Metzger:Die Genusshandwerker

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Metzger-Obermeister Braun fordert mehr Anerkennung

Am Ende lautete Werner Brauns Fazit: "Wir schaffen Lebensqualität - wenn man uns lässt." Es waren viele Themen, die der frisch im Amt bestätigte Obermeister bei der Jahreshauptversammlung der Metzgerinnung Dachau Freising streifte. Doch eines wurde besonders deutlich: Die Metzger wünschen sich mehr Wertschätzung - von Politik, Verwaltung, Industrie und Verbrauchern.

Mehr als vier Milliarden Euro erwirtschafteten die bayerischen Metzger im Jahr 2014, fast 41 000 Personen beschäftigten sie insgesamt. Doch "der Boden unseres Handwerks liegt oft nicht mehr in der Wurstküche, sondern im Büro", sagte Braun. Er beklagte eine zunehmend von Misstrauen geprägte Atmosphäre gegenüber Unternehmern. Die Dokumentationspflicht der Betriebe werde in vielen Bereichen ausgeweitet und durch immer weiter gehende staatliche Kontrolle und nicht zielführende Regulierungen befeuert. Außerdem kritisierte Braun die Erbschaftssteuerreform. Sie gefährde Existenz und Fortbestehen der Metzgerbetriebe.

Mehr Sorgen als die Gegenwart bereitet den Metzgern allerdings die Zukunft. Braun appellierte an seine Kollegen, mögliche Nachwuchskräfte besser über die Chancen handwerklicher Berufe zu informieren. "Berufe wie Metzger oder Fachverkäufer sind interessante und zukunftssichere Berufe sowie hervorragende Karrierewege", sagte er. Braun regte an, auch verstärkt Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und Jugendliche mit weniger guten Abschlüssen zu integrieren. Außerdem solle es auch Flüchtlingen möglich gemacht werden, eine berufliche Zukunft im Handwerk zu finden. In diesem Zusammenhang forderte Braun von der Politik, eine schnellere Anerkennung von Flüchtlingen zu ermöglichen.

Doch der Obermeister wendete sich auch an Verbraucher und Industrie. Er spielte auf den Streit mit dem Discounter Lidl an, der mit seiner Werbung im April die Wut der Metzgerinnung auf sich gezogen hatte. "Wir stehen für Transparenz und praktizieren Verbraucherschutz", sagte Braun. "Wir verstecken unsere Ware nicht in einer bunten Verpackung mit verschiedensten Siegeln." Wer Fleisch Tausende von Kilometern transportiere und es in Deutschland verpacke, um es als deutsches Fleisch zu verkaufen, praktiziere das Gegenteil von Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Metzger müssten im Bewusstsein der Öffentlichkeit aufgewertet werden, sagte Braun. Sie müssten als das erkannt werden, was sie heute seien: "Ernährungsberater, Eventmanager, Bürokaufmann und Wurstmacher in einer Person."

© SZ vom 18.06.2015 / asl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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