Markt Indersdorf:Katzenjammer in Markt Indersdorf

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86 Katzen hat der Dachauer Tierschutzverein in Markt Indersdorf eingesammelt und bittet den Gemeinderat um eine Kostenbeteiligung - doch keine Chance.

Wolfgang Eitler

Der Tierschutzverein Dachau hat Markt Indersdorf um einen Zuschuss zu den Kosten von 107 000 Euro für 86 Katzen gebeten, die er im Gemeindegebiet eingesammelt hatte und anschließend kastrieren ließ. Der Tierschutzverein bekommt nichts. Nicht die 5000 Euro, welche Bürgermeister Josef Kreitmeir (Freie Wähler) am Mittwochabend dem Gemeinderat als Kompromiss vorschlug, nicht die 2500 Euro, auf die der Bürgermeister zurückging und nicht einmal 1000 Euro, von ihm als kleine Aufwandsentschädigung gedacht.

Der Tierschutzverein hatte in seinem Antrag die Höhe des Zuschusses bewusst offen gelassen. Vorsitzende Silvia Gruber hatte nur die Kosten auf Wunsch der Rathausverwaltung aufgelistet, um dem Gemeinderat darzulegen, was für einen Aufwand der Verein betreiben muss. Die Mehrheit des Gemeinderats war darüber aufgebracht, dass ein Großteil der 86 Katzen vor allem aus Weilern stammten und dort vermutlich als "Bauernkatzerl" lebten; 22 Katzen will der Verein allein aus Weiler Gundackersdorf mit gerade mal 15 landwirtschaftlichen Anwesen bekommen haben. Es gebe keinen Anlass, diese Tiere eigens einzusammeln und zu kastrieren, lautet die nahezu einhellige Vermutung. Zum Vergleich: In Markt Indersdorf selbst wurden sieben herrenlose Katzen aufgefunden. Außerdem staunten die Mandatsträger über die Höhe der Kastrations- und Pflegekosten von 1250 Euro pro Tier.

Nach der ersten Aufregung über den Antrag des Tierschutzvereins versuchte Bürgermeister Kreitmeir die Wogen zu glätten. Aber den Vorschlag eines einmaligen Zuschusses von 5000 Euro unterstützte nur Gemeinderat Georg Weigl von den Um(welt)denkern. Vier Stimmen bekam Kreitmeir für einen Betrag von 2500 Euro. Und für die Summe von 1000 Euro stimmten schließlich sechs Gemeinderäte. Acht blieben hart. Der Gemeinderat möchte jetzt eine umfassende Aufklärung starten, um den Katzenbesitzern und -liebhabern, eindrucksvoll vor Augen zu führen, was für Kosten bei einer nachlässigen oder auch fehlerhaften Betreuung der Tiere auf die Gemeinde und den Tierschutzverein zukommen. Er will die Bürger auffordern, selbst dafür zu sorgen, das ihre Katzen, egal ob sie nun als Haustiere gehalten werden oder eher wild auf einem Bauernhof aufwachsen, "rechtzeitig kastriert werden", wie Klaus Mayershofer, Geschäftsführer im Rathaus, am Donnerstag darlegte.

Die Vorsitzende des Tierschutzvereins Silvia Gruber, fühlt sich komplett missverstanden: "Wir fahren nicht durch den Landkreis Dachau und sammeln Katzen auf", sagte sie am Donnerstag der SZ. Tatsächlich sei der Tierschutzverein in jedem der 86 Fälle um Hilfe gebeten worden. Teilweise seien die Katzen sogar nach Dachau ins Tierheim gebracht worden. Wie die Vorsitzende weiter darlegte, seien die 86 Tiere ausnahmslos verwahrlost und krank gewesen. Die Kosten, die angefallen seien, bezögen sich nicht nur auf die Kastrationen, sondern auf die gesamten tierärztlichen Aufwendungen, die Unterbringung und die Pflege: "Die eine Katze musste geröntgt werden. Die andere brauchte eine Blutuntersuchung."

Silvia Gruber ist nun schon seit 19 Jahren Vorsitzende des Tierschutzvereins und zeigt sich über die Entscheidung des Indersdorfer Gemeinderats nicht sonderlich überrascht: "Ich habe sie erwartet." Aber sie ist enttäuscht, "weil unsere Arbeit wieder einmal so wenig anerkannt wird." In einem Punkt allerdings ist sich Gruber mit dem Indersdorfer Gemeinderat einig: "Die Tierbesitzer sollten selber für die Kastration sorgen." Denn so gehe es nicht weiter: "Wir bekommen wöchentlich, wenn nicht täglich Anfragen, sich an Kastrationen finanziell zu beteiligen." Silvia Gruber warnt: "Wir müssen der Überpopulation Einhalt gebieten, auch das ist Tierschutz." Auf die Frage der SZ, ob sie an Indersdorf einen neuerlichen Antrag stellen wird, sagte sie: "Nein, das nützt doch eh nichts." Der Tierschutzverein treibt zurzeit den Erweiterungsbau des Tierheims mit einem Bau eines Katzenhauses voran. Die Ausschreibungen sind bereits versandt. Silvia Gruber hofft, dass ihr Verein noch im Mai mit dem Bau beginnen kann.

© SZ vom 27.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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