Konzertführer:Musik für den Kaiser

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Die Sinfonietta Dachau spielt bei ihrem Frühjahrskonzert im Dachauer Schloss Werke von Beethoven, Schubert und Reinecke

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

Mit der Ouvertüre "Zur Namensfeier" op. 115 von Beethoven beginnt das Frühjahrskonzert der Sinfonietta Dachau im Festsaal des Dachauer Schlosses (Samstag, 24. März, 20 Uhr). Gemeint war die Namenstagsfeier des Kaisers Franz am 4. Oktober 1814 in Wien, für die sie als "Ouvertüre zum Namenstag unseres Kaisers" geschrieben sein sollte. Beethoven wurde aber nicht rechtzeitig damit fertig und beendete das Werk erst 1815. Erste Entwürfe gehen auf das Jahr 1809 zurück und tragen den Titel "Overture zu jeder Gelegenheit - oder zum Gebrauch im Konzert". Dann hatte Beethoven die Absicht, diese Ouvertüre mit Chorgesang auf die Hymne "An die Freude" von Schiller zu verbinden, die später (1824) als Schlusschor Beethovens 9. Symphonie krönen sollte. Auch bei der ersten Aufführung, am 25. Dezember 1815 im großen Redoutensaal der Hofburg in Wien, wurde sie mit einem Chorwerk verbunden, und zwar mit Beethovens Chor "Meeresstille und glückliche Fahrt" nach einem Gedicht von Goethe. In Dachau folgt auf die Beethoven-Ouvertüre das Konzert für Harfe und Orchester e-Moll op. 182 von Carl Reinecke. Dieser 1824 in Altona geborene, seinerzeit vor allem als Pianist und Dirigent bekannt gewordene Musiker ging als Komponist vor allem von Schumann und Mendelssohn aus. Seine zahlreichen Werke - op. 1 bis op. 288 - sind heute weitgehend vergessen. Reinecke galt als ein besonders graziöser Mozart-Spieler am Klavier, seine Kadenzen zu Mozarts Klavierkonzerten werden noch heute gern benutzt. Gespielt wird sonst nur noch seine Flötensonate "Undine" als das bedeutendste unter den wenigen romantischen Werken für Flöte und Klavier. So ist die Aufführung seines Harfenkonzerts in Victor Bolarinwas Konzertprogramm als große Rarität zu werten.

Franz Schubert schrieb auf die Titelseite seines im April 1816 vollendeten größeren Werks: "Symphonie in C minor" und fügte später hinzu "Tragische". Es ist die vierte der sechs Jugendsymphonien Schuberts, die er für das Musizieren eines Liebhaber-Orchesters in Wien schrieb. Die erste öffentliche Aufführung erlebte dieses Werk erst am 19. November (Franz Schuberts Todestag) 1849 im ersten Konzert der Musikgesellschaft "Euterpe" bei der Buchhändlerbörse in Leipzig. Die Symphonie trägt die Bezeichnung "Tragische" nicht zu Unrecht, meint der Herausgeber der Taschenpartitur. Nach den lebenslustigen Symphonien Nr. 1, 2 und 3 schlägt namentlich der erste Satz dieses Werks Klänge tiefster Schwermut und Resignation an, ohne freilich die düstere Stimmung auf die Dauer festzuhalten. Denn sowohl der erste Satz wie das Finale, die beide in c-Moll beginnen, schwingen sich zum Schluss zu einem befreienden C-Dur auf, während die beiden Mittelsätze nur vorübergehend eine tragische Stimmung aufkommen lassen.

© SZ vom 22.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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