem entwässert, wird nun wieder durchgängig gemacht. Das sagte die Bahn verbindlich zu, so der Bürgermeister. Diese Entwässerung habe in den vergangenen hundert Jahren gereicht, sagte Anlieger Gerhard Kamil. Warum nun in ein Wasserreservoir investieren, statt erst zu testen, ob das gängig gemachte alte System ausreicht? Weil für eine elektrifizierte Strecke strengere Vorgaben gelten, so der Bürgermeister. "Sie bekommen doch jetzt doppelte Sicherheit."

Auch Hans Merkl, Vorsitzender des für den Webelsbach zuständigen Grabenverbands ist nicht begeistert. "Mir gefällt nicht, dass das Wasser mitten im Wohngebiet in den Graben strömt." Die Bürger sind besorgt, dass bei Starkregen zu viel Wasser auf einmal in den Webelsbach schießt, in ihren Gärten dann Land unter herrscht. Angst macht ihnen das großformatige Rohr, das die Bauarbeiter unter der Bahn verlegen wollen. Offenbar ein Missverständnis, dieser Kanal "ist nur für den Katastrophenfall". Ein Notablauf quasi, wenn das Wasserbecken bei Unwetter überzugehen droht. Normalerweise sollen maximal 100 Liter pro Sekunde in den Webelsbach fließen, "weniger als jetzt bei starkem Regen vom Hang herabströmt", sagte Planer Dersch. Die Kapazität des Wasserbeckens ist auf ein hundertjähriges Hochwasser ausgelegt. Wasserwirtschaftsamt und Landratsamt hätten die Planung geprüft, die Gemeinde werde Bauaufsicht wie später den Unterhalt übernehmen, versichert der Rathauschef.

Aber warum die Eile? Warum stehen Bagger vor der Tür, bevor die Anwohnerversammlung für Aufklärung sorgt? Die Bürger hätten gerne vor Baubeginn ihre Bedenken vorgetragen, betont Gerhard Kamil. Das Timing sei unglücklich, räumt der Bürgermeister ein. Doch das Ablaufrohr unter dem Bahngleis muss verlegt werden, wenn jetzt der Bahnbetrieb der Linie A ruht. Und die Zusage der Bahn sei erst vor wenigen Tagen eingetroffen. "Sonst hätten wir ein Jahr verloren." Die meisten Anwohner sind nach einstündiger Diskussion beruhigt und "froh, dass etwas passiert." Die wenigen Skeptiker vertrauen doch auf die Zusage, "dass sich für uns nichts verschlechtert".

© SZ vom 31.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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