Linie 708:Fahrgäste wollen ihren Lieblingsbusfahrer zurück

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Niko Tziutzukis aus Markt Indersdorf wird 2014 zum Busfahrer des Jahres gekürt. Kurz danach muss er den Betrieb wechseln.

Von Robert Stocker, Dachau

"Busfahrer in der Region ist wahrscheinlich der schwierigste Job im Nahverkehr", sagt MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag. Denn kein anderer habe so viele direkte Kontakte mit den Fahrgästen wie er. Busfahrer müssen täglich jede Menge kurzer Gespräche führen und Auskünfte geben. Hinzu kommt die stressige, aber auch verantwortungsvolle Aufgabe, Kinder morgens pünktlich zur Schule zu bringen und die Busse sicher durch den Verkehr zu steuern. Niko Tziutzukis ist ein alter Hase in diesem Geschäft. Und spätestens seit dem Jahr 2014 steht sein Name auch für Qualität in der Branche.

Als ehemaliger Fahrer des Haimhausener Busunternehmens Heigl erwarb er sich bei den Kunden auf der MVV-Linie 708 einen exzellenten Ruf. Der heute 62-jährige gebürtige Grieche half gebrechlichen Senioren beim Ein- und Aussteigen und setzte kleine Schulkinder vor der Haustür ab, damit sie nicht die Straße überqueren mussten. Fahrgäste, die wegen einer verspäteten S-Bahn den Bus verpasst hatten, sammelte er später am Bahnhof ein. Tziutzukis erhielt dafür einen besonderen Lohn: Seine Fahrgäste kürten ihn 2014 zum "Busfahrer des Jahres" im Landkreis Dachau. Der Münchner Verkehrsverbund (MVV) ruft dieses Jahr wieder seine Kunden zur Teilnahme an dieser erfolgreichen Aktion auf.

Hymnisches Lob

Viele Zuschriften, die sich damals für Niko Tziutzukis aussprachen, fielen geradezu hymnisch aus. Der stets gut gelaunte und eloquente Mann zeigte sich von der Auszeichnung tief gerührt. "Das tut im Herzen gut", freute sich der Busfahrer über seine Wahl. Doch die Freude trübte ein großer Wermutstropfen. Bei seiner Auszeichnung im Januar 2015 stand bereits fest, dass sein Arbeitgeber eine bittere Pille schlucken muss. Seit Ende 2015 darf das Busunternehmen Heigl die MVV-Linie 708 nicht mehr bedienen. Auf der Strecke zwischen Markt Indersdorf und Kammerberg war Tziutzukis 14 Jahre lang unterwegs. Heigl kam bei der Neuvergabe der Linie in einem europaweiten Ausschreibeverfahren nicht mehr zum Zug.

Dem Omnibusunternehmen brach damit ein wichtiges Standbein weg. Firmenchef Peter Heigl musste sich neue Geschäftsfelder suchen. Das Unternehmen setzt jetzt viele Kleinbusse im Schulbusverkehr ein und befördert unter anderem die Schüler der Business International School in Haimhausen. Trotzdem musste Heigl Ende des Jahres 2015, als die MVV-Linie 708 vom Großunternehmen Geldhauser übernommen wurde, zwei Fahrer ausstellen. Niko Tziutzukis war einer von beiden. Ein schmerzlicher Verlust für Peter Heigl. "Ich habe für ihn eine neue Arbeit gesucht", sagt der Firmenchef. Der "Busfahrer des Jahres" 2014 im Landkreis arbeitet jetzt für das Unternehmen Schuldes in Dachau. Tziutzukis hat noch immer Kontakt zu seinem früheren Chef, für den er 14 Jahre lang fuhr. "Ab und zu kommt er noch vorbei", sagt Heigl. Und dann sprechen sie über die gemeinsame Zeit, die beide in guter Erinnerung haben.

Tziutzukis fährt jetzt für MAN

Ende Dezember wird es ein Jahr, dass der "Busfahrer des Jahres" 2014 einen neuen Arbeitgeber hat. Tziutzukis wird jetzt im Werksverkehr der MTU eingesetzt und fährt die Beschäftigten aus dem Landkreis nach Hause. Außerdem befördert er Schüler von Dachau zur Griechischen Schule in Pasing. Auftraggeber ist das griechische Konsulat. Die Strecke hat elf Haltestellen, jeden Morgen steht Tziutzukis in der Pippinger Straße mit seinem Bus im Stau. Als Busfahrer eine neue Erfahrung für ihn. Auf der Linie 708 konnte er stets zügig fahren; sie führte von Markt Indersdorf bis Kammerberg über viele kleine Ortschaften durch das Dachauer Hinterland. Tziutzukis ist dennoch froh über seinen neuen Job. Sein Arbeitgeber weiß ihn zu schätzen, denn kompetente und erfahrene Busfahrer wie er sind gefragt. Im September nächsten Jahres wird der Indersdorfer in Rente gehen. Ein bisschen arbeiten will er aber weiterhin.

Unter den Beschäftigten der MTU, die er im Werksverkehr befördert, sieht Tziutzukis auch viele Fahrgäste, die er von der Linie 708 noch kennt. Sie vermissen ihren Lieblingsfahrer und sprechen ihn immer wieder darauf an. Eltern von Schülern haben ihn sogar zu Hause besucht, weil sie ihn als Fahrer ihrer Kinder auf der Linie 708 zurückhaben wollten. "Niko, du musst zurückkommen", sagten die Leute. Auch das Unternehmen Geldhauser kam auf ihn zu. Es musste bei der Übernahme der Linie 708 mit großen Anlaufproblemen kämpfen. Doch Tziutzukis winkte ab. "Ich vermisse die Zeit bei Heigl sehr, aber zurückkehren werde ich nicht."

Wer Busfahrer oder -fahrerinnen vorschlagen möchte, kann das auch per E-Mail an busfahrer-aktion@mvv-muenchen.de. Dabei sollte die Buslinie und die Uhrzeit angegeben werden, zu der man unterwegs war. Unter allen Einsendern verlost der MVV Geld- und Sachpreise.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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