Niedrigzinsen:Gemeinsam vor schweren Zeiten

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Die Sparkasse Dachau und die Volksbank Raiffeisenbank Dachau eG müssen sich neuen Herausforderungen stellen

Zum ersten Mal traten die Sparkasse Dachau und die Volksbank Raiffeisenbank Dachau eG gemeinsam öffentlich auf, um Bürger und Lokalpolitiker über die aktuellen und künftigen Herausforderungen des deutschen Bankensystems zu informieren. Im Fokus der Veranstaltung im Karlsfelder Bürgerhaus standen Regulatorik, Digitalisierung und Niedrigzinsphase.

Vor allem kleinere und mittlere Geldinstitute stehen vor großen Veränderungen. "Die Not muss groß sein", eröffnete Fernsehmoderator Michael Sporer die Diskussionsrunde mit dem Vorstandssprecher der Volksbank Raiffeisenbank Dachau eG, Thomas Höbel, und dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Dachau, Hermann Krenn. Zum ersten Mal in der Geschichte der beiden führenden regionalen Geldinstitute saßen die beiden Vorstände gemeinsam auf der Bühne, um vor rund 400 Gästen über die massiven Veränderungen im Bankgeschäft zu berichten. Dass dringender Handlungsbedarf besteht, darüber waren sich die beiden Bankmanager einig, denn in der anhaltenden Niedrigzinsphase verdienen Banken aus dem Zinsgeschäft nichts mehr.

Dass die Niedrigzinsphase auch in den nächsten Jahren anhalten wird, erläuterte der Experte für Finanzmärkte und Bankaufsichtsrecht, Roland Eller, in einem Vortrag. "Früher lag der Zinssatz für eine Baufinanzierung bei vier bis fünf Prozent. Heute liegt er bei 1,5 Prozent und damit sogar unterhalb der Verwaltungskosten", betonte Sparkassenvorstand Hermann Krenn. Eine überbordende europäische Regulatorik, die zwischen internationalen Großbanken und Banken für den Mittelstand kaum unterscheidet, hohe Verwaltungskosten sowie ein verändertes Kundenverhalten tragen weiter dazu bei, dass Sparkassen und Genossenschaftsbanken an ihrem bewährten Geschäftsmodell nicht mehr werden festhalten können. "Wir müssen Maßnahmen einleiten, die uns in Zukunft retten, und wir müssen uns strategisch ausrichten", betonte Thomas Höbel. Wie diese Maßnahmen aussehen können, skizzierte Jürgen Gros, Präsident des Genossenschaftsverbandes Bayern: Ein breites Portfolio aus neuen Finanzprodukten, neuen Geschäftsfeldern und Dienstleistungserlösen. "Welche Infrastruktur braucht der Kunde, und was ist eine Bankleistung wert?", fragte Gros. Weil viele Bankgeschäfte schon heute online abgewickelt werden, wird sich das Filialnetz verkleinern. Stattdessen werden sich Beratungszentren herausbilden. "Wir können nicht in jeder Filiale einen Experten für Immobilienfinanzierungen beschäftigen", so Gros.

Seit mehr als hundert Jahren werben die Sparkasse Dachau und die Volksbank Raiffeisenbank Dachau in der Region um die selben Kundengruppen. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Volksbank Raiffeisenbank, Nikolaus Widmann, betonte, dass die beiden Banken durch ihr Geschäftsmodell ein Garant für die Stabilität der Finanzmärkte in der Region seien. In der Finanzkrise hätten beide Institute keinerlei staatliche Unterstützung in Anspruch genommen. Mit ihren 33 000 Mitgliedern sei die Volksbank Raiffeisenbank ganz dem genossenschaftlichen Prinzip verpflichtet: Langfristiges, weitsichtiges Handeln, die Förderung der Mitglieder und die Verantwortung für das Wohl der Kunden. "Um die Ergebnisse zu stabilisieren, ist eine stärkere Kostenkontrolle ebenso wichtig wie die weitere Realisierung von Wachstumspotenzialen im Kredit- und Einlagenbereich", so Widmann. Der Präsident des Sparkassenverbandes, Ulrich Netzer, betonte, dass das Betriebsergebnis der öffentlich-rechtlichen Institute in Bayern aufgrund der erschwerten Rahmenbedingungen im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent gesunken sei. Obwohl auch er von einer Verkleinerung des Filialnetzes sprach, betonte er, dass die Nähe zum Kunden nicht aufgegeben werden soll. "Stärker werden im Beraten und Begleiten, um ein Top-Partner unserer Kunden zu bleiben", lautet sein Credo. Landrat und Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse, Stefan Löwl, sagte, er wolle am liebsten die bewährten Strukturen beibehalten. Obwohl es "lichterloh brennt" hofft Löwl, dass beide Banken mit ihrem gesellschaftlichen Engagement auch weiterhin der Region etwas zurückgeben können.

© SZ vom 05.04.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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