Kultur:Fünf Stunden Offenheit

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Zum siebten Mal öffnen am Freitag die Dachauer Künstler die Türen ihrer Ateliers. Fünf Galerien feiern in der Langen Nacht Vernissage, an mehreren Orten kann vor den Bildern getanzt werden.

Von Viktoria Großmann

Karin-Renate Oschmann organisiert die Nacht der offenen Türen. (Foto: © joergensen.com)

Man könnte am Freitagabend von einer Vernissage zur nächsten tanzen und hätte trotzdem nur ein Sechstel aller Veranstaltungsorte der Langen Nacht der offenen Türen in Dachau gesehen. Fünf Aussteller, darunter die Künstlervereinigung (KVD) und der Wasserturm, starten mit neuen Schauen in den Kunstherbst.

Dass die Termine auf dasselbe Datum fallen, ist bei Karin-Renate Oschmann selbstverständlich kein Zufall. Sie organisiert die Nacht der offenen Türen und steht zugleich dem Förderverein Dachauer Wasserturm vor. "Sichtweisen" heißt die neue Ausstellung, auf der Klaus Eberlein und Günther Urban Druckgrafiken, Keramiken und Illustrationen zeigen. Beide Künstler gehören der Künstlervereinigung Dachau an, Urban ist in Dachau geboren.

Der lokale Bezug ist Oschmann wichtig: "Es sollen hiesige Künstler zur Geltung kommen", sagt sie. Auch die Besucher kamen in den vergangenen Jahren überwiegend aus der Gegend. Es habe sich gezeigt, sagt die Organisatorin, dass die Landkreisbewohner allein die Ateliers recht gut füllen können.

Umso großzügiger mag es erscheinen, dass die Künstlervereinigung ihre heimische Spielfläche in der Kulturschranne in diesem Herbst befreundeten Künstlern aus Nürnberg überlässt. Die Ausstellung "Fette Beute", von der KVD als gesellschaftskritisch angekündigt, ist der Gegenbesuch der Franken in Oberbayern. Die Dachauer hatten im vergangenen Jahr in den Räumen der Gruppe "Kreis" ausgestellt.

Ihre eigenen Arbeiten zeigen die KVD-Mitglieder an deren Entstehungsorten. Monika Siebmanns hat in ihrem Atelier neben ihren Skulpturen noch Platz geschaffen für die Malerin Karin Schuff und Itai Nyama, einen Steinbildhauer aus Simbabwe. Sein Anspruch ist es, dem Stein die Schwere zu nehmen, "ihn wie Papier zu falten, unter den Händen zerfließen und in der Luft schweben lassen", wie er auf seiner Internetseite schreibt.

Nicht nur Ateliers, Werkstätten und Antiquariate öffnen bis Mitternacht ihre Türen, auch die öffentlichen Museen beteiligen sich an der Langen Nacht. Das bedeutet für die Besucher freien Eintritt zu Räumlichkeiten, für die sie sonst zahlen müssen. Es ist eine der letzten Gelegenheiten, die Ausstellung "Wiederaufbau und Wirtschaftswunder" im Bezirksmuseum anzusehen, die am Sonntag schließt. Das Bezirksmuseum nimmt die Lange Nacht außerdem zum Anlass, Audioguides zu präsentieren, die Schüler während eines Projektkurses im Fach Geschichte angefertigt haben. Die Neue Galerie eröffnet ihre Ausstellung "Organische Artefakte, Vom Finden und Erfinden der Natur". Die Werke der vier darin vertretenen Künstlerinnen zeigen Natur und Kunst nicht als Gegensätze, sondern als nahe Verwandte.

Erstmals dabei sind in diesem Jahr Margot Krottenthaler und Linda Mössner-Brosius. In ihrem Gestaltungsbüro Leporello-Company planen sie für Freitag eine Buchvorstellung. Gleich um die Ecke zeigt Claudia Flach im Fenster ihres Keramikateliers ein Theaterstück.

Die junge Kunstszene mit Streetart, Graffiti und Video präsentiert sich im Freiraum, dessen Team außerdem ein Bass-Jazz-Project mit Liquid Light Show ankündigt. Kurzkonzerte gibt auch der Schlagzeuger Benni Pfeifer aus Schwabhausen während der Vernissage in der Galerie Cara. Im Ludwig-Thoma-Haus spielt die Gruppe Funtasia Lounge-Musik.

© SZ vom 12.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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