Mehr Polizeischüler in Dachau:Feuchtbiotop verschwunden

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Bereitschaftspolizei löst kleinen Park zugunsten eines Standorts für Container auf

Von wolfgang eitler, Dachau

Die Beschwerde klingt nach einem nicht unerheblichen Eingriff in die Natur. Eine Dachauer Bürgerin bedauert in einem Brief an die SZ, dass in der Diskussion über Container für die Polizeiausbildung auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei der Verlust eines Feuchtbiotops weder bei den Beratungen des Stadtrats noch bei den Planungen eine größere Rolle gespielt habe: "Das Biotop wurde liebevoll angelegt, und bot einen herrlichen Anblick sowie einen tollen Platz für eine Pause." Außerdem glaubt sie nicht, dass es sich bei den Containern für 300 angehende Polizeibeamte um ein Provisorium handelt: "Heute wird nur von Ausbildung gesprochen. Die Zukunft wird es bringen, dann werden dort auch Einsatzeinheiten einziehen."

Mitte Mai stimmte der Dachauer Stadtrat einem Bauvorhaben der Bereitschaftspolizei zu, das den Standort zumindest zeitweise um fast ein Drittel vergrößert. Derzeit arbeiten am John-F.-Kennedy-Platz etwa 1000 Menschen, von 2018 an sollen es etwa 1300 sein. Weil der Platz in den Gebäuden dafür gar nicht ausreicht, lässt das Innenministerium sechs zweistöckige Container aufstellen für zusätzliche Unterkünfte, Lehrsäle und andere Räume. Wie eine Sprecherin mitteilt, ist diese Maßnahme allerdings nur vorübergehend. Demnach geht es nur darum, die Ausbildungsjahrgänge von 2018 unterzubringen.

Das Innenministerium betreibt derzeit einen massiven Personalaufbau. Allein in diesem Jahr stellt das Innenministerium 1500 Polizisten und Polizeischüler ein, 2018 sollen sogar 1700 Menschen eingestellt werden. Zuletzt hatte im Herbst 2015 die Polizeigewerkschaft in einem offenen Brief an bayerische Bundes- und Landtagsabgeordnete ihre Überlastung beklagt und gefordert, die Stellen von Kollegen, die in den Ruhestand gehen, neu zu besetzen.

Die stellvertretende Dachauer Stadtbaurätin Ariane Jungwirth ist von der Kritik überrascht. Allerdings gehört das Areal dem Freistaat, und der vertraut seine Aufträge ausschließlich dem jeweiligen staatlichen Bauamt in Bayern an. In dem Fall ist es die Behörde, die in Freising angesiedelt ist. Ariane Jungwirth sagt zu, den Sachverhalt zu klären. Demnach ist ein Biotop, das aus einem von der Bereitschaftspolizei selbst angelegten Weiher mit ein paare Ruhebänken besteht, aufgelöst worden. Das staatliche Bauamt habe ein umfassendes Genehmigungsverfahren eingeleitet. Dazu zählten auch die Naturschutzstellen. Jungwirt: "Es gab keinerlei Einwände." Wie die Leitung der Bereitschaftspolizei in Dachau mitteilt, sind an sie keine Beschwerden wegen der Auflösung des Feuchtbiotops herangetragen worden. Außerdem handle es sich dabei um ein "wirklich kleines".

© SZ vom 02.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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