Mehr Platz für Gerätschaften:Schneller Zugriff

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Der Landkreis baut in Hebertshausen eine zentrale Katastrophenschutzhalle für Geräte. Auf diese Weise können die Rettungskräfte in Notfällen noch rascher reagieren

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Wenn Amper, Maisach oder Gröbenbach wieder einmal über die Ufer treten, ist schnelle Hilfe gefragt. Pumpen, Notstromaggregate und Sandsäcke werden rasch benötigt, um die Fluten einzudämmen oder Anwesen wieder bewohnbar zu machen. Derzeit müssen die Helfer aber vor dem eigentlichen Einsatz oft weite Wege zurücklegen, da spezielle Geräte und Material dezentral in diversen Feuerwehrhäusern lagern. Das soll sich ändern: Der Landkreis plant eine zentrale Katastrophenschutzhalle, die in Hebertshausen in direkter Nachbarschaft zum dortigen Feuerwehrhaus stehen wird. Dort sollen künftig alle Hilfsmittel zugriffsbereit lagern, auch eine Kreiseinsatzzentrale ist dort vorgesehen. "Die Helfer müssen künftig beim Einsatz nicht erst alles im Landkreis zusammensuchen, wir haben einen besseren Überblick, die Hilfe wird schlagkräftiger", erklärte Kreisbrandrat Franz Bründler, der dem Hebertshausener Gemeinderat jetzt das Projekt präsentierte.

"Die Säcke müssen wir jedes Jahr neu befüllen, weil sie im Freien kaputt gehen"

Die Idee für eine Katastrophenschutzhalle für den gesamten Landkreis treibt die Kreisbrandinspektion seit einigen Jahren voran. Bereits unter Bründlers Vorgänger Heinrich Schmalenberg gab es seit 2011 Überlegungen für ein zentrales, professionell gewartetes Lager. Optionen für Standorte in Altomünster und Petershausen wurden geprüft, wegen der dezentralen Lage aber wieder verworfen. Doch nun wird das Thema immer akuter. Mit dem Zuzug in den Landkreis wachsen auch die Feuerwehren und ihre technische Ausstattung. Keine Ortsfeuerwehr ist deshalb mehr begeistert, auch noch Katastrophenschutzmaterial für den Landkreis einzulagern. So sind Maschinen und Geräte aktuell an zehn Orten abgestellt. Boxen mit Wasserpumpen lagern bei der Wehr in Altomünster, Maschinen zur Ölabwehr stehen im Dachauer Feuerwehrhaus, Matratzen, Decken, Feldbetten und Zelte sind beim Roten Kreuz untergekommen. Auf dem Gelände des Stadtbauhofs steht eine Sandsackfüllmaschine, dazu noch 20 Paletten fertig befüllter Sandsäcke, die für den Notfall vorgehalten werden, weil das Befüllen viele Stunden dauert. "Die Säcke müssen wir jedes Jahr neu befüllen, weil sie im Freien kaputt gehen", erklärt der Kreisbrandrat. Auch auf dem Gelände der Dachauer Bereitschaftspolizei stehen zwei Überseecontainer mit Material, das Technische Hilfswerk in Feldgeding wie die Feuerwehren in Vierkirchen, Röhrmoos, Markt Indersdorf, Weichs, Peterhausen haben Geräte untergebracht. "Das ist total unpraktisch, wir wissen zum Teil nicht mehr wohin", sagt Bründler.

Vorteil des Standorts Hebertshausen ist die zentrale Lage

Abhilfe schaffen soll deshalb nun eine zentrale Katastrophenschutzhalle. Geplant ist eine Kalthalle für Material und Geräte, ein Unterstand für fünf Fahrzeuge und ein Sandsilo. Auch eine neue Sandsackfüllanlage will der Kreis anschaffen und dort stationieren. Zusätzlich soll die Kreiseinsatzzentrale auf dem Gelände unterkommen. Diese Leitstelle wird bei großen Schadensereignissen wie Hochwasser oder Sturmschäden kurzfristig besetzt. "Da kommen schon mal 50 bis 70 Einsätze auf einmal rein, das kann die Integrierte Leitstelle nicht abwickeln." Momentan logiert die Kreiseinsatzzentrale in einem kleinen Raum im Dachauer Feuerwehrhaus, "aber die Dachauer brauchen ihren Platz selber". Vorteil des Standorts Hebertshausen ist die relativ zentrale Lage und die Kooperation mit den Feuerwehren Hebertshausen und Ampermoching, beide in unmittelbarer Nachbarschaft. Einem Konzept, dem sich auch der Hebertshausener Gemeinderat nicht entgegenstellt.

Sandsäcke werden bei Hochwasser schnell benötigt, um die Fluten einzudämmen oder Anwesen wieder bewohnbar zu machen. (Foto: Toni Heigl)

Diverse Bedenken gab es zwar, weil mit der Katastrophenschutzhalle die Bebauung des Ortsteils Deutenhofen weiter Richtung Ampermoching wächst. "Uns war immer wichtig, den Grüngürtel zwischen den Ortschaften zu erhalten", betonte Clemens von Trebra (CSU). Aber wenn schon ein Gebäude, dann soll es wenigstens den Ortseingang optisch aufwerten. "Wir möchten keinen 0815-Fertigbau." Wichtig ist den Gemeinderäten auch, dass das 1,2 Hektar große Grundstück wie jetzt beantragt mit der Katastrophenschutzhalle nur zur Hälfte bebaut wird. Auf der übrigen Fläche Richtung Ortsrand soll eine Streuobstwiese entstehen, um den Übergang zur freien Landschaft zu gestalten.

Platz braucht zudem eine große Sandsackfüllanlage. (Foto: Toni Heigl)

Kurz diskutiert wurde, ob deshalb ein Bebauungsplan nur für ein Teilareal entwickelt werden sollte, so dass das übrige Gelände rechtlich Außenbereich bleiben würde. Hintergrund dieser Diskussion war die Sorge, dass der Landkreis langfristig das Grundstück dann doch für weitere Bauprojekte nützen könnte. Dass aus der Streuobstwiese also irgendwann eine weitere Halle wird. SPD-Gemeinderätin Caroline Heinz äußerte Zweifel, inwieweit der Gemeinderat bestimmen könne. "Wir haben da keine Handhabe." Dem widersprach der Bürgermeister entschieden. "Theoretisch kann der Rat hundert Prozent Streuobstwiese vorschreiben, wenn er den Landrat ärgern will", sagte er mit einem Augenzwinkern, um die Gemeinderäte ihrer Planungshoheit zu versichern.

Schließlich einigten sich die Räte, eine Flächennutzungsplanänderung für das gesamte Areal und einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf den Weg zu bringen. Damit ließen sich Gestaltungswünsche und Nutzungseinschränkungen am sichersten durchsetzen, so der Tenor der Debatte. Gegen das Projekt stimmten Franz Schmidt (SPD) und Florian Ziegldrum (CSU). "Es ist absolut kein schönes Bild, wenn Hebertshausen mit Ampermoching so zusammenwächst", erklärte Zigldrum sein Veto.

© SZ vom 03.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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