Es wird viel zu viel gemeckert. Gründe sind meist ein Gefühl allgemeiner Unzufriedenheit wegen zu wenig Aufmerksamkeit für die eigenen Belange. Oder Hunger. Zur ersten Kategorie gehören Beschwerden über zu viele und zu laute Autofahrer vor dem eigenen Haus, über Menschen, die abends fröhlich und dabei laut sind, über zu wenige Parkplätze und zu viele rücksichtslose Radfahrer, über neue Nachbarn, das MD-Gelände im allgemeinen und vielerlei spezieller Hinsicht. Man darf davon ausgehen, dass einige dieser Meckereien das Rathaus erreichen. Oberbürgermeister Florian Hartmann erklärte zumindest kürzlich das Beschwerdesystem der Stadt so: "Ich bekomme dann einen Brief und beantworte ihn."
Weil ihm das Gemecker offensichtlich nicht genug war, legte er sich vergangenen Sommer auch noch ein paar Ziegen zu, die den Rathausberg abgrasten. Danach gingen sie weg und kamen bislang nicht wieder. Dafür wird nun auf der Obstwiese hinterm Schlossgarten gemeckert. So durchdringend, dass amerikanische Touristen entzückt herzueilen und die "Goatees" anlocken. Es sind aber keine Ziegen, es sind Schafe. Ganz kleine sogar, die allerdings nicht größer werden. Sie sollen so. Sie kommen von der Insel Ouessant im französischen Atlantik. Weil die Insel so klein ist und wenig Futter parat hält, entschieden die Schafe, ebenfalls klein zu bleiben und wenig Futter zu verbrauchen. Das nennt man Anpassung an die Verhältnisse und es würde vielen Meckerern gut stehen.
Warum also meckert das Ouessantschaf? Vielleicht aus Protest gegen das Schild "Füttern verboten". Wahrscheinlicher ist, dass sich die Schafe über internationalen Austausch mit Dachauern und Amerikanern freuen. Gemecker kann nämlich auch positiv sein. Aber eben nur, wenn es von wolligen oder sonstwie hübschen Viechern kommt.