Markt Indersdorf:Jetzt muss nur noch die Richtige kommen

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Indersdorf putzt sich mächtig raus - wie hier am Kloster. (Foto: Toni Heigl)

Die Gemeinde Markt Indersdorf sucht nach einer europäischen Partnerin. Sie sollte aber nicht zu weit entfernt sein

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Partnerschaften zwischen Gemeinden stoßen oft Bürger an, die Kontakte über Grenzen hinweg haben. Wie zum Beispiel Valentino D'Attila, der aus der italienischen Stadt Genazzano stammt und jetzt in Vierkirchen lebt. Die Partnerschaft wurde im Jahr 2000 besiegelt. Besonders gut trifft es sich, wenn der Gemeindechef selbst eine grenzüberschreitende Freundschaft pflegt. Josef Westermayr, ehemaliger Bürgermeister von Röhrmoos, knüpfte so die Bande zur französischen Partnergemeinde Taradeau. Auch die Partnerschaften zwischen Dachau und Fondi, Altomünster und dem ungarischen Nagyvenyim oder Petershausen und Varennes-en-Argonne gehen auf persönliche Kontakte zurück.

Diese langjährigen und erfolgreichen Beziehungen spornen jetzt Markt Indersdorf an, ebenfalls eine Gemeinde als Partner zu finden. Einige Aspiranten gab es schon, etwa in Ungarn oder Österreich, doch die Vorschläge wurden aus verschiedenen Gründen nicht weiterverfolgt. Jetzt will Markt Indersdorf einen neuen Anlauf machen. Die Initiative dazu kommt von der SPD-Fraktion. Durch solche Partnerschaften, heißt es in einem Antrag, den der Gemeinderat am Mittwoch behandelte, werde der europäische Gedanke gefördert. Bürger könnten andere Lebensweisen kennen lernen, zudem förderten solche Partnerschaften Tourismus und Wirtschaft. Die SPD schlägt deshalb vor, die Absicht im Gemeindeblatt und auf der Homepage der Gemeinde zu veröffentlichen und Bürger um Vorschläge für Partnergemeinden zu bitten. Dann sollen die Bürger darüber diskutieren und der Gemeinderat entscheiden. Für das Projekt sind bereits 5000 Euro im Haushalt vorgesehen. So eine Partnerschaft sei gerade jetzt wegen der wieder erstarkenden Nationalismen wichtig, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender und Zweiter Bürgermeister Hubert Böck. "Und die Bürger müssen dahinter stehen." Parteikollegin Anita Engelbrecht assistierte ihm. "Der richtige Weg ist, Kontakte über Bürger und Vereine zu finden. Gemeinde und Kulturreferent sollten allerdings dahinter stehen."

Das sieht auch Bürgermeister Franz Obesser (CSU) so. "Die Gemeinde darf die Partnerschaft den Menschen nicht überstülpen, sie muss aus der Bürgerschaft kommen." Die Bürger müssten bereit sein, Gäste aus der Partnerkommune zu Hause aufzunehmen. Auch Helmut Ebert (Freie Wähler) ist der Ansicht, dass Bürger die Partnerschaft tragen müssen. Sie dürfe nicht von oben herab verordnet werden. Es müsse festgestellt werden, wer schon Beziehungen habe. Auch die Entfernung der Partnergemeinde müsse berücksichtigt werden. Ebert erinnerte an den Vorschlag, eine Partnerschaft mit einer Gemeinde in Ungarn zu gründen. "Die liegt aber im hintersten Zipfel des Landes, der Weg dorthin ist einfach zu weit." Ebert glaubt, dass es nicht mehr so einfach ist, auch junge Leute für das Projekt zu begeistern. "Die sind dazu nichts mehr so bereit." Das zeige das Beispiel Altomünster, das mit dem ungarischen Nagyvenyim partnerschaftlich verbandelt ist. Ebert: "Die älteren Bürger, die sich engagieren, werden immer weniger, die jungen sind dafür nicht mehr bereit." Thomas Loderer (Bürgerblock Niederroth) ist derselben Meinung. "Es ist schwieriger, eine Partnerschaft mit jungen Leuten am Leben zu halten. Widerspruch kam von Anita Engelbrecht und Martina Tschirge (SPD). Die Partnerschaft zwischen Fondi und Dachau sei sehr lebendig, und der Austausch in Vierkirchen laufe toll.

Grundsätzlich kann eine Gemeinde selbst bestimmen, mit welcher Kommune sie eine Partnerschaft eingehen will. Die Kommunalverwaltung kann partnerschaftliche Aktivitäten organisieren. Die Gemeinde entscheidet über Art und Umfang. Dabei spielen auch die finanziellen Möglichkeiten der Partnergemeinden eine Rolle, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung. Der Freistaat stellt für eine kommunale Partnerschaft keine Mittel bereit. Das Gemeindeblatt soll jetzt über das Vorhaben informieren. Darin werden die Indersdorfer Bürger aufgerufen, ihre Vorschläge für eine Partnergemeinde zu machen.

© SZ vom 24.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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