TSV Karlsfeld:Klarer Sieg für Toleranz

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"Wir wollen eine Kultur der Toleranz in unserem Verein. Dahinter stehe ich", sagt TSV-Präsident Rüdiger Meyer. (Foto: Niels P. Joergens)

Der TSV Karlsfeld lehnt jegliche Form von Gewalt ab und lebt Integration - und schreibt das jetzt auch in der Satzung fest.

Von Benjamin Emonts, Karlsfeld

In einer Zeit, in der fast täglich von Übergriffen an Flüchtlingen berichtet wird, setzt der TSV Eintracht Karlsfeld ein deutliches Zeichen gegen Gewalt und Intoleranz. Auf seiner Jahreshauptversammlung hat der Sportverein dazu zwei Grundsätze in seiner Satzung festgeschrieben. Erstens: "Der Verein verurteilt jegliche Form von Gewalt, unabhängig davon, ob sie körperlicher, seelischer oder sexualisierter Art ist." Und zweitens: "Der Verein räumt den Angehörigen aller Nationalitäten und Bevölkerungsgruppen gleiche Rechte ein und vertritt den Grundsatz parteipolitischer, religiöser und weltanschaulicher Toleranz und Neutralität."

Mit 4029 Mitgliedern ist der TSV Karlsfeld der größte Sportverein des Landkreises Dachau. Bedingt durch die Geschichte Karlsfelds - in den Sechziger- und Siebzigerjahren siedelten Tausende Gastarbeiter aus Südeuropa in den Ort um - hat die Eintracht einen hohen Anteil an Mitgliedern mit Migrationshintergrund. Der Sportverein ist seit Jahrzehnten ein Paradebeispiel für erfolgreiche Integrationsarbeit. "Wir wollen eine Kultur der Toleranz in unserem Verein leben. Dahinter stehe ich", bekräftigt TSV-Präsident Rüdiger Meyer im Gespräch mit der SZ. Gerade jetzt, wo Asylbewerber "vermehrt diskriminiert werden", wolle der Verein ein deutliches Zeichen gegen rechts setzen. "Man darf nicht auf diese Spur geraten. Dafür setzen wir uns präventiv ein", sagt Meyer. Die sportlich Aktiven unter den 300 Asylbewerbern, die schon bald in Karlsfeld erwartet werden, wolle der TSV - "so gut es geht" - integrieren. "Unser Verein ist für jeden offen", verspricht Meyer.

Der Präsident macht aber auch deutlich, dass es ihm nicht nur um fremdenfeindliche Gewalt geht - genauso wichtig sei die Prävention sexueller Übergriffe, ob verbal oder physisch. Schließlich trete diese Form der Gewalt überall in der Gesellschaft auf - auch in Vereinen. "Auch unsere Mitglieder sind davor vermutlich nicht gefeit", mutmaßt Meyer. Aus diesem Grund hat die Eintracht nun unter der Leitung der TSV-Vizepräsidentin Birgit Piroué eine Projektgruppe ins Leben gerufen, die sich dem Thema der sexualisierten Gewalt annehmen soll. Kinder, Jugendliche und Eltern können sich fortan bei zwei Vertrauenspersonen Rat holen beziehungsweise Übergriffe melden. Zudem soll die Projektgruppe Präventionsarbeit leisten und über sexualisierte Gewalt aufklären. Beauftragt sind der Vorsitzende der Theatergruppe, Oliver Keim, sowie Steffi Kahnt aus der Turnabteilung.

Gravierende Kapazitätsprobleme

Ein anderer, ebenfalls wichtiger Auftrag des Karlsfelder Sportvereins ist die Erschließung neuer Sportflächen. TSV-Präsident Meyer spricht trotz leicht sinkender Mitgliederzahlen von gravierenden Kapazitätsproblemen. Obwohl das sportliche Angebot groß genug sei, fehle es an Turnhallen und Sportplätzen. Der Karlsfelder Verein wurstelt sich seit Jahren mit Notlösungen so durch. Die Fußballer, so Meyer, "brauchen mindestens ein bis zwei weitere Rasenplätze". Er erzählt, dass er bereits Kündigungen erhalten habe, weil Eltern mit den mangelnden Spielzeiten ihrer Kinder unzufrieden waren.

Um die Trainingszeiten verlängern zu können, will der TSV Eintracht Karlsfeld die unbeleuchteten Rasenplätze mit Fluchtlichtanlagen ausstatten. Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) habe zudem signalisiert, die Fläche für wenigstens ein weiteres Fußballfeld zur Verfügung stellen zu wollen. Weitere Hoffnung bringt der Ausbau der Karlsfelder Fachoberschule, dessen Einfachturnhalle der Verein vermutlich von September 2016 an mitbenutzen darf. Jahre später könnte zudem auf die Turnhalle der neuen Grundschule in der Krenmoosstraße zurückgegriffen werden. Abgesehen vom Platzmangel zieht TSV-Präsident Meyer nach einjähriger Amtszeit ein positives Fazit: "Wir sind ein gesunder Verein."

© SZ vom 04.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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