Kommentar:Das Vertrauen ist verspielt

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Der Ruf des Krankenhauses leidet sehr. Die Privatisierung der Klinik war vielleicht doch keine so gute Idee

Von Christiane Bracht

Dass im Amperklinikum was im Argen liegt, ist offensichtlich. Nicht nur, dass die Pfleger und Krankenschwestern immer lauter aufbegehren, obwohl die meisten normalerweise eher still halten und Missstände schlucken, ist außergewöhnlich. Verdi spricht inzwischen davon, dass sich die Zahl der Streikwilligen seit dem letzten Ausstand Ende Oktober verdoppelt habe. Die Patientenklagen werden auch immer lauter, die Hausärzte fangen an mit den Pflegern zu sympathisieren. Die Leute wollen nicht mal mehr in der Klinik behandelt werden - hört man immer öfter. Kurz: Der Ruf des Krankenhauses leidet sehr. Noch vor wenigen Wochen hat Landrat Stefan Löwl die Streikenden dafür verantwortlich gemacht. Der Vorwurf lässt sich kaum mehr halten. Spätestens seit Geschäftsführer Thomas Eberl jetzt das Handtuch geworfen hat - "aus privaten Gründen", heißt es. Doch daran bleiben Zweifel - zumindest bei den Beschäftigten.

Immerhin ist Eberl zuerst an die Presse gegangen. Damit scheint er auch seine Arbeitgeber überrumpelt zu haben. Zumindest aber die Kreispolitiker, für die dieser Schritt weiter ein schlechtes Licht auf die Klinik wirft. Denn von vertrauensvoller Zusammenarbeit zeugt das nicht gerade. Zumal Eberls Vorgänger auch nicht lang den Geschäftsführerposten in der Dachauer Klinik inne hatte. Eberl selbst nimmt keine Stellung. Auch das lässt Raum für Spekulationen. Kritiker argwöhnen, dass er womöglich von mehr Befugnissen ausgegangen war. Vielleicht hat ihn der Konzern auch unter Druck gesetzt, meinen sie - auch das zeigt, es fehlt eben an Transparenz in der Geschäftsführung. Eberls Versprechungen gegenüber Hausärzten oder Kommunalpolitikern wirken nun wie Täuschungen.

Niemand hat mehr das Gefühl, dass er sich auf irgendetwas verlassen kann. Das vertieft den Eindruck in der Kommunalpolitik, dass die Konzernspitze nicht gerade Dachauer Belange hochhält. Was die Kreispolitiker sagen, ist im Grunde auch nur Makulatur, denn mit fünf Prozent der Anteile können sie nicht mitbestimmen. Die Privatisierung der Klinik war vielleicht doch keine so gute Idee.

© SZ vom 30.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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