Karlsfeld:Die Kunst, Gutes zu tun

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Die Versteigerung des Kunstkreises Karlsfeld und der Sparkasse zugunsten der Bürgerstiftung mit Bürgermeister Stefan Kolbe als Auktionator bringt immerhin 4700 Euro ein.

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

In seinem Buch "Theorie der ethischen Gefühle" beschreibt der schottische Ökonom und Moralphilosoph Adam Smith, wie die Wohlhabenden von einer unsichtbaren Hand dazu geleitet werden, ihren Reichtum mit den Armen zu teilen. Die Theorie stammt aus dem 18. Jahrhundert, und am Mittwochabend kann man an der Kunstversteigerung zugunsten der Bürgerstiftung Karlsfeld beispielhaft sehen, dass es in Zeiten der liberalen Marktökonomie schon einer sichtbaren Hand bedarf, um Gutes zu tun, beispielsweise indem man diese Hand hebt und mitsteigert. Von alleine wächst das Stiftungsvermögen von rund 240 000 Euro derzeit kaum noch, die Zinsen tendieren gegen null, auch bei der Sparkasse. So viel zu Adam Smith.

Bürgermeister Stefan Kolbe animiert zum Steigern in den Räumen der Sparkasse Karlsfeld. (Foto: Toni Heigl)

Auf einer Staffelei steht ein Gemälde von Carl Thiemann, entstanden um 1924, "Rote Segel", ein stimmungsvoller Farbholzschnitt eines Segelboots auf ruhigem, grauem Wasser. Der Einstiegspreis liegt bei 190 Euro, im Internet kursieren Drucke zu Preisen zwischen 600 und 950 Euro: ein echtes Schnäppchen also und ein sehr schönes. Auktionator Bürgermeister Stefan Kolbe steht an einem Tischchen und lässt den Blick über die etwa 30 Besucher schweifen, die sich in der Schalterhalle der Sparkasse versammelt haben. Immer wieder geht eine Hand hoch und man merkt wie sich Kolbes Laune bei jedem Gebot mit hebt. "730, 740", ruft er. "Geben Sie sich einen Ruck! 750, okay! 760. Seh ich mehr, nein? 760 Euro, zum Ersten . . . zum Zweiten . . . zum Dritten." Das Bild "Rote Segel" von Carl Thiemann landet nach einem harten Bieterwettkampf in den Armen seines glücklichen, neuen Besitzers. Am Ende dieses munteren Abends wird die Stiftung um 4700 Euro reicher sein, was erfreulich ist, andererseits aber auch ein bisschen enttäuschend, weil bei der letzten Auktion 2012 doch noch etwas mehr herumkam, nämlich 6360 Euro.

Das Angebot ist größer als die Nachfrage

Mit schuld ist die unsichtbare Hand: Der Preis ergibt sich aus Angebot und Nachfrage. Der Kunstkreis Karlsfeld hat sich nicht lumpen lassen und 21 Arbeiten zur Verfügung gestellt. Es solle "ein Geburtstagsgeschenk" an die Gemeinde sein, erklärt der Kunstkreis-Vorsitzende Dieter Kleiber-Wurm, weil die Gemeinde den Kunstkreis mit der Galerie-Kunstwerkstatt am Drosselanger doch so unterstützt habe und der Kunstkreis dieses Jahr 40-jähriges Bestehen feiert. Da wolle man etwas zurückgeben an die Gemeinde. Auch die Sparkasse hat drei Werke gespendet. 23 Bilder und eine Keramik, das ist ein umfangreiches Angebot und diesmal fast ein bisschen inflationär. Viele Arbeiten erzielen nur den Mindestpreis, neun finden überhaupt keine Abnehmer. Selbst für die "Power-Bananen" der verstorbenen Malerin Gisela Bottesch, für die es demnächst eine Werkschau in Karlsfeld geben wird, kommt nicht ein einziges Gebot. "Es hätten ruhig etwas mehr Leute kommen dürfen", bilanziert der Rathauschef.

Dass die Auktion ein Erfolg wird, ist nicht zuletzt Sparkassenchef Hans Wülfert und dem Zweiten Bürgermeister, Stefan Handl (CSU), zu verdanken. Beide steigern eifrig mit; Kulturreferentin Ingrid Brünich (CSU) und Kunstkreis-Mitglied Anita Neuhaus, die früher als Sozialreferentin der SPD im Gemeinderat saß, steigen mit ein. Neuhaus klinkt sich wieder aus, wenn der Bieterwettstreit richtig in Fahrt kommt. "Ich bin Rentnerin", sagt sie lachend. Und abseits der Kunst und des Geldes geht es ja auch um gute Gespräche und darum, die Bürgerstiftung, die jedes Jahr Mittel ausschüttet, um Karlsfelder Bürgern zu helfen, wieder stärker ins Bewusstsein zu rücken. Das ist gelungen.

Mehr dazu auf www.buergerstiftung-karlsfeld.de.

© SZ vom 10.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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