Linie A:Eine wundersame Karriere

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Die Linie A war früher die idyllische Bockerlbahn, dann das Auslaufmodell der Deutschen Bahn. Jetzt wird sie zum Gelenkstück des Öffentlichen Nahverkehrs. Die Genehmigung zum Ausbau liegt seit Ende dieser Woche vor.

Wolfgang Eitler

Einer der strittigen Punkte bei der Planung der neuen Linie A war die Frage, ob die Brücke zum Petersberg erhalten bleibt. Bürger setzten sich dafür ein. Die Gemeinde Erdweg und die Deutsche Bahn einigten sich auf eine Lösung. (Foto: DAH)

Gerda Hasselfeldt stimmt eine Hymne an. Konrad Wagner zeigt sich erleichtert. Die Dachauer Bundestagsabgeordnete und CSU-Landesgruppenchefin sagt: "Ich bin außerordentlich froh, dass wieder eine Hürde zum Ziel geschafft wurde." Der Sprecher aller 17 Bürgermeister aus Altomünster von den Freien Wählern freut sich, "dass wir jetzt endlich wissen, wie es weitergeht." Die Linie A von München über Dachau nach Altomünster verabschiedet sich voraussichtlich bis Ende 2014 von den Diesellokomotiven, wird elektrifiziert und zu einer echten S-Bahn ausgebaut. Die entscheidende Bundesbehörde, das Eisenbahnbundesamt, hat die Pläne der Regierung von Oberbayern jetzt offiziell genehmigt. Man muss hinzufügen, gerade noch rechtzeitig und nur wegen des enormen politischen Drucks aus Dachau.

Kein Kommunalpolitiker im Landkreis will sich vorstellen, dass es nicht weiter gegangen wäre. Alle schönen Pläne über die Zukunft des Landkreises, der sich nur noch entlang des Öffentlichen Nahverkehrs entwickeln soll, um den Straßenverkehr in den Griff zu bekommen und den Flächenverbrauch einzugrenzen, wären Makulatur gewesen. Deswegen ist Bürgermeister-Sprecher Wagner so erfreut. Deswegen spricht der CSU-Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath von einem "Quantensprung". Er erwartet nun, dass das Ausbauziel zum Fahrplanwechsel 2014 eingehalten werden kann.

Im September vergangenen Jahres überraschte die Bundestagsabgeordnete Gerda Hasselfeldt die CSU im Landkreis mit der Hiobsbotschaft, dass das Eisenbahnbundesamt sich auf keinen Termin festliegen lässt, wann sie das Vorhaben genehmigen wird. Die Verzögerungen begründete die Behörde mit Personalmangel.

Zu dem Zeitpunkt waren die Bürgermeister entlang der Linie A schon enttäuscht, weil sie fest damit gerechnet hatten, dass der Ausbau schon Ende 2013 abgeschlossen wird. Jetzt war das Jahr darauf schon fraglich. Überhaupt sah es im Herbst 2012 so aus, als würde das Vorhaben auf die lange Bank geschoben, weil das bayerische Wirtschaftsministerium mit der Deutschen Bahn AG noch immer nicht geklärt hat, wie das 40-Millionen-Euro-Projekt finanziert werden soll. In der Form eines dezent vorgetragenen Selbstlobs schreibt Hasselfeldt jetzt in einer Pressemitteilung, dass auf ihre "Initiative" hin bei einem großen Treffen mit dem Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), seinen Behördenvertretern, zu denen auch das Eisenbahnbundesamt gehört und Vertretern der Dachauer Kommunalpolitik "gelungen ist, einen neuen Fahrplan für die Realisierung des für den Landkreis Dachau höchst bedeutenden Verkehrsprojekts zu vereinbaren". Dieser Fahrplan hing wiederum davon ab, ob das Eisenbahnbundesamt das Vorhaben tatsächlich bis zum 31. Juli 2013 würde genehmigen.

Die Bundestagsabgeordnete Hasselfeldt weist allerdings daraufhin, das erst jetzt nach der sogenannten Planfeststellung der Erwerb der Grundstücke entlang der Trasse beginnen kann. Allerdings ist Bürgermeister-Sprecher Wagner zuversichtlich. Die Regierung von Oberbayern hatte im Sommer 2012 seines Wissens nur Verhandlungen mit vier Grundstücksbesitzern zu führen.

Eine weitere Hürde muss der Landkreis gemeinsam mit der Deutschen Bahn erst noch nehmen. Beide müssen klären, wie der Ausbau zeitlich erfolgen soll. Bisher war daran gedacht, dass die neue Trasse nur während der Sommerferien 2013 und 2014 errichtet wird. Auf dem Treffen in Berlin mit Ramsauer und Hasselfeldt hatte Landrat Hansjörg Christmann (CSU) vorgeschlagen, während der etwa eineinhalbjährigen Bauzeit einen Schienenersatzverkehr mit Bussen zu organisieren. Auf diese Weise will er eventuellen Bauverzögerungen vorgreifen. Dazu heißt es in der Pressemitteilung von Gerda Hasselfeldt: "Die Durchführbarkeit des Schienenersatzverkehrs, der während der Bauzeit notwendig ist, werde derzeit geprüft und ein entsprechendes Konzept erarbeitet."

Somit hat die Linie A eine ungewöhnliche Karriere hingelegt: Sie war die idyllische Bockerlbahn. Die Deutsche Bahn wollte sie als Auslaufmodell auflösen, was der Landkreis mit dem Kauf eigener Zuggarnituren verhinderte. Und jetzt wird sie zum Gelenkstück im regionalen Nahverkehr.

© SZ vom 02.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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