Kindertheater:Flugzeugabstürze im Vorgarten

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Die große und die kleine Frau Meier machen sich sehr viele Sorgen um alle möglichen Dinge. Bis eine Amsel alles auf den Kopf stellt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Eröffnungsstück des Kindertheater-Festivals "Lampenfieber" erzählt die Geschichte der notorisch besorgten Frau Meier. Die kleinen Zuschauer amüsieren sich köstlich über ihre vielen irrationalen Ängste - die Erwachsenen fühlen sich ertappt

Von Stephanie Noll

Solche Fragen hat sich wahrscheinlich jeder schon mal gestellt: Was wäre wenn . . .? Was täte ich? Da werden alle denkbaren Schreckenszenarien durchgespielt, für den Fall, dass sie vielleicht doch irgendwann zur Realität werden könnten und wir uns für den Ernstfall gewappnet fühlen. Man weiß ja nie. Im Figurentheaterstück "Frau Meier, die Amsel", mit dem am Sonntagnachmittag im Ludwig-Thoma-Haus das siebte "Lampenfieber"-Festival eröffnet worden ist, geht es um ganz verschiedene Sorgen und Ängste, beziehungsweise den Umgang damit. Denn Frau Meier, die Protagonistin des Stücks, macht sich eigentlich um alles Gedanken, was man sich nur vorstellen kann.

Bevor mit diesem Stück das Kindertheaterfestival offiziell beginnt, hält Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) noch eine kurze Rede vor dem jungen und teilweise auch etwas älteren Publikum, das zahlreich erschienen ist. Frank Striegler, Impresario der Kleinkunstbühne "Leierkasten", teilt mit, dass die Vorstellung komplett ausverkauft sei. Hartmann erinnert daran, dass sich bereits 1999 verschiedene Kulturorganisationen zu einem Verein zusammengeschlossen haben, um sich gemeinsam für anspruchsvolles Kindertheater zu engagieren und Erfahrungen auszutauschen.

Danach wird das Licht gedimmt, in den folgenden 50 Minuten lassen die beiden Schauspieler vom "Theater Zitadelle" aus Berlin das erwartungsvolle Publikum in eine andere Welt eintauchen. In dieser Welt teilt Frau Meier den Anwesenden gleich zu Beginn mit, dass sie von einem ganzen Haufen Sorgen geplagt werde, etwa, dass die Nachbarn sie nicht mehr grüßen, sie ihr Gewicht in Zukunft womöglich nicht mehr halte könne, ihr Mann seine Haare verliere und dann eine Glatze habe. Außerdem habe sie auch noch die absurde Angst, keine Angst mehr zu haben. Alle diese Sorgen schreibt sie auf und hängt sie an ihren "Sorgenbaum".

Das Stück ist eine Mischung aus Figurentheater mit Puppen und dem Schauspiel der Darsteller Ralf und Regina Wagner, die es schaffen, auf nachdenkliche aber auch humorvolle Weise mit dem Thema Angst umzugehen. Spätestens wenn Frau Meier eine Reihe von Verbandskästen hervorzaubert und überlegt, sich noch weitere zuzulegen, um für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein, müssen nicht nur die Kinder lachen, auch die Erwachsenen schmunzeln über so viel Vorsicht.

Aber wie gesagt, man weiß ja nie: Es könnte jederzeit ein Flugzeug über dem eigenen Garten abstürzen. Und für den Fall eines Busunglücks in der Nähe, macht sich Frau Meier schon mal Gedanken, ob für alle Insassen denn auch genug von ihrem Kuchen vorhanden wäre. Ihr Welt verändert sich allerdings komplett, als auf einmal ein Amseljunges auftaucht, das ihre Pflege benötigt. Plötzlich vergisst Frau Meier alle anderen großen und kleinen Sorgen, denn der Vogel beansprucht ihre ganze Aufmerksamkeit und macht am Ende sogar etwas sehr Unvorhergesehenes möglich.

Nicht nur die Puppen sind liebevoll gestaltet, auch die anderen Requisiten tragen ihren Teil zum Stück bei, etwa wenn aus der Schubladenkommode auf einmal Blumen "wachsen". Auch wenn man Frau Meiers Sorgen doch oft für etwas übertrieben hält, ertappt man sich dabei, dass man auch selber schon so manches überzogene Gedankenspiel einmal vollzogen hat.

Die siebenjährige Laura und die sechsjährige Amalia können am Ende gar nicht sagen, was ihnen am besten gefallen hat, weil alles super gewesen sei. Im Anschluss gibt es auch noch einen Überraschungsauftritt zweier Clowns, die mit einer Mischung aus Comedy-Einlage und Akrobatik für einige Lacher sorgen. Als die Leute nach Hause gehen, wirken sie gut gelaunt - und ziemlich unbesorgt.

© SZ vom 06.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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