Jungbürgerversammlung in Hebertshausen:Ein langer Wunschzettel

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"Schon gut, dass mal die Kinder gefragt werden", findet ein Achtjähriger. Und Bürgermeister Richard Reischl hört zu und notiert sich alle Ideen. (Foto: Toni Heigl)

Skaterbahn, Badesee und Buswartehäuschen: 29 Kinder und Jugendliche tragen dem Bürgermeister ihre Wünsche vor. Einige sollen nun auch im Gemeinderat behandelt werden.

Von Petra Schafflik

Die Zettel reichen kaum aus, so viele Ideen werden von den Kindern und Jugendlichen bei der ersten Jungbürgerversammlung der Gemeinde benannt. Ganz oben auf der Wunschliste steht eine Skaterbahn, ein Herzensanliegen auch von Keno, Mathis und Philip. Die drei Freunde sitzen mit 26 anderen jungen Leuten aus Hebertshausen und Ampermoching an einem Nachmittag bei schönster Frühlingssonne im Sportheim, diskutieren, notieren, kritisieren und erklären. "Schon echt gut, dass mal wir Kinder gefragt werden", findet der achtjährige Philip. "Das kommt nicht so oft vor, dass wir zu Wort kommen", sagt Yvonne, elf Jahre alt. Drei Stunden später sind zwei Platten mit Wurstsemmeln leer gefuttert, die Köpfe heiß diskutiert und mehrere Plakate mit Wünschen und Anregungen dicht beschrieben. "Wichtig ist, dass wir jetzt etwas aus den Vorschlägen machen", sagt Bürgermeister Richard Reischl (CSU).

Die jungen Leute mit einer eigenen Veranstaltung zu Wort kommen zu lassen, ist dem Bürgermeister ein wichtiges Anliegen. Gemeinsam mit Gemeindejugendpfleger Johannes Landendinger hat er sich ein Konzept überlegt und alle 600 Mädchen und Jungen im Alter von zehn bis 17 Jahren persönlich eingeladen. Gekommen sind am Freitag dann 29 junge Leute zwischen acht und 16 Jahren, überraschenderweise waren die Jüngeren in der Mehrheit. Vielleicht, weil gerade diese Altersgruppe wenig Möglichkeiten sieht, ihre Interessen in der Gemeinde einzubringen. Genau diese Chance sollte das Treffen bieten, das der Bürgermeister mit Jugendpfleger Landendinger und Gemeinderätin Elke Fidel (CSU) als Jugendreferentin des Gemeinderats gemeinsam moderierte.

Natürlich gibt es im Ort Spielplätze, ein Ferienprogramm, gemeindliche Jugendarbeit und ein Jugendzentrum (JUZ). "Aber wir könnten schon noch ein bisschen mehr machen für Kinder und Jugendliche", sagte der Bürgermeister, der sich Vorschläge, aber auch ganz konkrete Antworten erhoffte. Wie zum JUZ hinter der Schule, das im kommenden Jahr einem Kinderhaus-Neubau weichen muss. Ein neuer Standort wird gesucht, aber wieder zentral in Hebertshausen? Wieder ein JUZ für alle oder lieber ein separates Angebot für die Jüngeren? "Eure Ideen sind gefragt", so Reischl.

Um herauszufinden, wie die jungen Leute ihre Gemeinde erleben, wanderten Bürgermeister, Jugendpfleger und Jugendreferentin mit thematischen Fragebögen durch drei Diskussionsgruppen. Abgefragt wurde, wie und wo die Kinder ihre Freizeit verbringen, wo sie feiern, sich treffen und Sport treiben. Wie beurteilen die jungen Nutzer die Spielplätze? Gefällt ihnen der Pausenhof? Passt das Konzept des JUZ? Was geht ihnen beim Ferienprogramm ab? Gibt es ein Defizit beim öffentlichen Nahverkehr? Die Rückmeldungen waren zahlreich und konkret. Die Spielplätze sind was für Kleinkinder, "für ältere Kinder einfach langweilig." Beim Thema Pausenhof schnellten sofort viele Finger hoch, denn dort fehlt es aus Kindersicht an allem. Die Mädchen wünschen sich Sitzgelegenheiten, die Jungs Angebote "wo man was machen kann", eine Kletterwand oder ein Areal zum Fußballspielen in der Schulpause. Auch die Verkehrsanbindung ist ein Thema. Wenn das Mama-Taxi nicht fährt, ist der eigentlich kurze Weg zum Kino nach Dachau eine Weltreise. Bus, S-Bahn, wieder Bus: "Da kommt man fast nicht hin", sagt ein Mädchen. Auch für die aktive Freizeit gibt es Wünsche. Viele der Buben sind in der Feuerwehr und im Fußballverein aktiv, die Mädchen hätten gerne einen Zeichen-Club, eine Tanzgruppe und im Ferienprogramm vielleicht ein Reitangebot.

Nach der Gruppendiskussion geht es darum, im Plenum zentrale Mängel im Ort zu benennen und konkrete Projekte vorzuschlagen. Da sind die jungen Leute kaum noch zu bremsen, hoch konzentriert werden Zettel beschriftet. Die Wunschliste ist lang: Eisdiele, Kletterwand, Badesee, wieder ein Laden in Hebertshausen, Plätze und Treffs für ältere Kinder, verkehrsberuhigte Spielstraßen, ein Baumhaus, ein Buswartehäuschen an der Schule und vor allem: eine Skaterbahn.

Diese Ergebnisse will Bürgermeister Reischl in den Gemeinderat tragen und Jugendpfleger Landendinger wird die Jugendlichen zu Arbeitsgruppen einladen, sobald einzelne Projekte geplant werden. Das große Engagement der Kinder und Jugendlichen soll keinesfalls im Sande verlaufen. Sicher werden die jungen Leute bei der nächsten Jugend-Versammlung, die künftig regelmäßig einmal im Jahr stattfinden soll, nach ersten Resultaten fragen.

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