Länger mobil:Mit Elektroantrieb in die Zukunft

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E-Bikes und Pedelecs verkaufen sich gut. In Dachau stellt die Volksbank eine Ladestation auf, die FDP beantragt städtische Maßnahmen. Vor allem älteren Menschen erleichtert der Motor das Radfahren, aber auch immer mehr jüngere Menschen steigen auf

Von Kathrin Pleva, Dachau

Elfie Feicht ist 71 Jahre alt - und sie fährt leidenschaftlich gern Rad. Schon Hunderte Kilometer hat die Markt Indersdorferin mit ihrem Velo zurückgelegt. Doch schließlich dreht sich auch das Rad der Zeit - der Körper wird nicht jünger. Umso glücklicher ist die 71-Jährige über den neuesten Trend: das E-Bike. Wer denkt, sie tuckere ein bisschen durch die Landschaft, der irrt. Seit zehn Jahren schon leitet sie Radtouren des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs Dachau (ADFC). Im letzten Jahr hat sie mit dem neuen elektrischen Rad ganze 4300 Kilometer zurück gelegt - mehr als mancher Hobby-Radler im ganzen Leben. "Ich fahre mit meiner Freundin Touren, die ich sonst nie gemacht hätte", sagt Feicht.

Elfie Feicht hilft das E-Bike, länger mobil zu bleiben. Doch mittlerweile sind E-Bikes mehr als Rentnerfahrräder - und sie sind auch mehr als ein vorübergehender Trend. Laut Zweirad-Industrie-Verband wurden im vergangenen Jahr etwa 450 000 E-Bikes verkauft. Die Verkaufszahlen steigen seit der Markteinführung 2009 kontinuierlich an. Mehr als 1,8 Millionen elektrische Drahtesel sollen schon durch Deutschland fahren.

Da ist es konsequent, dass die Volksbank-Raiffeisenbank Dachau ein betriebseigenes E-Bike mit eigener Ladestation angeschafft hat, die auch von Kunden genutzt werden kann. Die FDP Dachau setzt sich in gesonderten Anträgen für die Einrichtung von Ladestationen ein. Auch die ansässigen Dachauer Radgeschäfte bieten die elektrische Variante an, wobei man unter E-Bikes und Pedelecs, das steht für Pedal Electric Cycle, unterscheidet.

Aber was können die beiden? Pedelecs geben nur einen zusätzlichen Anschwung, wenn man in die Pedale tritt und das nur bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde. Wem das nicht reicht, der kann sich ein sogenanntes "Speed Pedelec" zulegen. Sie helfen beim Treten bis zu einem Tempo von 45 km/h, erfordern allerdings eine Zulassungspflicht. Diese Zulassung braucht man ebenfalls, wenn man sich für die schnelle Variante des E-Bikes entscheidet: einzelne Modelle können bis zu 100 Stundenkilometer schnell werden - brauchen allerdings eine Zulassung als Motorrad. Beim E-Bike-Fahren kann man sich im Unterschied zum Pedelec zwischendurch entspannt zurücklehnen und - ähnlich wie bei einem Mofa - dem Motor die Arbeit ganz überlassen. Das normale E-Bike, ohne Zulassungspflicht, fährt 20 Stundenkilometer.

4300 Kilometer hat Elfie Feicht im vergangenen Jahr auf ihrem E-Bike zurück gelegt. Für sie bedeutet der Trend, länger mobil bleiben zu können. (Foto: Toni Heigl)

Die Dachauer Fachgeschäfte bieten eine große Auswahl an, ob die Cityvariante mit niederem Einstieg, das E-Mountainbike oder das Speed Pedelec. Bei Volt Velo beispielsweise werden zwölf Modelle angeboten, weitere können nach Wunsch bestellt werden. Auch Radsport Böhm verkauft verschiedenste Varianten. Die Nachfrage ist da: Ein Drittel der Fahrräder werde schon in der elektrischen Version verkauft.

Die Kunden der E-Bikes seien zwar hauptsächlich ältere Menschen, jedoch werde die Kundschaft immer jünger, sagt Radhändler Matthias Rebien von Volt Velo. Der im Vergleich zum Fahrrad viel höhere Preis schrecke junge Leute jedoch oft ab. Etwa 2000 Euro kostet ein gutes Einsteigermodell beim Fachhändler. Zwar gibt es auch Discount-Räder für 600 Euro, aber da spare man am Motor, Schaltung, Bremse und Federgabel, sagt Suad Salihi von Sudi's Radlwerkstatt. Nach oben gibt es keine Grenzen. Die Luxus-Bikes können bis zu 10 000 Euro kosten und sind mit Spielereien wie Bluetooth-Verbindung zum Handy und Navigation ausgestattet.

Das kommt wohl vor allem den Bedürfnis jener Kunden nach, die das E-Bike als Autoersatz nutzen möchten, um beispielsweise dem Stau im Pendelverkehr zu entkommen. Weil die Dienstfahrräder dem Dienstauto nun gesetzlich gleichgestellt sind, stellen auch immer mehr Unternehmen Fahrräder und E-Bikes bereit. Vorbild für diese Entwicklung sind die Niederlande, das Land mit der höchsten E-Bike-Dichte Europas. Dort ist das E-Bike ein etablierter Autoersatz und wird speziell in den Großstädten genutzt.

Ganz ohne Nachteile sind die Fahrräder mit Elektroantrieb natürlich nicht: Sie sind nicht nur teurer, sondern auch deutlich schwerer als normale Räder. Die Akkus müssen relativ häufig aufgeladen werden, eine Ladung reicht für eine Strecke von etwa 40 Kilometern, dann muss das Rad zwei Stunden in die Station. Bei den organisierten Touren des ADFC Dachau fahren jedenfalls immer häufiger E-Biker mit, sagt Elfie Feicht. Sie sind aber auch eine Option für einen nicht so sportlichen oder nicht mehr so bewegungsfähigen Partner. Ob nun 4300 Kilometer im Jahr oder kleine Touren, Elfie Feicht ist überzeugt: "E-Bikes sind die Zukunft." Nicht nur für die ältere Generation.

© SZ vom 11.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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