Kultur:Eine echte Herausforderung

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Bei einem Konzert im Ludwig-Thoma-Haus demonstrieren junge Talente aus Dachau ihr Können. Der Auftritt ist eine Art Generalprobe für den Wettbewerb "Jugend musiziert", der an die Teilnehmer hohe Ansprüche stellt.

Von Dorothea Friedrich

Der Komponist John Cage ist auch eingefleischten Klassik-Fans ein Begriff. Aber wie steht es mit der Russin Lera Auerbach, dem in München lebenden Komponisten und Cellisten Graham Waterhouse oder dem Amerikaner George Crumb? Nie gehört? Ein Versäumnis, wie sich am vergangenen Donnerstag beim "Konzert mit Teilnehmern des Wettbewerbs Jugend musiziert 2014 und Gästen" im Ludwig-Thoma-Haus zeigte. Susanne Morper (Gesang, Violine) und Stefan Gröschner hatten sich Werke der vier Musikschaffenden für ihr Wettbewerbsprogramm ausgesucht. Eine echte Herausforderung, wie Susanne Morper erzählte. Denn die beiden nehmen an dem renommierten und anspruchsvollen Wettbewerb in der Kategorie Ensemble teil. Da ist heuer Neue Musik gefordert. Schon die Ausschreibung zeigt die hohen Ansprüche an die Teilnehmer: "Die Bewerbung mit neuen und neuesten Kompositionen, mit anspruchsvollen Werken in unkonventionellen Tonsprachen, die auf hohem künstlerischen Niveau dargeboten werden, ist Erfolg versprechender als eine Bewerbung mit neoklassizistischen oder neoromantischen Werken oder mit Musik, die sich überwiegend an Mustern kommerzieller Popkultur orientiert", heißt es dort.

Für Musikpädagogin Petra Morper ist Jugend musiziert "der wichtigste deutsche Jugendwettbewerb für die wirklich Guten. Der Weg dahin ist ein wichtiger Entwicklungsschritt und Erfahrungsgewinn. Die Vorbereitungszeit ist extrem intensiv und auch das Übungskonzert gehört dazu." Der Regionalwettbewerb selbst findet übrigens am Samstag/Sonntag, 18./19. Januar, in München in der Hochschule für Musik statt. In der Sparte Klavier stellen sich die Geschwister Michelle (14) und Fabian Heinz (7) den Juroren. In der Sparte Gesang tritt Knabensopran Alexander Lakatar gegen seine Mitbewerber an. Für alle Teilnehmer war das Konzert am Donnerstagabend eine Art Generalprobe, die sie mit Bravour meisterten. Unterstützt wurden sie von vielen jungen Klaviertalenten, die ebenfalls von Petra Morper unterrichtet werden. Gefördert wird der musikalische Nachwuchs vom Verein "Musik erleben in Dachau".

Seit vergangenem Herbst hätten sie intensiv geprobt, sagte Geigerin Susanne Morper, die zudem auch noch einen anspruchsvollen Gesangspart in Crumbs "Apparition for Soprano and Amplified Piano" einstudiert hat. Eine echte Herausforderung für die Sängerin und die Zuhörer. Galt es doch auf Publikumsseite, für eine viel zu kurze Zeitspanne eingefahrene Hörgewohnheiten zu vergessen - und sich ganz auf die unglaublichen Facetten zu konzentrieren, die der Komponist dem "Instrument Stimme" gibt. Das ist kein opernhafter Belcanto, sondern ein Abenteuer, das selbst die Jüngsten im Publikum staunen ließ. Susanne Morper und Stefan Gröschner zeigten in ihrer knapp halbstündigen Präsentation eindrucksvoll, dass Neue Musik mindestens so spannend, wenn auch nicht unbedingt so gefällig-vertraut ist wie die allseits beliebten Hits der Klassik - und dass es sich lohnt, sich auf diese Art musikalisches Abenteuer einzulassen.

Für den jungen Fabian Heinz stehen diese Töne dennoch nicht unbedingt auf der Favoritenliste. Die führt derzeit Johann Sebastian Bach an. Aus dessen "Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach" hat er die Polonaise g-Moll neben zwei Stücken von Alexander Fjodorowitsch Goedicke und Béla Bartók für den Jugend-musiziert-Regionalwettbewerb geübt. Seit er vier sei, spiele er Klavier, erzählte er. Warum? "Weil meine Schwester auch Klavier spielt", lautete die bündige Antwort. Und wie lange übt er täglich? "So eine halbe bis eine Stunde", sagte Fabian mit Blick auf seine Schwester. Schließlich brauche er ja auch noch Zeit zum Spielen mit seinen Freunden. Seine Schwester Michelle überzeugte nicht nur mit ihrem schönen, ausdrucksvollen, perlenden Klavierspiel. Sie ist in Sachen "Jugend musiziert" schon Expertin. Zum zweiten Mal nimmt sie an dem Wettbewerb teil - und hofft wieder auf eine gute Platzierung. Schließlich hat sie bereits den dritten Platz in ihrer Sparte erreicht. Ihre Motivation fürs Klavier spielen hat einen ganz eigenen Ursprung. "Michelle hat sich im Kindergarten gelangweilt", erinnert sich ihr Vater. Damit sei es vorbei gewesen, als die musikalische Früherziehung begann. Und Michelle ihre Liebe zur Musik und zum Klavier entdeckte.

Der 51. Regionalwettbewerb "Jugend musiziert" München mit 500 Teilnehmern aus den Regionen Stadt München, Landkreis München Nord/Ost, Landkreise Dachau, Ebersberg, Fürstenfeldbruck findet am Samstag, 18., und Sonntag, 19. Januar, in der Musikhochschule statt.

© SZ vom 13.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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