Neue Runde im Streit um den Pflegenotstand:Die Zeichen stehen auf Streik

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Pflegekräfte stimmen über Arbeitsniederlegungen an den Helios-Kliniken ab

Von Christiane Bracht, Dachau

Im Helios-Amperklinikum stehen die Zeichen erneut auf Streik. Nach einem zweitägigen Ausstand der Pfleger Ende Oktober hat Verdi jetzt die Gewerkschaftsmitglieder zur Urabstimmung aufgerufen. Noch bis Dienstag, 28. November, können sie wählen, ob es weitere Arbeitsniederlegungen in den Krankenhäusern in Dachau und Markt Indersdorf geben soll. Gewerkschaftssekretär Christian Reischl ist sich sicher, dass das Votum eindeutig sein wird. Deshalb bereitet Verdi bereits den nächsten Streik vor. Ob er tatsächlich stattfindet, hängt jedoch von der Arbeitgeberseite ab. Vielleicht lenkt die Konzernspitze von Helios noch ein. Aber: "Die Hoffnung ist nicht sehr groß", sagt Reischl der SZ. Die nächste Runde der Tarifverhandlung ist auf den 7. Dezember festgelegt.

Ein wenig sei Helios den Arbeitnehmern bereits entgegengekommen, sagt Reischl. Aber eben nicht genug. "Es fehlt das Verbindliche." Die Pfleger seien einfach überlastet, viele hätten inzwischen schon gekündigt, andere überlegen noch. "In einem Stockwerk ist das halbe Team gegangen", weiß Reischl. Zudem seien viele Betten seit längerem gesperrt, weil nicht mehr genügend Personal da sei. Das Unternehmen habe zwar eingesehen, dass sich was ändern müsse, sagt Reischl. "Von Sonntagsreden haben die Mitarbeiter aber genug. Jetzt muss endlich gehandelt werden für die Gesundheit der Beschäftigten und Patienten." Verdi fordert einen Springerpool, in dem Pfleger arbeiten, die nach Bedarf in verschiedenen Stationen eingesetzt werden können. Zwar gebe es den bereits, doch seine drei Mitarbeiter seien bereits verplant. Verdi fordert mindestens zehn Springer.

70 Stellen waren Anfang des Jahres laut Betriebsrat vakant, inzwischen seien es mehr als 100, so Verdi. Um Verbesserungen durchsetzen zu können, will der Betriebsrat die Beschäftigungssituation im Betrieb regelmäßig überprüfen. Auch das habe Helios bislang abgelehnt. Eine Mitarbeiterbefragung zur Zufriedenheit mit der Klinik soll es dagegen künftig geben. Ungeklärt ist bislang aber, wer sie machen soll. Verdi fordert einen neutralen Partner. "Wir werden das Eisen schmieden, solange es heiß ist", kündigt Reischl an. Wenn die Mehrheit der Mitglieder zustimmt, sind künftig mehrtägige Erzwingungsstreiks möglich. Ein Notbetrieb soll aber aufrecht erhalten werden. Die neue Bürgerinitiative für bessere Pflege formiert sich am kommenden Dienstag, 28. November, um 18.30 Uhr im Gasthaus Drei Rosen in Dachau, um die Pfleger zu unterstützen.

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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