Karlsfeld:Zweiter Anlauf für neues Gewerbegebiet

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Karlsfeld will ein fünf Hektar großes Areal ausweisen, auf dem auch der Kosmetikhersteller Artdeco expandieren könnte.

Gregor Schiegl

Die Gemeinde Karlsfeld hat ihren Bürgern vorgeschlagen, ein fünf Hektar großes Gewerbegebiet nahe des Karlsfelder Sees im Spitz zwischen Hochstraße und Bajuwarenstraße auszuweisen. Dort könnte der Kosmetikhersteller Artdeco mit Sitz in Karlsfeld bis Anfang 2014 auf rund 20 000 Quadratmetern ein Logistik-Center errichten. Für die übrigen 30 000 Quadratmeter gebe es bereits eine Reihe "innovativer Firmen", die Interesse bekundet hätten, sagte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) auf einer Informationsveranstaltung am Mittwoch im Bürgerhaus. Etwa 130 Bürger waren der Einladung der Gemeinde gefolgt.

Werkstatt für Lippenstift und Schminke: Der Kosmetikhersteller Artdeco will in Karlsfeld ein Logistik-Center errichten. (Foto: DAH)

Der international erfolgreiche Kosmetikhersteller Artdeco boomt. Doch im Gewerbegebiet hat der mittelständische Betrieb nach Aussagen von Geschäftsführer Helmut Baurecht schon alle größeren Flächen aufgekauft, die auf dem Markt waren. Schon jetzt hat der Hersteller vier Außenstellen, was den Betrieb komplizierter macht. "Wir müssen ein großes Logistik-Center bauen", erklärte Baurecht. "Sonst haben wir bald sechs, sieben Leute, die den ganzen Tag nur noch im Kreis herumfahren."

Artdeco, das allein 400 Mitarbeiter in Vollzeit beschäftigt und damit größter Arbeitgeber auf Karlsfelder Boden ist, wird Baurecht zufolge weitere 120 Stellen im Zuge der Erweiterung schaffen. Artdeco gilt schon heute als einer der größten Gewerbesteuerzahler in Karlsfeld. "Wir wollen keinen Druck aufbauen", sagte der Artdeco-Chef. "Aber wir brauchen bald eine Entscheidung."

Bürgermeister Kolbe wollte die Karlsfelder diesmal möglichst früh einbeziehen und sich "ein Feedback" holen - bevor der Gemeinderat eine Entscheidung fällt. "Wir können nicht ständig Politik über Bürgerentscheide oder Ratsbegehren machen." Im Dezember 2010 war die Gemeinde mit einem selbst initiierten Entscheid gescheitert, im Grünzug an der Stadtgrenze Dachaus ein sieben Hektar großes Gewerbegebiet auszuweisen. Nun hat die Gemeinde einen neuen Standort ins Spiel gebracht. "Ohne Erweiterung der Gewerbeflächen sind wir mittelfristig nicht mehr handlungsfähig", sagte Kolbe.

Nach Zahlung aller Umlagen blieben der Gemeinde rechnerisch in diesem Jahr gerade mal 8,1 Millionen Euro; davon gingen etwa 5,5 Millionen Euro in Personalkosten und zwei Millionen in die Kinderbetreuung - eine Pflichtaufgabe der Kommune. Bleibt rund eine halbe Million Euro, die aber nicht einmal mehr die freiwillige Leistungen wie den Hallenbadbetrieb (Defizit rund 600 000 Euro im Jahr), VHS oder Bücherei abdeckt. Zugleich stehen in den nächsten zwei bis drei Jahren Investitionen von mehr als 16 Millionen Euro an für den Ausbau von Straßen, Schulen, Kinderbetreuung und der Sanierung kommunaler Gebäude. "Ich habe den Eindruck, dass viele Bürger unsere finanzielle Situation erst jetzt richtig ernst nehmen", sagte Kolbe der SZ nach der Veranstaltung.

Kritik kam dennoch: Neben der Nähe zum Erholungsgebiet Karlsfelder See bemängelten die Bürger vor allem die Verkehrsanbindung. Ein direkter Anschluss an die Bajuwarenstraße wird höchstwahrscheinlich am Staatlichen Bauamt scheitern, das für die Staatsstraße zuständig ist. Die Lastwagen müssten dann zumindest ein Stück weit über die verkehrsberuhigte Hochstraße fahren. Kolbe sagte, diese Frage lasse sich erst im Bebauungsplanverfahren klären, nannte die Verkehrsfrage aber selbst "einen kritischen Punkt". Über den Verlauf der Veranstaltung äußerte er sich "sehr zufrieden". (Kommentar)

© SZ vom 28.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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