Nachfrage steigt:Den Bau kleinerer Appartements fördern

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Einen Parkplatz zu finden ist wie hier in der Freisinger Straße in Petershausen nicht einfach. Deshalb stimmen CSU-Gemeinderäte gegen die neue Satzung. (Foto: Toni Heigl)

Petershausen passt seine Stellplatzsatzung an. Wohnungen bis 50 Quadratmeter brauchen nur noch Platz für ein Auto

Von Petra Schafflik, Petershausen

Wer in Petershausen ein Mehrfamilienhaus errichtet, muss bislang pro Wohnung zwei Stellplätze einrichten. Egal, ob Ein-Zimmer-Appartement oder große Familienwohnung. Indirekt könnten diese Vorgabe der Stellplatzverordnung aber den Bau kleiner, kostengünstiger Wohnungen verhindern, befürchtet Bürgermeister Marcel Fath (FW). Zwei-Zimmer-Wohnungen oder noch kleinere Appartements würden in Petershausen seit Jahren nicht gebaut. "Ein Grund könnte sein, dass die Stellplätze dafür im Verhältnis zur Wohnfläche so teuer kommen." Der Gemeinderat will deshalb eine neue Satzung ausarbeiten, die im Kernort für kleine Wohnungen in Mehrfamilienhäusern weniger Parkplätze vorschreibt. Aber wie viele sind nötig, damit nicht Parkchaos am Straßenrand entsteht? Nach umfangreicher Debatte legten die Kommunalpolitiker Eckdaten fest, die nun Arbeitsgrundlage sind. Wenn auf dieser Basis noch Modellrechnungen vorliegen, wollen die Gemeinderäte in einer der nächsten Sitzungen entscheiden.

Tatsächlich fehlten kleine Wohnungen in der Gemeinde, bestätigte FW-Fraktionssprecherin Andrea Stang. Junge Leute würden mangels Angebot wegziehen. "Und wir brauchen kleine Appartements auch für Ältere, die vielleicht gerne aus ihrem Haus ausziehen möchten". Die Nachfrage nach barrierefreien kleinen Unterkünften werde mit dem demografischen Wandel steigen, sagte Stang, die auch Seniorenbeauftragte des Gemeinderats ist. Dank der guten Bahnanbindung in Petershausen seien die Bürger nicht so stark aufs Auto angewiesen wie anderswo. Schon jetzt stehen bei manchem Mehrfamilienhaus auch Parkplätze leer, erklärte Wolfgang Stadler (SPD). Josef Gerer (CSU) kennt ganz andere Beispiele, wo Straßen wegen der vielen Laternenparker kaum noch passierbar sind. Deswegen hält er nichts davon, bei künftigen Neubauprojekten auf Stellplätze zu verzichten. "Die aktuelle Satzung funktioniert, auch in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung können zwei Personen leben, die zwei Fahrzeuge haben." Wenn schon weniger Stellplätze je Wohnung, dann müssten auch Besucherparkplätze Pflicht werden, forderte Inge Dinauer (FW).

Nicht allen galt die von der Verwaltung vorgelegte Stellplatzsatzung der Nachbarkommune Pfaffenhofen an der Ilm als Beispiel. "Wir sind eine ländliche Gemeinde, mit einer Stadt können wir uns nicht vergleichen", monierte Gerer. Eine grundsätzliche Kritik brachte Gerhard Weber (CSU) vor. Er hält es für "nicht sozial und verfehlt", überhaupt kleine Wohnungen fördern zu wollen. Damit treibe die Gemeinde noch Mieten und Kaufpreise in die Höhe. "Je mehr Baudichte, desto schneller steigt der Preis. Das nützt nur dem Investor."

Trotz der kontroversen Debatte einigte sich eine Mehrheit auf neue Eckdaten zur Stellplatzverordnung. Künftig wäre im Kernort Petershausen für Mehrfamilienhäuser ab vier Parteien nur noch ein Stellplatz notwendig für kleine Wohnungen bis 50 Quadratmeter, bei Wohnflächen bis 75 Quadratmeter sind 1,5 Parkplätze Pflicht, darüber bleibt es bei zwei. Zusätzlich soll je sechs Wohnungen ein Besucherparkplatz gebaut werden, ab vier barrierefreien Unterkünften in größeren Anlagen auch ein Behindertenparkplatz. Grundsätzlich müssen Parkflächen künftig breiter sein als das gesetzliche Mindestmaß. Damit will man der Entwicklung zu immer größeren Fahrzeugen Rechnung tragen. Von der Verwaltung wünschen sich die Gemeinderäte noch ein Konzept für Zweiradstellplätze und Modellrechnungen, die konkret die Auswirkung der neuen Stellplatzsatzung auf Bauprojekte deutlich macht. Gegen die neuen Stellplatz-Kennzahlen stimmten vier CSU-Räte und Inge Dinauer (FW).

© SZ vom 05.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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