Neugestaltung des Bahnhofs:Die Planer sollen entscheiden

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Ob das Dachauer Bahnhofsgebäude erhalten wird, wollen die Stadträte von den Wettbewerbsvorschlägen abhängig machen

Von Viktoria Großmann, Dachau

Was aus dem Dachauer Bahnhofsgebäude werden soll, das wird wohl erst der städtebauliche Wettbewerb zur Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes mit dem Busbahnhof zeigen. Weder die Teilnehmer einer Umfrage haben ein deutliches Votum gegeben, noch die Mitglieder im Bauausschuss, die sich nun mit den Ergebnissen der Befragung beschäftigt haben. Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) erklärte immerhin schon mal seinen persönlichen Kompromissvorschlag: nämlich den markanten Teil des Gebäudes, den sogenannten bayerischen Würfel, erhalten und diesen in ein neues, zweckmäßigeres Haus einfügen. Zwar steht der Bahnhof nicht unter Denkmalschutz, doch prägt sein Stil die Bahnstrecke mit ähnlichen Gebäuden in Petershausen und Pfaffenhofen.

Im nächsten Jahr soll der städtebauliche Wettbewerb ausgeschrieben werden. Zunächst muss dazu die Stadt ihre Bedingungen festlegen - auch auf Grundlage der Umfrage. Fest steht bisher, dass ein neuer Busbahnhof mit 26 Haltestellen gebaut werden soll. Mehrheitlich einstimmig folgten die Stadträte den Meinungen der Bürger. Vieles von dem, was sich die Bürger wünschen durften, ist schlicht sinnvoll oder gar Standard und wurde entsprechend bestätigt: Witterungsschutz und elektronische Anzeigen am Busbahnhof, Barrierefreiheit. Ein paar Extras soll aber auch vorgesehen werden: eine Packstation mit Kurzparkzone, W-Lan, Mietfahrradstation, ein Café und eine Touristeninformation. Probehalber hatte diese bereits im Sommer einen Standort am Bahnhof. Noch nicht ideal auffindbar, aber nach ersten Verlautbarungen gut besucht. Auch einen Supermarkt mit begrenztem Angebot für den täglichen Bedarf befanden alle für sinnvoll - ein Einkaufszentrum hingegen lehnten die Stadträte mehrheitlich ab. Bestehende Läden sollen nicht gefährdet werden. Außerdem soll nicht noch mehr Verkehr angezogen werden.

Der Verkehr war denn auch das größte Diskussionsthema. Während sich die Stadträte mittlerweile beim Thema Fahrrad oft recht schnell einigen können, ist das beim Thema Autoparkplätze doch noch anders. Die CSU forderte neue Stellplätze auch auf der Westseite. Am besten ein Parkhaus mit 200 Plätzen. Das Stadtbauamt wollte das nicht empfehlen, nicht nur aufgrund begrenzter Flächen. Soll der Verkehr sich am Bahnhofsvorplatz beruhigen, wären mehr Stellplätze kontraproduktiv. Die Verwaltung empfahl also, nicht mehr Parkplätze zu schaffen, als Anlieger und Geschäftsleute brauchen. Zumal es ja auf der Ostseite einen Park-und-Ride-Platz gibt und auch ein Parkhaus geplant ist mit Einfahrt von der Schleißheimer Straße. Mit ihrem Wunsch nach 200 Parkplätzen konnte sich die CSU nicht durchsetzen, immerhin soll aber eine Mobilitätsstation mit Car-Sharing-Angebot, Behindertenparkplätzen und Elektrotankstelle eingeplant werden.

Letztlich widersprach der Wunsch der CSU nach mehr Stellplätzen auch dem von ihr mitgetragenen Ziel, den Verkehr am Bahnhofsvorplatz zu beruhigen. Wenngleich darunter jede Fraktion zunächst etwas anderes verstand. Schließlich einigte man sich, den Durchgangsverkehr vor dem Bahnhof zu reduzieren - was allen Reisenden, aber vor allem denen, die Bus fahren, zugute kommen soll. Für die Busse bedeutet weniger Individualverkehr besseres Durchkommen und weniger Wartezeiten. Zudem sollen Platz und Straße deutlich sicherer als jetzt von Fußgängern zu queren sein. Auch die Radler sollen den Bahnhof auf sicheren Wegen parallel zu den Gleisen auf der Westseite erreichen können. Dort soll es auch - wie bisher - weitere Fahrradstellplätze geben. Ein kleines Scharmützel gab es um die Frage, ob Fahrradfahrer unter den Gleisen durchfahren dürfen. De facto tun sie das auch jetzt, erlaubt ist es aber nicht. Es soll nun immerhin geprüft werden, ob eine eigene Unterführung für Radler möglich wäre.

Die CSU konnte sich mit der Meinung knapp durchsetzen, dass Bäume nicht unbedingt erhalten werden müssen - das schränke die Planer ein. Neues Grün ist ohnehin vorgesehen, allerdings keine Parkanlage, denn der Platz soll so offen wie möglich gestaltet sein - dunkle Ecken und Versteckmöglichkeiten sollen gleich von Anfang an vermieden werden. Zur Barrierefreiheit sollen an einem neu gestalteten Bahnhof auch Rolltreppen, glatt asphaltierte Flächen, kurze Wege und natürlich ein Orientierungssystem für Sehbehinderte gehören. Endlich mal eine gut sichtbare und hoffentlich auch funktionierende Bahnhofsuhr soll es auch geben.

Ob diese nun auf einem neuen oder alten oder modernisiertem Gebäude thronen wird, darauf wollten sich die Stadträte nicht einigen. Die CSU setzte durch, die unklare Meinung der insgesamt 1512 Befragten an die Städteplaner weiter zu reichen, verbunden mit dem Hinweis, der Stadtrat sei für alles offen. Man erhofft sich also Entscheidungshilfe von den Ideen der Planer im Wettbewerb.

© SZ vom 26.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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