Kommentar:Guter Wille reicht nicht

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Das Landratsamt hat sein Integrationsprojekt mit viel Elan, Begeisterung und gutem Willen angepackt, doch es hätte mehr Sachverstand vertragen können - etwa von Seiten der Helferkreise

Von Viktoria Großmann

Die Präsentation des Konzepts zur Integration von anerkannten Flüchtlingen lässt nicht nur den einen oder anderen Bürgermeister etwas ratlos zurück. Was mit viel Elan, Begeisterung und gutem Willen angepackt wurde, hätte mehr Sachverstand vertragen können. Zum Beispiel aus den Helferkreisen. Diese fühlen sich zu wenig eingebunden. Zur Antwort heißt es zum Teil, sie hätten sich nicht einbinden lassen. In der Stadt Dachau allerdings existiert ein Runder Tisch Integration, an dem Teilnehmer aus Verwaltung, Ehrenamtlichen und Stadtrat mitarbeiten und gemeinsam Lösungen finden.

So wirkt nun das Projekt aus dem Landratsamt, das ebenfalls im Wesentlichen von Freiwilligen umgesetzt worden ist, allerdings mit Fördermitteln aus einem vom Freistaat aufgelegten Ehrenamtsprogramm, ein bisschen wie eine Konkurrenzveranstaltung zum Einsatz der vielen Helfer im Landkreis. Diese neigen nicht zu pompösen Präsentationsveranstaltungen ihrer Erfolge. Obwohl sich diese sehen lassen können: Sie begleiten bei der Job- und Wohnungssuche, lehren Deutsch, erklären Behörden, Papierkram und den deutschen Alltag im Allgemeinen. Nicht viel anderes will die neue Webseite und App anbieten. Fördermittel und Sponsoren ermöglichen es dem neuen Projekt zudem, W-Lan und kostenfreies Telefonieren anzubieten - dringend benötigte Infrastruktur, welche die Helferkreise oft selbst einrichten und teils sogar selbst finanzieren.

Wenn Staatsminister Marcel Huber in seinem Grußwort die bayerische Integrationsleistung lobt, dann ist diese in erster Linie Freiwilligen zu verdanken, die sehr oft das Gefühl haben, von den bayerischen Gesetzen behindert und in ihrer Arbeit konterkariert zu werden. Es wird sich erweisen müssen, ob die Gemeinden das neue vom Freistaat geförderte Hilfskonzept tatsächlich brauchen und sinnvoll nutzen können. Dazu sollten die Verantwortlichen dann vor allem auch einmal die befragen, die es wirklich betrifft, die Neubürger.

© SZ vom 13.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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