Karlsfeld:Freude über die Integration

Lesezeit: 2 min

Landrat Stefan Löwl überrascht am Donnerstag mit neuen Zahlen. Die Prognosen überholen sich wöchentlich. (Foto: Heigl)

Seit Jahren hält Karlsfeld einen Standort für eine Flüchtlingsunterkunft bereit. Jetzt bekommt der Ort 500 Asylbewerber zugeteilt - und nimmt es gelassen: Neubürger hätten die Gemeinde lebendiger gemacht

Von Anna-Sophia Lang und Helmut Zeller, Karlsfeld

Die Gemeinde Karlsfeld wird eine größere Zahl von Flüchtlingen aufnehmen, als zunächst vorgesehen war. Insgesamt teilt der Landkreis seiner zweitgrößten Gemeinde an der Grenze zu München 500 Asylbewerber zu. In einer Traglufthalle sollen, wie Landrat Stefan Löwl (CSU) am Mittwoch bekannt gab, im September 300 Menschen untergebracht werden. Dieses provisorische Zeltlager soll Löwl zufolge voraussichtlich mindestens ein Jahr lang bestehen. Anfang 2016 wird noch eine ständige Unterkunft mit einfachen Holzhäusern zwischen Heizkraftwerk und Lidl errichtet - sie bietet Platz für 200 Menschen und ist für die Dauer von zehn Jahren ausgerichtet.

Löwl überraschte auf einem Empfang der SPD-Landtagsfraktion für die Asyl-Helferkreise am Donnerstagabend in Etzenhausen mit den neuen Zahlen. Bisher sahen die Pläne des Landkreises die Unterbringung von 180 bis 200 Flüchtlingen in Karlsfeld vor. Zwei Jahre zuvor war noch die Rede von 80 bis 120 Asylbewerbern. Die Prognosen überholen sich allerdings fast wöchentlich. In den Landkreiskommunen sind heute fast 900 Flüchtlinge untergebracht, bis Jahresende könnten es 1800 sein. Die neuen Zahlen überraschen Karlsfelds Zweiten Bürgermeister Stefan Handl (CSU). Auch von einem konkreten Fertigstellungstermin der ständigen Unterkunft im Januar oder Februar 2016 weiß er nichts, wie er sagt. "Aber wenn der Landrat das sagt, wird es schon stimmen." Bis vor einem halben Jahr, sagt Handl, habe es noch geheißen, es würden 100 Flüchtlinge nach Karlsfeld kommen. Aber ein Problem sieht er darin nicht. Karlsfeld habe schon viele Neubürger integriert: nach dem Krieg kamen die Heimatvertriebenen; in den Sechziger- und Siebzigerjahren waren es die Gastarbeiter. "Sie haben unsere Gemeinde immer bunter und lebendiger gemacht." Damit beschreibt Handl die allgemeine Stimmung: Die Gemeinde Karlsfeld nimmt die bedürftigen Menschen gerne auf. Mechthild Hofner, Fraktionssprecherin des Bündnis für Karlsfeld, sorgt sich nur darüber, dass so viele Asylbewerber auf einmal kommen und versorgt werden müssen. "Das ist eine Mammutherausforderung", sagt Hofner. Die SPD-Sprecherin und Sozialreferentin des Gemeinderats Hiltraud Schmidt-Kroll äußert ähnliche Bedenken: "Ich hatte gehofft, sie kommen nach und nach." Dem Helferkreis, der sich erst Mitte August konstituieren soll, wird nicht viel Zeit zur Vorbereitung bleiben: Mitte September treffen bereits die ersten Flüchtlinge ein. Den Standort der Traglufthalle wollte Löwl noch nicht nennen. Man stehe noch in Verhandlungen, erklärte er. Hofner und Schmidt-Kroll sind zuversichtlich: Man werde die Aufgabe schon stemmen, sagen beide. "Für Karlsfeld mit knapp 20 000 Einwohnern sind 500 Flüchtlinge nicht so viel", erklärt die Sozialreferentin.

Die meisten Kommunen im Landkreis haben Asylbewerber aufgenommen, Karlsfeld noch nicht - aber das liegt nicht an der Gemeinde. Verärgert sind die Karlsfelder über die Regierung von Oberbayern. Schon im August 2013 hatte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) dem Landratsamt den Standort am Ende der Nibelungenstraße für eine Asylbewerberunterkunft angeboten. So hatte es der Gemeinderat beschlossen. Man wollte eine dauerhafte Unterkunft in fester Bauweise. Zunächst stimmte das Landratsamt zu, sprach sich dann aber für Container aus. Jetzt soll die Siedlung in Holzbauweise errichtet werden. Auch die Termine wechselten ständig. Zuerst Januar 2014, dann Januar 2015 und jetzt Januar oder Februar 2016. "Ich gehe davon aus, dass sie diesmal wirklich kommen", sagt Hiltraud Schmidt-Kroll.

© SZ vom 01.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: