Kunsteisbahn:Es läuft noch nicht glatt

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Die alte Kunsteisbahn wird abgerissen. Wohin die neue Wintersportstätte gebaut wird, müssen die Stadträte erst entscheiden. (Foto: Toni Heigl)

Der ESV Woodpeckers möchte eine Multifunktionsanlage mit Eislaufbahn bauen, was die Stadt weniger kosten würde, als selber eine Halle zu errichten. Die Stadträte aber zögern noch, sie wollen beide Konzepte prüfen

Von Petra Schafflik, Dachau

Das Konzept für eine Eishalle an der Wallbergstraße, das der Eissportverein Woodpeckers (ESV) im Januar vorgelegt hat, stößt im Stadtrat auf positive Resonanz. Die Idee: Nicht die Stadt baut wie bisher geplant eine überdachte Eislaufbahn beim ASV-Gelände, sondern der Verein erstellt eine Multifunktionshalle mit Eisbahn am südlichen Stadtrand. Und das mit einem Modell, das die Stadt finanziell entlastet. Überzeugt vom ESV-Konzept ist die SPD, die sofort einen Bebauungsplan auf den Weg bringen möchte. Die übrigen Fraktionen lobten im Hauptausschuss Engagement und Entwurf des Vereins, warfen aber auch Fragen auf. Vor allem ein genauer Kostenvergleich beider Vorschläge wird gefordert. Die Verwaltung soll daher nun tiefergehende Informationen zusammentragen. Mitglieder und Vorstand des ESV äußerten sich dennoch zufrieden. Ihr Konzept sei von allen Fraktionen positiv gewürdigt worden, sagte Annette Dobler vom ESV-Vorstand nach der Sitzung. Hätte der Stadtrat das erst vor wenigen Wochen präsentierte Vorhaben sofort auf den Weg gebracht, "wäre das eher überraschend".

Aktuell gibt es zwei Ideen für den geplanten Neubau einer Kunsteisbahn in der Stadt: Nach städtischer Planung würde so eine Wintersportstätte auf dem ASV-Gelände entstehen. Dort soll die neue Scherer-Halle, die der Verein dringend benötigt, auf den Standort der jetzigen Eisbahn gesetzt und diese dann im Süden des Areals neu errichtet werden. Allerdings anders als bisher mit einer Überdachung versehen. Alternativ möchte der ESV Woodpeckers an der Wallbergstraße eine geschlossene Multifunktionshalle mit Eisbahn errichten, die auch den Behindertensport stärken soll. Der Verein wäre Bauherr, könnte im Gegensatz zur Stadt öffentliche Zuschüsse abrufen und so den Rathausetat entlasten.

Welche Variante ist nun die bessere? "Diese Entscheidung ist schwer zu treffen, weil wir Millionen reinstecken, ohne zu wissen, was letztlich herauskommt", erklärte Ingrid Sedlbauer (ÜB), deren Fraktion per Antrag einen Fragenkatalog eingereicht hat. Aber auch die übrigen Fraktionen sehen Gesprächsbedarf und noch ein Informationsdefizit. Die CSU wünscht wie die ÜB eine Gegenüberstellung der Varianten. Auch gelte es, die potenziellen Eishallen-Standorte zu betrachten, so Florian Schiller (CSU). Am ASV fehlen Parkplätze, Bannwald muss gerodet und durch eine Neupflanzung ersetzt werden. Und zwar "mitten in der Stadt", informierte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Am ASV bereitet auch die Lage im Hochwasserschutzgebiet Probleme, ein hydrologisches Gutachten wird gerade erstellt. An der Wallbergstraße sieht Schiller dagegen das Thema Emissionen kritisch, vermutlich wegen der nahen Wohnbebauung. Zu prüfen sei auch, wer Betreiber der Halle wird, wer die Betriebskosten trägt. "Was vorliegt, genügt nicht für eine so weitreichende Entscheidung", sagte Sabine Geißler (Bündnis für Dachau). Auch wenn auf den ersten Blick der Eindruck entstehe, beim Vereinsprojekt bekomme die Stadt "die bessere Halle für weniger Geld". Nicht "aus Begeisterung losschlagen" will auch Edgar Forster (FW). Einzig die SPD sprach sich klar pro ESV-Projekt aus. "Wir sind überzeugt", sagte Fraktionssprecherin Christa Keimerl. Die von der Stadt am ASV geplante offene Halle sei "Energieverschwendung", zudem nur wenige Monate im Jahr nutzbar, heißt es im SPD-Antrag. Die geschlossene ESV-Halle stünde deutlich länger für den Eislauf zur Verfügung, würde im Sommer auch für den Behindertensport genutzt. Die SPD möchte sofort einen Bebauungsplan starten für das Vereinsprojekt. Und parallel das Verfahren für den ASV-Standort weiterführen, um flexibel zu bleiben, falls Probleme auftreten. Für das ESV-Projekt würde sich die SPD entscheiden, sofern eine Lösung für den Bolzplatz gefunden wird, öffentliche Eislaufzeiten verfügbar sind und die Stadt nicht mehr als die bisherigen Betriebskosten von 300 000 Euro zuschießen muss.

Doch die übrigen Fraktionen möchten erst belastbare Daten sehen. Auch wenn eine fundierte Kostenschätzung "Geld kostet und lange dauert", wie OB Hartmann warnte. Zwar liegen vom ESV bereits Entwürfe und eine konkrete Kostenschätzung vor. Der städtische Plan müsste erst gerechnet werden. Hartmann schlug vor, stattdessen andere Eishallen-Projekte etwa in Hof oder Freising als Vergleichsprojekte heranzuziehen. "Sonst ist ein halbes Jahr weg." Alle weiteren Fragen wird die Verwaltung bündeln und in einer der nächsten Sitzungen Antworten vorlegen. Dieses Vorgehen billigten die Stadträte einstimmig. Der SPD-Antrag wird solange zurückgestellt. Die Zeit drängt, der ASV braucht dringend ein Konzept, damit auf dem alten Eisstadion ein Ersatzbau für die Scherer-Halle in Angriff genommen werden kann.

© SZ vom 23.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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