Labsal für die Sinne:Intimes Hörerlebnis

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Auch Susanna Morper beweist in der Kirche Sankt Johannes Baptist an der Barockvioline Klasse. (Foto: Toni Heigl)

Janet Bens und Petra Morper beglücken ihr Publikum mit feinsinnig vorgetragener geistlicher Musik zum Pfingstausklang

Von Dorothea Friedrich, Bergkirchen

Schon das Motto des diesjährigen Konzerts am Pfingstmontag in der Bergkirchener Pfarrkirche Sankt Johannes Baptist klang wie Musik: "Meine Seele hört im Sehen". So beginnt auch ein Stück aus "Neun deutsche Arien" von Georg Friedrich Händel (1685 -1759). Insgesamt vier von ihnen standen auf dem Programm dieser Stunde geistlicher Musik, die Sopranistin Janet Bens sowie Pianistin Petra Morper 2010 ins Leben gerufen haben. Mittlerweile ist der Konzertabend für die Besucher im auch heuer vollbesetzten Gotteshaus der unverzichtbare Ausklang des "lieblichen Festes", wie Johann Wolfgang von Goethe Pfingsten im "Reineke Fuchs" genannt hat.

Nun kann man zwar in Händels Opern und Oratorien vieles sehen - von barockem Pathos bis zu Abgründen menschlicher Leidenschaften. Als lieblich würde man sie jedoch wohl eher nicht charakterisieren. Ganz anders verhält es sich mit den "Neun deutschen Arien". Da ist "Meine Seele hört im Sehen" das Leitthema. Händel hat sich voll auf die empfindsamen, der Natur und Gott verbundenen Texte des Hamburger Dichters und Schriftsteller Barthold Heinrich Brockes eingelassen. Die Gedichte stammen aus dessen neunbändigem Mammutwerk "Irdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten". Der Wahl-Londoner Händel hat aus ihnen echte Preziosen gemacht. Sie passen so gar nicht ins Bild vom Schöpfer gigantisch-opulenter Musikprunkstücke, sind keine brillierenden Stars, sondern eher stille Schönheiten.

Janet Bens sang die Arien mit strahlender, gelöster Stimme, mit heiterer Innigkeit und Empathie. Um es mit Goethe zu sagen: "Festlich heiter glänzte der Himmel und farbig die Erde." Petra Morper begleitete sie teils an der Orgel, teils am Cembalo. Doch damit nicht genug. Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Georg Philipp Telemann Johann Sebastian Bach und Dario Castello waren weit mehr als eine Umrahmung der Händel-Arien.

Mit Castellos 1629 veröffentlichter Sonata seconda zeigte die junge Geigerin Susanne Morper ihr Können an der Barockvioline. Als Begleitinstrument hatte ihre Mutter, Petra Morper, eigens ein Spinett in den Kirchenraum transportiert. So wurde aus dem harmonischen Zusammenspiel von dunkler Barockgeige und zartem Spinett ein fast schon intimes Hörerlebnis für die Zuhörer. Susanne Morper hatte als weiteren Solopart die Sinfonia aus Bachs Kantate BV 156 "Ich steh' mit einem Fuß im Grabe" ausgewählt. Eine gute Wahl, denn diese Sinfonia ist Meditation pur und Labsal für die Seele.

Gleichfalls gelungen war das Adagio E-Dur aus Mozarts Violinkonzert KV 261. Im Programm ist nachzulesen, dass es mit diesem Adagio eine besondere Bewandtnis hat. Mozart komponierte es 1776 eigens für den Salzburger Geiger Antonio Brunetti, weil diesem der ursprüngliche langsame Satz "zu studirt" war. Dass Herr Brunetti womöglich sein Instrument nicht so gut beherrschte wie Susanne Morper das tut, bleibt jedoch nur eine Vermutung.

Wie fabelhaft, frisch und zugleich unvergänglich schön Mozarts Flötenkonzert KV 315 klingen kann, zeigte die junge Flötistin Sarah Lux mit dem Andante aus diesem bekannten Konzert. Sarah Lux ist eine musikalische Offenbarung. Sie spielt mit großer Ernsthaftigkeit, versinkt in ihrer Musik und kann diese so tänzerisch leicht erklingen lassen, dass etliche begeisterte Zuhörer bei Georg Philipp Telemanns (1681- 1767) Fantasia A-Dur nur zu gerne mitgetanzt hätten. Aber dann wäre ihnen womöglich einiges von Sarah Lux' Virtuosität entgangen.

In einer der deutschen Arien heißt es: "Die rauschenden Flüsse, die sprudelnden Quellen bereichern, befruchten erfrischen das Land". In diesem Sinne war das Konzert am Pfingstmontag eine echte Bereicherung und Labsal für die Sinne. Und das nicht zuletzt, weil alle Beteiligten in ihren Soloparts und im Zusammenspiel reine Harmonie ausstrahlten.

© SZ vom 24.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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