Karlsfeld:Auf der Suche nach gemeinsamen Wurzeln

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Vereinsgründerin Gabriele Eggerz probt mit ihrem Spontan-Theater in Mini-Karlsfeld das Stück "David gegen Goliath". (Foto: Toni Heigl)

Gabriele Eggerz und ihr Verein Jad B'Jad vermitteln Jugendlichen das Verbindende in den Religionen

Von Tobias Roeske, Karlsfeld

Zum zweiten Mal leitete Gabriele Eggerz, vom gemeinnützigen Verein "Jad b'Jad", zu deutsch Hand in Hand, den Spontantheater-Workshop im Feriendorf Mini-Karlsfeld - einem dreiwöchigen Ferienprogramm für Sechs- bis Zwölfjährige. Doch die Generalprobe für das Stück "David gegen Goliath" wirkt beinahe chaotisch: Die jungen Schauspieler im Alter von acht bis zwölf Jahren laufen als Schafe, Löwen oder Propheten verkleidet vor der Bühne des Feriendorfs umher, und wollen ihre eigene Interpretation des Stücks präsentieren. Eggerz, die 30 Jahre lang als Lehrerin gearbeitet hat, bleibt gelassen und beruhigt die jungen Teilnehmer. Sie weiß, wie man mit aufgedrehten Kindern umgeht: Sie verteilt die Rollen neu, gibt jedem Kind eine eigene Aufgabe und erklärt ihnen die Geschichte des Stücks und wie die einzelnen Szenen aussehen sollen.

"Dieses Jahr kann man es wirklich als Spontantheater bezeichnen", sagt Eggerz und lacht, als sie sieht, wie sehr sich die Kinder bemühen, das Stück so umzusetzen, wie Eggerz es geplant hat. Wie jedes Jahr suchte der Leiter des Jugendhauses Karlsfeld, Rudi Denk, Vereine und Veranstalter aus Karlsfeld, die Attraktionen für das dreiwöchige Ferienprogramm in Mini-Karlsfeld anbieten wollten. Bereits im vergangenen Jahr konnte Eggerz die Kinder mit ihrem Spontantheater-Workshop begeistern und wollte an diesen Erfolg anknüpfen. "Die jungen Schauspieler hatten bisher immer sehr viel Spaß und mit Kindern arbeiten liegt mir eh sehr gut." Mit dem Stück "David gegen Goliath" wollte sie den Teilnehmern einen Teil der jüdischen Vergangenheit erklären.

Gemeinsam mit ihrem Ehemann, Páll Eggerz, gründete die studierte Theologin im Jahr 2007 den gemeinnützigen Verein "Jad B'Jad" in Karlsfeld. "Der Name kommt aus dem Hebräischen", erklärt sie. Der Verein, sagt sie weiter, habe es sich zum Ziel gemacht, die jüdische Wurzel im Christentum wieder zu entdecken und ein friedliches Zusammenleben der Religionen zu ermöglichen. "Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen Deutschen und Juden, und auch zwischen Juden und Christen", findet Eggerz. "Aber auch viele Schwierigkeiten, gerade was die Vergangenheit betrifft."

Aus Jad B'Jad ging die Initiative "Die goldene Rose" hervor. Diese beschäftigt sich mit dem Holocaust, mit den Grundlagen des ethischen Handelns und der Geschichte des jüdischen Glaubens. "Mit der goldenen Rose wollen wir eine positive Erinnerungskultur vermitteln", erklärt die Karlsfelderin. Der Spontantheater-Workshop in Mini-Karlsfeld sei dabei nur ein Bereich, mit dem die Initiative versuche, Kindern und Jugendlichen aus unterschiedlichen Religionen jüdische Traditionen näherzubringen. "Wir haben inzwischen ein komplettes Seminarprogramm ausgearbeitet, das wir in Schulen und in Jugendhäusern anbieten könnten. Leider fehlt uns für die Umsetzung noch ein Sponsor", bedauert Eggerz. Dabei sei doch die Aufarbeitung der Vergangenheit besonders wichtig: "Letztlich ist die Vergangenheit der Stoff, aus dem Zukunft und Gegenwart gewebt werden."

Jad B'Jad engagiert sich nicht nur im sozialen Bereich. Der Verein veranstaltet auch zahlreiche theologische Seminare und Workshops, in denen sich die Teilnehmer mit dem Judentum auseinandersetzen können. Dabei arbeite er eng mit anderen jüdischen Theologen zusammen, erklärt Eggerz.

Beispielsweise mit Felix Kogan, der in Berlin die Organisation "Schuwa LaSchoresch" leitet. "Wir sind im Grunde genommen eine regionale Zweigstelle der Organisation, die übersetzt "zurück zur Wurzel" heißt", erklärt Eggerz. Sie ergänzt: "Wir verfolgen ein ähnliches Ziel, nämlich Menschen aller Glaubensrichtungen die jüdischen Traditionen verständlich zu erklären und sie an unseren Festen teilhaben zu lassen." Dabei sei jedoch besonders wichtig, betont Gabriele Eggerz, dass sie niemandem zum jüdischen Glauben drängen möchten. "Wir sind offen für alle Religionen und Nationen und wollen mit ihnen ein friedliches Zusammenleben fördern."

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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