Bürgerhaus Karlsfeld:Mitreißendes Neujahrskonzert

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Die Neujahrsgala der Camerata München unter Leitung von Bernhard Koch bescherte dem Publikum eine heitere Einstimmung auf 2016 . (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Kammerorchester eröffnet die musikalische Saison mit Schwung und guter Laune.

Von Bärbel Schäfer, Karlsfeld

Die Ouvertüre der "Lustigen Weiber von Windsor" war ein schwungvoller und gut gelaunter Einstieg in das Neujahrskonzert der Camerata München. Der launige Humor der komischen Oper nahm die beflügelte Stimmung des Abends vorweg. Traditionell eröffnete Dirigent Bernhard Koch mit seinem professionellen Kammerorchester die musikalische Saison im Karlsfelder Bürgerhaus und bescherte dem Publikum einen beschwingten Start ins neue Jahr.

Das ungetrübte Vergnügen war neben den bestens eingestimmten Musikerinnen und Musikern auch den beiden Solisten zu verdanken. Die Sopranistin Elaine Ortiz-Arandes ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil des Karlsfelder Neujahrskonzerts und mit wechselnden Gesangspartnern Garant für einen schönen Konzertabend. Diesmal stand ihr der Bariton Thorsten Frisch zur Seite, ebenfalls am Gärtnerplatztheater engagiert, und ein versierter Solist, der sich mit mühelosem Gespür für Gefühl und Ausdruck in seine Rollen hineinversetzt. Zu noch mehr Glanz auf der nüchtern gestalteten Bühne hätte allerdings ein wenig Blumenschmuck beitragen können.

Kokett schmiegt sich die Sängerin an den Dirigenten

In der Arie der Frau Fluth "Nun eilt herbei, Witz, heitre Laune" besang Elaine Ortiz-Arandes ausdrucksvoll die Verführungskünste der Männer, aber auch die List der Frauen. So war es ein hübscher Einfall der Sängerin, sich mit dem Rücken kokett an den Dirigenten zu schmiegen. Im folgenden Duett hingegen beschworen die beiden Solisten dramatisch den Streit des eifersüchtigen Ehemannes mit seiner treulosen Gattin herauf, die es verstand, sich vehement zu verteidigen. Da sehnte man sich nach dem süßen Liebesgeplänkel, das bald mit Arien aus Mozarts Zauberflöte folgte.

Einen tänzerischen Übergang schuf das Orchester mit Beethovens Kontretänzen. Sieben von insgesamt zwölf Miniaturen wurden mit ihren dynamischen Wechseln und der abwechslungsreichen Instrumentierung charmant gespielt und kehrten in ihrem schwungvollen, mitreißenden Charakter eine persönliche Note Beethovens hervor.

Schwung und Heiterkeit

Diesen Schwung nahm das Orchester in die Ouvertüre von "Figaros Hochzeit" mit. Heiterkeit kam mit den Mozart-Arien auf. Bariton Thorsten Frisch sang den Papageno charismatisch und mit komödiantischem Esprit und glänzte auch in den beiden Duetten mit Papagena. Sehnsuchtsvoll flötete und rief Papageno sein Weibchen herbei. "Papagena, liebes Täubchen! Papagena, Herzensweibchen!" In den lautmalerischen Koloraturen "Pa pa pa" gackerten und umgirrten sich die beiden Solisten gekonnt. Das war ein wohlgelungener Einstand zum Pausensekt, zu dem die Gemeinde Karlsfeld das zahlreiche Publikum einlud.

In bester Laune ging es in den zweiten, sehr heiteren Teil, der durch Österreich und Polen bis nach Spanien führte. Thorsten Frisch und Elaine Ortiz-Arandes rissen das Publikum mit einem Duett aus der Operette "Im weißen Rössl am Wolfgangsee" mit. Seine Wandlungsfähigkeit zeigte Thorsten Frisch mit der wunderbaren Arie "Ich hab sie doch nur auf die Schulter geküsst" aus der Operette "Der Bettelstudent" und mit dem Musical-Song "The impossible Dream" aus "Der Mann von La Mancha". Begleitet von einer spanischen Gitarre sang der Bariton so innig und stimmsicher, dass er Bravo-Rufe erntete. Bravourös gelang auch Elaine Ortiz-Arandes der mitreißende Kusswalzer "Il bacio" und die Zarzuela "Cancion de la Paloma".

Schmachtende Zugabe

Diese Spielart der spanischen Operette ist für die aus Puerto Rico stammende Sängerin mit der nach wie vor mädchenhaften Ausstrahlung wie ein Heimspiel. Mit ansteckendem Temperament sang sie über ein Mädchen, das man Taube nennt. Das Orchester trug diese Leichtfüßigkeit weichfließend ins Publikum. Mit schmelzenden Geigen und sanft leuchtenden Bläsern spielte es den Strausswalzer "Geschichten aus dem Wienerwald" und ein schwelgerisches "Carillon" aus Bizets Suite L'Arlesienne. Silbrige Violinenklänge schwebten durch den Saal, die Holzbläser leuchteten samtig und die Celli sangen elegisch.

Mit der schmachtenden Zugabe "Lippen schweigen" gaben die Solisten eine letzte Kostprobe ihrer Kunst. Das spritzige Neujahrsglück endete im stimmungsvollen "Granada" und einer rasanten Polka. Zum obligatorischen Radetzky-Marsch klatschte das Publikum begeistert mit.

© SZ vom 04.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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