Karlsfelder Siedlerfest:Wenige Publikumsmagneten

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Erst eine Versteigerung von Fundsachen des Flughafens München und das Feuerwerk ziehen das Publikum in großer Zahl zum Siedler- und Seefest. Bedienungen im Festzelt beurteilen den Besuch als "eher mau" und wünschen sich mehr junge Angebote

Von Emily Holmes, Karlsfeld

"150 Euro zum Ersten, 150 zum Zweiten und 150 zum Dritten. 150 Euro!" Der Überraschungskoffer ist verkauft. Ein vollständig gefülltes Gepäckstück, das am Flughafen München stehen gelassen wurde, hat nun den Besitzer gewechselt. 150 Euro trotz unbekannten Inhalts mag gewagt scheinen, doch die Besucher der Fundsachenversteigerung des Flughafens München am Siedler- und Seefest in Karlsfeld vergangenen Samstag waren in Kauflaune.

Ein Brillenpaket mit 80 verschiedenen Brillen ging beispielsweise für 30 Euro weg. Eine Motorsäge kostete gerade mal 85 Euro. Und auch der Überraschungskoffer enttäuschte seinen neuen Besitzer bestimmt nicht. Er konnte sich unter anderem über zwei Uhren, ein Paar Markenturnschuhe und sogar eine Flasche Martini freuen.

Bei den versteigerten Objekten handelt es sich vor allem um Fundgegenstände vom Gelände des Flughafens, erzählte Josef Rankl, der Leiter des dortigen Fundbüros. Kuriositäten wie Kettensägen, ganze Sicherungskästen oder Schweißstäbe überraschen ihn nicht mehr. "Es gibt wirklich nichts, was es nicht gibt bei uns", sagte er und zeigte auf eine Nähmaschine. Der Erlös der Versteigerung geht zum Großteil an den Siedlerbund Karlsfeld. Zusätzlich stellte der Flughafen München einen Reisegutschein im Wert von 1000 Euro aus, der am Sonntag verlost wurde. Zum mittlerweile dritten Mal versteigerte der Flughafen seine Fundsachen beim Siedlerfest, und die Veranstaltung ist gut besucht.

Von 10.30 Uhr bis 13 Uhr wurden die Fundsachen ausgestellt, und Interessierte konnten sich ein Bild vom Angebot machen. Von unzähligen Handys, Laptops und iPads über Schmuckstücke, Brillen, Gürtel und Kleidungsstücke bis hin zu Gepäckstücken, Surfbrettern und Erotikartikeln war alles zu haben. Dann wurde fleißig geboten. Viele Besucher schienen schon recht geübt, wenn sie nur mit dezenten Handbewegungen Profiauktionator Sepp Mittermeier ihr Interesse zeigten. "Man muss ein Gespür haben für das Publikum und einschätzen können, ob jemand bereit ist, mitzusteigern oder nicht", sagte Mittermeier über seine Arbeit. Und so brachte er Schlag auf Schlag selbst so banale Dinge wie einen Füller an den Mann. Unterstützt wurde er dabei von Mitarbeitern des Flughafens München, die nicht müde wurden, ihre Waren anzupreisen.

Wer bei der Versteigerung noch nicht genug ins Schwitzen kam, konnte um 14.30 Uhr das vom Burschenverein Karlsfeld veranstaltete Fischerstechen auf dem Karlsfelder See verfolgen. Burschen wie Mädchen versuchten sich dabei auf einem Boot stehend mit einer Lanze ins Wasser zu stoßen. Maximilian Deffner und Sebastian Bunk kämpften sich ins Finale, wobei Deffner beide Finalrunden gewann und somit als Sieger hervorging. Mit Moderation und lauter Partymusik machten die Burschen gute Stimmung, es konnten sogar Wetten abgegeben werden.

Als Höhepunkt wurde in der Zwischenrunde ein Prominentenstechen veranstaltet, bei dem sich Karlsfelds Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) und Landrat Stefan Löwl (CSU) duellierten. "Ich war hier letztes Jahr mit meiner Familie beim Fischerstechen und habe dann gesagt, zum 60-jährigen Jubiläum mache ich das auch, wenn der Kolbe gegen mich antritt", erzählte Löwl. Gekleidet in T-Shirts mit der Aufschrift "Nicht stoßen" (Löwl) und "Hit me" (Kolbe) ging es für die beiden aufs Boot wobei sie schon anfangs etwas Probleme mit der Standfestigkeit hatten. Kolbe stieß Löwl gekonnt ins Wasser, wobei dieser behauptete, sein Sturz wäre nur durch das Wackeln des Bootes ausgelöst worden.

Seinen Kollegen wollte er dann auch nicht einfach mit dem Sieg davon kommen lassen und trug ihn kurzerhand auf den Schultern ins Wasser. Für nächstes Jahr habe ihm Kolbe schon die Chance zur Revanche angeboten, sagte Löwl. Und dieses Angebot wird "natürlich angenommen".

Neuauflage auf dem Siedler-Seefest 2017. Trotz des guten Wetters sind die Besucherzahlen dieses Jahr eher nicht zufriedenstellend. Am vergangenen Freitagabend versammelten sich zwar wieder einige Tausend Menschen am Ufer des Karlsfelder Sees, um das zwanzigminütige Brillant-Feuerwerk zu bestaunen, die Festwiese blieb jedoch meist recht leer. Auf die Frage, wie das Geschäft läuft, hieß es von Bedienungen im Festzelt: "Eher mau. Man müsste mehr für die Jugend tun, Bands holen für die jungen Leute." Der Burschenverein wäre dazu zwar bereit, aber "das Fest wird ja vom Siedlerbund veranstaltet".

© SZ vom 04.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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