Kritik:Aushang verärgert Badegäste

Lesezeit: 2 min

Fixe Einlasszeiten verkündete ein Aushang im Dachauer Hallenbad. Rathaus und Stadtwerke wurden mit Protest überhäuft. (Foto: Niels P. Jørgensen)

90 Minuten vor Schluss dürfen Besucher nicht mehr ins Hallenbad - Stadtwerke sprechen von einer Kommunikationspanne

Von Petra Schafflik, Dachau

Eine Kommunikationspanne der Stadtwerke hat jetzt die Gäste des Dachauer Hallenbads arg verärgert. Konkreter Anlass war ein Aushang im Bad, der neue Zutrittsregularien ankündigte. Künftig, so konnten es die Schwimmer dem knapp formulierten Infoblatt entnehmen, würden Besucher ab 90 Minuten vor Ende der Öffnungszeiten nicht mehr eingelassen. "Inkrafttreten ab 26. März." Auch auf der Internetseite der Stadtwerke wurde die Regelung vermerkt. Stammgäste wie Gelegenheitsschwimmer fühlten sich vor den Kopf gestoßen. Denn wer abends kurz ein paar Bahnen ziehen will, wäre künftig ausgeschlossen. Ab 19.31 Uhr gäbe es keinen Eintritt mehr. "Eine unverständliche Schikane", schimpft ein Badegast im Gespräch mit der Dachauer SZ.

Doch eine "letzte Einlasszeit wird es nicht geben", betont Stadtwerke-Chef Robert Haimerl. Vielmehr geht es dem Bäderteam darum, dass Schwimmer rechtzeitig vor Ende der Öffnungszeit das Bad verlassen. Dafür will man auf Durchsagen im Bad setzen. Der strittige Aushang sei "übers Ziel hinausgeschossen." Wer für die falsche Kundeninformation verantwortlich ist, will Haimerl noch herausfinden.

Der Anlass, der enormen Ärger bei den Badegästen verursacht hat, ist unspektakulär: Für die Betriebsorganisation des Hallenbads ist es wichtig, dass Schwimmer pünktlich vor Ende der Öffnungszeiten das Bad verlassen. "Denn die Dienst- und Schichtzeiten der Mitarbeiter sind mit diesen Öffnungszeiten abgestimmt", erklärt Robert Haimerl. Doch in letzter Zeit habe sich bei Badegästen die Gewohnheit eingeschlichen, bis zur letzten Minute zu schwimmen. Deshalb sollen nun vor Ende der Badezeit wieder Durchsagen erfolgen, wie sie im Familienbad üblich sind und früher auch in der Schwimmhalle bereits Praxis waren. 15 Minuten bevor das Bad zumacht, werden die Schwimmmeister die letzten Sportler langsam aus dem Becken komplimentieren. "Unser Ziel ist, dass das Bad um 21 Uhr leer ist."

Eine starre Einlasszeit, bis zu der Kunden ins Bad dürfen, soll es dagegen definitiv nicht geben. Genau die Ankündigung so einer strikten Zugangsregulierung hatte für den massiven Unmut der Schwimmer gesorgt. Zahlreiche Proteste gingen bei den Stadtwerken und auch im Rathaus ein. Gerade Berufstätige sorgten sich um ihren abendlichen Ausgleichssport. Eine halbe Stunde reicht für geübte Schwimmer, um 1000 Meter abzuspulen. Doch nach der fehlerhaften Kundeninformation wären diese Sportler bereits 90 Minuten vor Ende der Badezeit gar nicht mehr ins Bad gekommen. Schon überlegte der eine oder andere, auf eine andere Schwimmhalle auszuweichen. Doch wann jeder Badegast kommt, wie lange Schwimmer ihre Bahnen ziehen, wie viel Zeit sie sich zum Umkleiden nehmen, "das muss jeder selbst entscheiden", betont der Stadtwerke-Chef. Eine fixe Einlasszeit mache keinen Sinn. Schließlich gebe es Schwimmer, die noch am Becken in den Trainingsanzug springen und im Eiltempo das Bad verlassen. "Die sind in fünf Minuten draußen." Auch diese Sportler sollen in Zukunft willkommen sein.

Viel Wind um wenig also, könnte man meinen. Doch vermutlich war der Ärger der Bürger auch deshalb groß, weil es rund ums Hallenbad in letzter Zeit diverse Veränderungen und Einschränkungen gegeben hat. Dazu zählt die deutliche Erhöhung der Eintrittspreise Anfang des Jahres 2017, die aus Sicht vieler Schwimmer zurückgestellt hätte werden sollen, bis das neue Hallenbad öffnet. Dann war im vorigen November die Schwimmhalle vier Wochen geschlossen, wegen der Bauarbeiten für das neue Bad. Inhaber von Jahreskarten, denen damit gekaufte Badezeit verloren ging, erhalten als Entschädigung einen Wert-Gutschein, berichten Badegäste. Allerdings nicht automatisch, auch werde dieser Bonus nicht kommuniziert, sondern nur auf Nachfrage an der Kasse gewährt. Es fehle, so die Kritik, "an Kundenorientierung."

© SZ vom 15.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: