Mitten in Karlsfeld:Das Omen der Schaukästen

Raufen sich SPD und Union bei ihren Sondierungsgesprächen zusammen oder raufen sie nur? In Karlsfeld kann man den Eindruck gewinnen, der Sieger stünde jetzt schon fest

Von Walter Gierlich

Am Sonntag haben in Berlin die Sondierungsgespräche zwischen Union und SPD begonnen, mit deren Hilfe herausgefunden werden soll, ob die künftige Bundesregierung wieder von einer großen Koalition gebildet werden kann. Als unvoreingenommener Beobachter ist man da eher skeptisch nach all den Muskelspielen, die der staunenden Öffentlichkeit im Vorfeld von den Schildknappen der verschiedenen Partei-Anführer präsentiert wurden.

Vor allem die Christsozialen taten sich bei ihrer Klausurtagung im ehemaligen Kloster Seeon als lautstarke Marktschreier hervor, deren Getöse das Erreichen von Kompromisslösungen ziemlich schwierig erscheinen lässt. Eher klang es aus dem Chiemgau so herüber, als wollten sich Profiboxer auf einen entscheidenden Schlagabtausch gegen einen besonders schweren und unangenehmen Gegner vorbereiten. Dabei sind die Sozialdemokraten seit der Bundeswahl mindestens ebenso angeschlagen wie die CSU-Recken selbst.

Und das nicht nur in Berlin - und nicht nur politisch. In Karlsfeld wirkt der Ortsverband der CSU bereits vor dem ersten Aufeinandertreffen der Kontrahenten in der Hauptstadt wie der klare Sieger. Jedenfalls, wenn man die Schaukästen der beiden Parteien an der Ecke Osten-/Lena-Christ-Straße anschaut. Standen deren Informationstafeln früher jahrelang friedlich nebeneinander, so bot sich am Dreikönigstag ein anderes, für die Sozis deprimierendes Bild. Flach wie ein ausgeknockter Faustkämpfer lag der Kasten der Roten auf dem Boden, während sich derjenige der Schwarzen daneben mit beiden Pfosten aufrecht in der Erde hielt. Vielleicht ein Omen?

© SZ vom 08.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: