Neue Gestaltung:Ganz großer Bahnhof in Dachau

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Stadt und Deutsche Bahn wollen gemeinsam einen Wettbewerb für die Umgestaltung des Geländes ausschreiben. Das heutige Empfangsgebäude soll abgerissen werden.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Noch in diesem Jahr soll ein städtebaulicher Wettbewerb zur Gestaltung des Bahnhofsgeländes ausgeschrieben werden. Das Empfangsgebäude könnte abgerissen werden, und es soll ein neuer Busbahnhof entlang der Frühlingstraße entstehen. Zur Zeit beschäftigen sich bereits Studenten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in ihren Bachelor-Arbeiten mit dem Vorhaben. Ihre Vorschläge sollen im Frühjahr im Rahmen einer Bürgerbeteiligung veröffentlicht werden. Das Vorhaben beschäftigt den Stadtrat schon seit April 2013. Nun konnte die Stadt sich mit der Deutschen Bahn AG auf eine Vorgehensweise einigen. Demnach will die Bahn gemeinsam mit der Stadt den Wettbewerb finanzieren. Bedingung der Bahn war, das heutige Empfangsgebäude überplanen zu lassen. Allerdings will sich die Bahn noch nicht zum Bau verpflichten.

Den Beschluss, den Weg für einen großen städtebaulichen Wurf zu bereiten, fassten die Mitglieder im Bauausschuss einstimmig. Noch im Sommer hatten sie festgelegt, das Bahnhofsgebäude zu erhalten. Das alte Gebäude stehen zu lassen, war eine Bedingung dafür, eine finanzielle Förderung der Regierung von Oberbayern zu erhalten. Die Stadt will sich daran aber nun nicht mehr halten und verzichtet lieber auf die Fördergelder. Auch die Bahn nämlich möchte das Gebäude nicht unbedingt stehen lassen. Damit gaben die Stadträte nun auch einem Antrag von Wolfgang Moll (parteilos) recht. Er hatte gefordert, unbedingt auch Vorschläge für einen Neubau zuzulassen.

Nach Molls Rechnung wird der Bahnhof an jedem Werktag von etwa 20 000 Menschen genutzt. Die Chance, das gesamte Bahnhofsareal überplanen zu lassen, sei einmalig, alle Möglichkeiten müssten geprüft werden, schrieb der Bauingenieur im Juli in seinem Antrag. Das bestehende Bahnhofsgebäude werde von der Bahn nicht mehr genutzt, für andere Zwecke seien die Räume ungeeignet. Insgesamt, befand Moll, sei das Empfangsgebäude zu klein, marode und optisch keine Besonderheit. Ein Neubau könne sogar die Chance für mehr Lärmschutz zur Westseite des Bahnhofs hin bieten.

Die Frage ist: Wirkt ein altes Bahnhofsgebäude nicht doch identitätsstiftend?

Eine groß angelegte Bürgerbeteiligung soll zeigen, ob die Dachauer zu dem Gebäude eher so stehen wie die Stadträte oder wie die Bezirksregierung: Diese sieht grundsätzlich alle alten Bahnhofsgebäude als erhaltenswert, weil identitätsstiftend an. Im Frühjahr soll die Bürgerbeteiligung beginnen. Die Stadt will die Reisenden möglicherweise direkt am Bahnhof ansprechen, auch eine Beteiligung übers Internet soll möglich sein. Dazu sollen Informationsveranstaltungen kommen. Das Ergebnis der Befragung wird den Stadtplanern, die am Wettbewerb teilnehmen, mit auf den Weg gegeben. Das Ergebnis des Wettbewerbs wird dann erneut den Bürgern vorgestellt.

Nach Wünschen der Bahn soll eine "attraktive, moderne Mobilitätsdrehscheibe" entstehen. Gemeint ist eine Art Einkaufsbahnhof. Platz finden könnten auf insgesamt 4200 Quadratmetern Verkaufsfläche nach Vorstellung der Bahn ein Supermarkt, eine Drogerie und Bekleidungsgeschäfte. Außerdem Dienstleister wie Friseur, Blumenladen oder Cafés. Insgesamt geht es um eine Fläche von etwa 37 000 Quadratmetern, die neu gestaltet werden kann. Die Grundstücke gehören verschiedenen Tochtergesellschaften der Deutsche Bahn AG und einem Privateigentümer.

Die Flächen von Post und Posthof bringt die Stadt Dachau ein. In ihrem Interesse ist vor allem eine Verbesserung für den Busverkehr. So soll an der Frühlingstraße, auf dem grünen, teils brachliegenden und baumbestandenen Gelände, ein Busbahnhof entstehen. Für Regionalbusse und Schienenersatzverkehr sollen etwa 16 Haltestellen eingerichtet werden. Die Stadtbusse sollen weiterhin vom Vorplatz abfahren. Geprüft werden muss nun auch, wie sich dadurch der Straßenverkehr ändern würde. Am östlichen Straßenrand der Frühlingstraße würden die derzeitigen Stellplätze entfallen, und der kombinierte Fuß- und Radweg müsste weichen. Radfahrer müssten auf die Straße. Der Fahrbahnrand wäre dann Taxis, Kurzparkern und all jenen vorbehalten, die nur schnell jemanden am Bahnhof rauslassen wollen. Der Fachbegriff lautet Kiss-and-Ride-Zone.

© SZ vom 21.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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