Monarchin auf Zeit:"Ich bin im Feld aufgewachsen"

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Katharina Riedmeier ist schon als Kind zur Ernte auf die Felder der Eltern bei Röhrmoos mitgefahren. Heute studiert sie in Weihenstephan Wirtschaftsingenieurwesen, Agrarmarketing und -management. (Foto: Elisa Kulzer/oh)

Die neue bayerische Weizenkönigin Katharina Riedmeier stammt aus Riedenzhofen im Landkreis Dachau. Ein Gespräch über die Bedeutung des Getreides, die Rolle der Frau in der Landwirtschaft und den Stress als Werbefigur

Interview Von Thomas Altvater, Dachau

Sie ist eine Monarchin auf Zeit: Die neue bayerische Weizenkönigin kommt aus dem Landkreis Dachau. Die 20-jährige Katharina Riedmeier aus Riedenzhofen wird am 5. Oktober zur sechsten bayerischen Weizenkönigin gekrönt. Ein stressiger Job. Ihre Vorgängerin Maria Schlachtbauer aus Manching nahm mehr als 100 Termine in der ganzen Bundesrepublik wahr. Katharina Riedmeier ist Studentin und absolviert derzeit ein Praktikum auf einem landwirtschaftlichen Betrieb bei Hannover. Für das Interview stieg sie extra vom Traktor und sprach über ihre Motivation, ihre Aufgaben als Königin und die Rolle der Frau in der Landwirtschaft.

SZ: Frau Riedmeier, wie fühlt man sich als nominierte Weizenkönigin?

Katharina Riedmeier: Die Krönung steht zwar noch aus, aber ich bin schon richtig aufgeregt, was ich dann auf meinen Terminen als Weizenkönigin alles erleben werde. Und es ist natürlich eine Ehre für mich, diese wichtige Frucht, den Weizen, repräsentieren zu dürfen.

SZ: Wieso ist die Wahl auf Sie gefallen?

Riedmeier: Als ich gefragt worden bin, habe ich natürlich sofort zugesagt. Der Kontakt kam über Josef Scheller von der Schellermühle, den Vorsitzenden der Erzeugergemeinschaft Pfaffenhofen, zustande. Anders als zum Beispiel die Hopfenkönigin wird die Weizenkönigin nicht gewählt, sondern von der Erzeugergemeinschaft ernannt. Es werden normalerweise mehrere Kandidatinnen ausgewählt, und ich wurde dann einstimmig zur neuen Weizenkönigin erkoren. Weil ich seit meiner frühen Kindheit in der Landwirtschaft zu Hause bin, hatte ich sofort Interesse. Nach einem kurzen Gespräch mit Herrn Scheller habe ich dann zugesagt.

SZ: Wenn man sich Ihren Lebenslauf ansieht, stellt man fest, dass sie für dieses Amt sozusagen prädestiniert sind.

Riedmeier: Ja, das hat sich einfach angeboten. Ich bin als Mädchen im Weizenfeld aufgewachsen und habe von klein auf viel mitbekommen. Ich hatte mit dem Weizen immer viel zu tun. Mein Papa hat mich auf dem Bulldog oder dem Mähdrescher mitgenommen. Das war als Kind schon sehr beeindruckend und hat mich nachhaltig geprägt. Wir haben zu Hause einen Bauernhof und bauen selbst Weizen als Hauptfrucht an. Das Interesse war einfach von Kindesbeinen an da. Das hat sich auch auf meine Studienwahl ausgewirkt. Deshalb studiere ich Agrarmarketing und -management und Wirtschaftsingenieur an der Hochschule in Weihenstephan.

SZ: In der nächsten Zeit werden Sie sicher viel unterwegs sein. Wie kann man sich ihre Regentschaft vorstellen? Und was sind Ihre Ziele in diesem Amt?

Riedmeier: Als bayerische Weizenkönigin werde ich bei sehr vielen Veranstaltungen vor Ort sein. Den genauen Plan kenne ich noch nicht. Aber auf den klassischen Terminen wie dem Oktoberfest, der Grünen Wochen in Berlin oder auf verschiedenen Messen bin ich auf jeden Fall präsent. Das Wichtigste ist, Gesicht zu zeigen und den Weizen in der Öffentlichkeit zu vertreten. Ich will die Lücke zwischen der Landwirtschaft und der Öffentlichkeit ein wenig schließen. Der Weizen ist mit die wichtigste Frucht der Welt und hat eine lange Tradition. Viele Menschen wissen leider gar nicht mehr, wo die Produkte herkommen und wie sie entstehen. Oder welche Anforderungen an die Bauern und die Landwirtschaft gestellt werden. Das will ich verändern. Die kommenden zwei Jahre werden also richtig aufregend. Ich will viel Neues kennenlernen und mich mit den Menschen austauschen.

SZ: Die Landwirtschaft ist dafür bekannt, eine sehr männliche Branche zu sein. Welche Herausforderungen hat der Beruf für Frauen?

Riedmeier: Die Landwirtschaft ist auf jeden Fall von alten Rollenbildern geprägt. Doch es kommen mittlerweile immer mehr Frauen in die Branche. In meinem Studiengang liegt der Frauenanteil sogar bei 60 Prozent. Klar stößt man als Frau bei der körperlichen Arbeit ab und zu an seine Grenzen. Aber die meisten nehmen darauf Rücksicht - was wichtig ist. Aber das Fachliche hat ja nichts mit dem Geschlecht zu tun, man hat als Frau genauso viel Fachwissen wie die Männer.

SZ: Sie studieren zur Zeit, sind jetzt gerade im Praktikum und sollen nun auch noch repräsentieren. Wird Ihnen das nicht zu viel?

Riedmeier: Das ist alles überhaupt kein Problem, weil eigentlich alle Termine am Wochenende sind. Ich will natürlich voll für das Amt da sein.

SZ: Was ist ihr Lieblingsgericht aus Weizen?

Riedmeier: Ganz klar, der Kaiserschmarrn!

© SZ vom 02.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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