Jubiläum:Die Schlossherren

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Seit hundert Jahren und fünf Generationen ist das Gut Odelzhausen im Besitz der Familie Eser. Im Jahr 1918 kaufte der Urgroßvater des jetzigen Eigentümers Hans Eser das Anwesen. Seitdem hat sich dort viel verändert

Von Renate Zauscher, Odelzhausen

Mit Blasmusik und Freibier hat man im Schlossgut Odelzhausen ein besonderes Jubiläum gefeiert: Der gastronomische und landwirtschaftliche Betrieb ist seit hundert Jahren im Besitz der Familie Eser. Der heutige Schlossherr Hans Eser weiß, was er den Vorfahren, aber auch seiner Frau Gabi Eser, seiner Mutter Gertraud und auch seinen vier Schwestern zu verdanken hat. Gemeinsam hat man immer wieder gute Lösungen auch in schwierigen Zeiten gefunden und tatkräftig zusammengearbeitet. Der Gedanke der Dankbarkeit stand deshalb auch im Mittelpunkt der Messe, die unter freiem Himmel vor der 2004 von Eser erbauten Kapelle nahe dem Hofgelände von Prälat Georg Schneider, seinem Amtskollegen Prälat Josef Obermair und dem Odelzhausener Pfarrer Richard Nowik gefeiert wurde.

Hans Eser mit seiner Schwester Ursula Kohn (l.), Frau Gabi und Tochter Franziska. (Foto: Niels P. Joergensen)

Fünf Generationen umfasst die Familiengeschichte der Esers in Odelzhausen. Gekauft hatte das zuletzt arg heruntergekommene Gut 1918 Hans Esers Urgroßvater Josef Sedlmayr, Bauer und Güterhändler aus Roßbach, der auch schon die Brauerei Maisach erworben hatte. Mehrfache Besitzerwechsel in kurzer Zeit und der Erste Weltkrieg hatten ihre Spuren hinterlassen. 1923 übernahmen Sedlmayrs Tochter Maria und der Schwiegersohn, der gelernte Brauer Hans Eser, den Besitz. Anschließend führte der Arzt Karl Eser das Gut, da der eigentlich als Erbe vorgesehene Bruder Hans im Zweiten Weltkrieg gefallen war. Nach dem Tod des Vaters 1996 übernahm der heutige Besitzer Hans Eser das Schloss.

Auf einem Brunnen ist das Gesicht von Josef Sedlmayr eingraviert, der das Schlossgut 1918 gekauft hatte. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Baulich hat sich seit dem Kauf durch Josef Sedlmayr sehr viel verändert. So steht heute nur noch ein Turm und ein nicht mehr bewohnbarer Seitentrakt des früheren Barockschlosses: Als Folge einer Erdverschiebung stürzte 1936 der Nordostturm und das anschließende Gemäuer ein. Den Haupttrakt ließ Hans Eser abtragen. Erst 1967 hat die Tante des heutigen Gutsbesitzers, Irma Eser, den verbliebenen Turm zu ihrem Alterssitz mit einigen Gästezimmern ausgebaut. Sie war es auch, die 1952 das während der Kriegsjahre geschlossene Bräustüberl wieder eröffnet und ganz bewusst auf die über die Autobahn kommenden "Städter" als Gäste gesetzt hatte.

Als Hans Esers Vorfahren das Gut übernahmen, war es heruntergekommen. Nun kann sich die Anlage sehen lassen. (Foto: Niels P. Joergensen)

Einige Jahre war das Lokal verpachtet, von 1981 bis 1997 wurde es im Wechsel von Schwestern des heutigen Besitzers bewirtschaftet. 1998 schließlich pachtete Hans Esers Frau den Restaurantbetrieb. Sie erwies sich laut ihrem Mann als die treibende Kraft für die Weiterentwicklung des Betriebs: Viele guten Entscheidungen wie etwa die, in einen Hoteltrakt und einen neuen Wintergartenanbau zu investieren, wären ohne ihren Mut nicht getroffen worden, sagt Hans Eser. Auch dessen Mutter war immer aktiv ins Geschehen eingebunden und hat über Jahrzehnte das Gutshaus als Pension betrieben. Heute sind allein im Gastronomiebereich im Schnitt zwischen 35 und 40 Personen aus zehn Nationen beschäftigt. "Für uns ist die Flüchtlingssituation gar nicht so schlecht - vorausgesetzt man darf die Flüchtlinge legal beschäftigen", sagt Eser.

Was die Brautradition in Odelzhausen angeht, so hat die Familie bis heute dem Druck der aufkauffreudigen Großbrauereien widerstanden und an ihrer Privatbrauerei festgehalten. Als wohl wichtigstes Ereignis der lokalen Braugeschichte erwies sich, dass die Schlossbrauerei 1963 den Zuschlag für die Herstellung des offiziellen Festtrunks anlässlich der Wiedereröffnung des Nationaltheaters in München bekam: Das "Operator" genannte, stark nachgefragte Starkbier habe der Brauerei "enormen Auftrieb gegeben", erinnert sich Eser.

Die landwirtschaftlichen Flächen des Guts sind heute weitgehend verpachtet; lediglich einige Bereiche hat sich der leidenschaftliche Jäger Eser zurückbehalten, um sie "wildfreundlich" zu bewirtschaften.

Unter den Gratulanten waren bei der Jubiläumsfeier auch Landrat Stefan Löwl und Bürgermeister Markus Trinkl. Löwl hob die mutigen Entscheidungen der Gutsbesitzer und deren "Gottvertrauen" hervor, die beide zum Erfolg beigetragen hätten, während Trinkl von der Bedeutung sprach, die das Schlossgut mit Gastronomie und Brauerei nach wie vor für den Ort hat. Für die fünfte Generation der Esers in Odelzhausen steht heute Franziska Eser, die eben erst von einer "Work- and-Travel"-Reise zurückgekehrt ist. Noch wisse man nicht, wohin sie ihr Weg führen werde, sagt Vater Hans Eser. Vielleicht aber wird sie die Tradition der tüchtigen und entscheidungsfreudigen Frauen in der Familie einmal weiterführen und den Besitz in Odelzhausen übernehmen.

© SZ vom 03.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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