Mitten in Indersdorf:Humor und Hexerei

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Wegen einer Probe auf dem Friedhof haben die Faschingshexen Ärger mit dem Pfarrer. Dabei sind sie keineswegs Inkarnation des Bösen.

Von Wolfgang Eitler, Markt Indersdorf

Im Jahr 2003 warnte der damalige Kardinal Ratzinger, der spätere Papst Benedikt, vor Harry Potter und der Zauberei. Die Zeitschrift Der Spiegel zitierte ihn mit den Worten, dass die Romane "subtile Verführungen" darstellten, "die unmerklich und gerade dadurch tief wirken und das Christentum in der Seele zersetzen, ehe es überhaupt recht wachsen konnte". In dem siebenteiligen Zyklus kommen viele Zauberer und Hexen vor, gute wie böse.

Es ist nun nicht bekannt, ob Pfarrer Dr. Stefan Hauptmann aus Markt Indersdorf die Potter-Romane gelesen hat. Aber es darf vermutet werden, dass er mit dem jetzigen Ex-Papst einer Meinung ist. Man wird es nicht erfahren, denn er schweigt beharrlich zu Vorkommnissen in der Walpurgisnacht unmittelbar vor seinem Haus am Kloster Indersdorf. Auch die Pressestelle der Diözese München und Freising kann ihn nicht zu einem Gespräch bewegen.

Hexengilde ist schockiert

Folgendes war, wie die SZ berichtete, am Samstag, 30. April, geschehen: Die Indersdorfer Hexengilde, eine nahezu schon legendäre Gruppe von Frauen, die am Fasching Bürgermeister und Politiker deftig-bairisch derblecken, eröffneten die Ausstellung im Augustiner-Chorherrenmuseum zum Thema "Glaube und Aberglaube". Sie zogen sich in den nahe gelegenen Friedhof zur stillen Probe zurück. Da schallte es ihnen aus einem Fenster des Pfarrhauses entgegen. Der Pfarrer jagte die Gruppe lautstark davon.

Die Hexengilde ist schockiert. Denn ihr Auftritt ist groß angekündigt worden. Insofern durfte sie vermuten, dass dem Pfarrer bekannt war, was ihn vor seiner Haustür erwartet. Sie entschuldigen sich trotzdem: "Dies hat wohl leider einen falschen Eindruck erweckt; tanzende Hexen auf dem Friedhof. So weit hatten wir, ehrlich gesagt, gar nicht gedacht. Es tut uns sehr leid, wenn unser Verhalten beleidigend oder respektlos erschien, das war nie unsere Absicht." Schließlich fügen sie hinzu: "Wir haben nichts mit Okkultismus oder Blasphemie an unserem bunt geschmückten Faschings-Hexenhut."

Gemeinsam lachen

Ein Vorschlag zur Güte: Der Pfarrer lädt die Hexen in voller Verkleidung zum Kaffee ein und lässt sich am nächsten Unsinnigen Donnerstag die Krawatte abschneiden. Hexerei ist für eine solch seelsorgerische Geste der Buße nicht nötig. Humor schon.

© SZ vom 09.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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