Markt Indersdorf:Verwegener Wurf

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Werden hier bald Grashalme leuchten? Der geplante Kreisverkehr an der Ortseinfahrt nach Indersdorf wird möglicherweise modern gestaltet. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der etwas andere Kreisverkehr: Eine Lichtinstallation könnte die wichtigste Ortseinfahrt nach Markt Indersdorf in Szene setzen.

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Der neue Kreisverkehr an der Kreuzung Staatsstraße 2050/Gewerbestraße wird zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt im Landkreis werden. Er entsteht auf der meistbefahrenen Ortseinfahrt nach Markt Indersdorf und ist für die geplante Ortsumgehung ein zentraler Punkt, an dem der Verkehrsstrom in mehrere Richtungen weiter fließt. Die Bedeutung des Kreisels könnte sich auch in seiner Gestaltung widerspiegeln. Das Dachauer Planungsbüro Topgrün hat dafür jetzt einen großen Wurf vorgelegt. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Leuchtturmprojekt: Eine Lichtinstallation soll im Zentrum des Kreisverkehrs stehen. Ein unkonventionelles und im Landkreis völlig neues Konzept, das im Gemeinderat auf große Begeisterung stößt.

Ein paar Steine, Stauden oder auch ein Strauch - die Kreisverkehrsanlagen im Landkreis sind eher konventionell gestaltet und unterscheiden sich nicht stark. Im Vergleich dazu ist das Konzept für den neuen Kreisverkehr in Indersdorf geradezu verwegen. Die Landschaftsarchitekten von Topgrün wollen dort eine beleuchtete Installation in Szene setzen, die sich aus 59 unterschiedlich hohen und beweglichen Stäben zusammensetzt. Nachts könnten sie leuchten, tagsüber schimmert das Material grün. Die beweglichen Stäbe erinnern an die Grashalme auf einer Wiese, sollen aber auch die 59 Ortsteile von Markt Indersdorf symbolisieren, die wie eine Wiese eine Lebensgemeinschaft bilden. "Wir wollten vom klassischen Grün wegkommen und etwas Neues wagen", sagte Frank Karrer vom Planungsbüro Topgrün, der das Konzept im Gemeinderat vorstellte. Wie Bürgermeister Franz Obesser (CSU) betonte er, dass es sich zunächst nur um eine Gestaltungsidee handelt, die noch nicht mit den Fachbehörden abgestimmt sei. "Wir wollen wissen, ob sich der Gemeinderat so etwas Modernes vorstellen kann oder ob wir bei einer konventionellen Gestaltung bleiben", sagte Bürgermeister Obesser. Auch Sicherheitsaspekte spielen eine Rolle. Bei Unfällen sollen die Beteiligten durch die Gestaltung des Kreisverkehrs keinen weiteren Schaden nehmen. Über die Kosten wollte Karrer noch keine Aussagen machen - auch deshalb, weil die technische Machbarkeit noch geprüft werden muss. Nach Auskunft des Planers kostet die Gestaltung herkömmlicher Kreisverkehre etwa 50 000 Euro. Die Kosten für die Lichtinstallation dürften um einige tausend Euro darüber liegen. "Bitte reißen Sie mir nicht den Kopf runter", bat Karrer am Ende seiner Präsentation. Dabei war auch eine Simulation der beleuchteten Anlage in der Nacht zu sehen.

Von "Kopf runter reißen" konnte in der Sitzung nicht die Rede sein. Im Gegenteil: Bürgermeister und Verwaltung begrüßen die Idee. "Es ist etwas Frisches und Modernes", schwärmte Obesser. Auch die Gemeinderäte reagierten unisono begeistert. "Mir gefällt es sehr gut", sagte Thomas Loderer vom Bürgerblock Niederroth, "doch die Kosten werden entscheidend sein". Beifall klatschte auch Helmut Ebert (Freie Wähler). "Das ist mal etwas ganz Anderes. Wenn ein Pendler nach Indersdorf rein fährt, sagt er erst mal ,wow'. Wenn sie halbwegs bezahlbar ist, sollte man die Idee weiter verfolgen." Auch dritter Bürgermeister Hans Lachner (CSU) zeigte sich von dem Konzept angetan: "An diesem markanten Punkt wäre diese Gestaltung eine tolle Sache. Da sollten wir nicht auf ein paar tausend Euro Mehrkosten schauen." Bürgermeister Obesser steuerte augenzwinkernd noch einen Vorschlag bei: "Schön wäre auch das Vorbild Allianz Arena: Wenn der FC Bayern spielt, leuchten die Stäbe rot, wenn die Sechzger spielen, leuchten sie blau."

Der Bau des Kreisverkehrs soll im Juli beginnen und noch heuer fertig werden. "Das ist realistisch", sagt Bauamtsleiter Erich Weisser. Die Planungsunterlagen gehen in diesen Tagen der Regierung zu. Der Verkehr auf der Staatsstraße soll während der Bauarbeiten über eine Umgehung fließen. Schwierig wird die Verkehrsleitung im Gewerbegebiet, weil die Einfahrt über die Gewerbestraße abgehängt wird. Weisser: "Da müssen wir uns noch was einfallen lassen."

© SZ vom 22.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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