Markt Indersdorf:Auf dem Prüfstand

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Meister der Satire: Das Trio Ciao Weiß-Blau präsentierte ein musikalisches Kabarett. (Foto: oh)

Mehr Besucher, aber wieder ein Defizit: Die Zukunft der Indersdorfer Kulturtage ist ungewiss

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Kultur in Markt Indersdorf? Da gibt es durchaus noch Nachholbedarf, fanden Brigitte Seizer-Kotzian und Herbert Oberacher. Deshalb riefen die Betreiberin der Ballettschule Tanz Art und ihr Kompagnon vor zwei Jahren die Indersdorfer Kulturtage ins Leben. Der Schwerpunkt der einwöchigen Veranstaltungsreihe lag damals auf Tanzvorführungen und Jazz - ein Konzept, das nur bedingt aufging. Zwar war das Publikum durchweg begeistert. "Eigentlich waren die ersten Kulturtage ein durchschlagender Erfolg", sagt Brigitte Seizer-Kotzian.

Sie bezieht sich damit auf die Reaktion von Besuchern, die etwa bei der Tango-Vorführung spontan mittanzten. "Zum Teil hatten wir ein treues Publikum, das zu mehreren Veranstaltungen kam." Doch einige davon waren mit 25 Leuten eher spärlich besucht. Die Veranstalter blieben auf einem Defizit sitzen. Das hielt sie aber nicht davon ab, das Experiment heuer erneut zu wagen - mit einem im Vergleich zu 2013 neuen Konzept. Diesmal lag der Schwerpunkt auf Rock- und Popmusik. So konnten die Veranstalter etwa die Garden Gang oder Dr. Woo's Rock'n'Roll Circus für einen Auftritt bei den Kulturtagen gewinnen. Die Garden Gang tourte schon mit bekannten Bands durch Großbritannien und Deutschland und trat etwa im Vorprogramm der Scorpions auf. "Wir wollen ein breiteres Publikum erreichen", sagte Seizer-Kotzian vor dem Auftakt der Kulturtage 2015. Leute, die in der Regel nach München fahren, um solche Bands live erleben zu können.

In der Tat schlugen beide Bands ziemlich gut ein. "Die Stimmung war super, die Leute tanzten viel", beschreibt Seizer-Kotzian die Atmosphäre. Am Mittwoch, als Dr. Woo's Rock'n'Roll Circus auf der Bühne wirbelte, machte der Fußball den Veranstaltern allerdings einen Strich durch die Rechnung. Der FC Bayern spielte in der Champions League. "Viele Frauen kamen deshalb ohne Männer", sagt Seizer-Kotzian. "Wenn das Fußballspiel nicht gewesen wäre, hätten wir mehr Besucher gehabt." Auf große Resonanz stieß das Kabarett mit dem Trio Ciao Weiß-Blau und Veronika von Quast. Das Konzert des Duos Junksista fiel dagegen wegen mangelnder Nachfrage aus. Nur drei Karten wurden im Vorverkauf abgesetzt. Im Vergleich zu 2013 stieg die Besucherzahl dennoch ums Doppelte - im Schnitt kamen zu jeder Veranstaltung 50 Leute. Doch die Kosten der Kulturtage werden erneut nicht gedeckt. Die Bands mit vielen Mitgliedern sind relativ teuer, einige gingen bei der Gage aber Kompromisse ein.

Das Fazit von Seizer-Kotzian: "Finanziell sind wir wieder ein bisschen frustriert, doch emotional haben uns die Kulturtage sehr berührt." Ob die einwöchige Veranstaltungsreihe in Markt Indersdorf eine Zukunft hat, ist noch ungewiss. Die Veranstalter werden sich zusammensetzen und darüber beraten, wie es weitergehen soll - vor allem, was die Kosten betrifft. "Wir wollen das Werbebudget überprüfen", kündigt Seizer-Kotzian an, "und uns auf die wesentlichen Bereiche konzentrieren". Aber sie ist zuversichtlich, dass es in zwei Jahren eine Neuauflage der Kulturtage geben wird.

© SZ vom 14.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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