Markt Indersdorf:Auf den Leib geschrieben

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Hansi Leber betätigt sich nach seiner Schwejk-Ära erstmals als Theaterautor und hat für die lustigen Glonntaler eine besondere Geschichte erfunden.

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Es war seine Paraderolle: 20 Jahre lang hat Hansi Leber den tollpatschigen, aber durchaus hintersinnigen Soldaten aus Böhmen gespielt, ihn in den Landkreis Dachau verpflanzt und die kleinen und größeren Widrigkeiten im Leben der lokalen Politprominenz aufgespießt. Der brave Soldat Schwejk plauderte beim Starkbierfest des TSV Indersdorf stets aus dem Nähkästchen, er gab so manches pikante Geheimnis preis, das selbst die Derbleckten zu Lachsalven hinriss.

Auf Einladung der CSU-Bundestagsabgeordneten Gerda Hasselfeldt gab der brave Soldat auch ein Gastspiel in der bayerischen Landesvertretung in Bonn, das damals noch Bundeshauptstadt war. Leber: "Seitdem weiß ich, dass Bonn eine Abkürzung für Bundeshauptstadt ohne nennenswertes Nachtleben ist." Der Besitzer eines Indersdorfer Schmuck- und Uhrengeschäfts schrieb aber nicht nur die Texte für Schwejk. Er verfasste Sketche und Büttenreden für die Indersdorfer Faschingsgala "Glonntal Helau", übersetzte den Klassiker "Dinner for One" ins Bairische, schrieb mehr als tausend Musiktitel in bairischem Dialekt und sogar eine Jazzmesse mit bairischen Texten. "Bei den Büttenreden habe ich ein Gefühl für Dialoge entwickelt", sagt der einstige Spiritus Rector des Faschings in Indersdorf. Der brave Soldat ist inzwischen Geschichte. Vor einigen Jahren hat Hansi Leber die Rolle ad acta gelegt.

Doch das Schreiben lässt ihn nicht los. Hansi Leber präsentiert jetzt sein erstes Bühnenstück, das er für die Theatergruppe des Trachtenvereins "D' lustigen Glonntaler" geschrieben hat. Schon vor dem Krieg wurde in Glonn - heute ein Ortsteil von Markt Indersdorf - Theater gespielt. Vor 40 Jahren wurde eine feste Gruppe gegründet, zu deren Stammpublikum Hansi Leber seit vielen Jahren gehört. Die Idee, für das Glonner Theater ein Stück zu schreiben, reifte bei Leber schon vor einiger Zeit. "Wir haben schon lange darüber geredet und hatten die Handlung schon im Kopf", beschreibt Spielleiter Hans Bickl die Entwicklung des Stücks. Die Idee dazu wurde vor fünf Jahren geboren, richtig los ging es im vergangenen Jahr. Hansi Leber sprach die Schauspieler des Ensembles an, die er unbedingt für sein Projekt engagieren wollte. Heuer, zum 40. Jubiläum der Theatergruppe, sollte das Stück im Kasten sein. Vier Monate benötigte der Autor zum Schreiben, am 7. Juli war das Manuskript fertig. Einige Charaktere des Glonner Theaters haben dem Autor so gut gefallen, dass er ihnen die Rollen für die Komödie "Da foische Opa" förmlich auf den Leib geschrieben hat. "Teilweise sogar auf die Zunge", sagt Hansi Leber.

"Da foische Opa" heißt Ludwig Leisinger und steht vor seinem 65. Geburtstag. Durch eine spektakuläre Erfindung wurde der alleinstehende ehemalige Schwerenöter steinreich. Neben dem Schlosshotel samt Schlosskapelle und der Brauerei gehört ihm praktisch der halbe Ort, in dem er hoch geschätzt und beliebt ist. Seiner Verwandtschaft ist sein angeblich flotter Lebenswandel unangenehm, fast alle Mitglieder haben deshalb keinen Kontakt zu ihm. Trotzdem nehmen die Geschwister die Einladung zu seinem 65. Geburtstag dankbar an. Denn angeblich sucht der reiche Ludwig einen Erben.

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(Foto: Niels P. Jørgensen)

Der foische Opa Ludwig Leisinger (Günter Huber) und seine gierige Verwandtschaft - Schwester Kreszenzia (Traudl Wessner)...

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(Foto: Niels P. Jørgensen)

...und Noah Leisinger, ihr Sohn (Sebastian Hohenester).

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(Foto: Niels P. Jørgensen)

Autor Hansi Leber ...

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(Foto: Niels P. Jørgensen)

...und Regisseur Hans Bickl amüsieren sich auf den Proben.

Die Verwandten riechen Lunte: Sie haben es auf die Patenturkunde für die Erfindung abgesehen. Doch die hat der seit kurzem stark verwirrte Millionär irgendwo in seiner Wohnung verlegt. Das Stück sei kein typisches bayerisches Bauerntheater, erklären Autor Leber und Spielleiter Bickl. Vielmehr sei es eine oberbayerische Komödie, die ohne bäuerliches Milieu und Raufereien im Wirtshaus auskomme. Das fängt schon beim Bühnenbild an, das die gediegene Wohnung des Multimillionärs Ludwig Leisinger zeigt. Das Stück stecke voller Überraschungen, mit denen das Publikum nicht rechne, es seien sentimentale als auch spannende Krimi-Szenen dabei, sagt der Autor. Die Zuschauer würden in den Pausen rätseln, wie die Handlung weitergeht. "Wie erkennt man das wahre Gesicht seiner Verwandtschaft und fällt nicht auf ihre Lügen herein?", erklärt Leber den Grundgedanken des Stückes.

Der Dreiakter hat eine Länge von zweieinhalb Stunden - vielleicht auch etwas mehr, wie Leber hofft. "Damit das Publikum länger lachen kann." 96 Plätze fasst der Saal im Gasthaus Hohenester, wo das Stück aufgeführt wird. Alle sieben Vorstellungen sind bereits ausverkauft, innerhalb von 24 Stunden gingen die Karten im Vorverkauf weg. "Wir haben ein treues Publikum", sagt Spielleiter Bickl, und jeder Schauspieler hat einen Anhang, der sein Familienmitglied auf der Bühne erleben will. Außerdem kennen fast alle den Autor persönlich. Sie sind neugierig, ob Hansi Leber auch Theater kann. Womöglich hat der frühere brave Soldat zum ersten Mal in seinem Leben Lampenfieber.

© SZ vom 05.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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