Jubiläum des TSV 1865:Sportfreunde Stirner

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Der TSV 1865 ist einer der ältesten Vereine im Bayerischen Landesportverband. Zum 150. Geburtstag machen Vereinskollegen, Funktionäre und Kommunalpolitiker dem neuen Präsidenten ihre Aufwartung

Von Viktoria Großmann, Dachau

Ehrenurkunden gibt es viele, erst recht für Jubilare. Aber so ein Jahn-Schild, das ist was Besonderes. "Davon haben wir nicht so viele", sagt Andy Krainhöfner. "Da schauen wir schon genau hin." Beim TSV 1865 hat sich der Vizepräsident des Bayerischen Turnverbandes umgesehen und ihn für würdig befunden, zur Feier des 150. Geburtstages das Jahn-Schild zu erhalten.

Nicht alles, was dem Vereinsvorsitzenden Sebastian Stirner an diesem Gala-Abend im TSV-Festzelt überreicht wird, ist so offensichtlich. Manche machen auch ein Geheimnis darum. Landrat Stefan Löwl (CSU) etwa zeigt sich sehr interessiert an einem größeren Karton mit Schleife, der zwei Bierbänke weiter in seinem Blickfeld liegt. Nach einigen Spekulationen entschließt er sich, würdig hinüberzuschreiten und kraft seines Amtes einen vertraulichen Blick unter den Deckel zu werfen. Das Hoheitswissen wird vorerst nicht weitergegeben.

Der TSV 1865 feiert sich vier Tage lang. Zu runden Geburtstagen kann ohnehin schon viel geredet werden, zum 150. ist das dann so viel, dass im Programm des Eröffnungsabends für geladene Gäste für mehr als Reden und Schweinsbraten kaum Platz ist. Wenn es gelingt, kurzweilige Redner zu finden, muss das kein Schaden sein. Günther Lommer, Präsident des Bayerischen Landessportverbandes, gesteht jedenfalls, von der Aussicht auf ein Vereinsfest im Bierzelt nicht sonderlich begeistert gewesen zu sein. Bei einer solchen Gelegenheit habe er einmal nachts um halb zwölf noch 130 Sportler ehren müssen. Das tut ihm der TSV nicht an. Dessen junger Chef hat es Lommer umso mehr angetan. Einen so jungen, so dynamischen Vorsitzenden habe er selten erlebt. "Behalten Sie ihn! Möglichst lange!", ruft er in den Saal. Der 33 Jahre alte Stirner hat sein Amt erst im Herbst übernommen. Von Lommer dürfen sich die TSV-Mitglieder und ihre Gäste noch sagen lassen, der TSV sei einer der 200 ältesten Vereine im Verband. Damit sei der TSV nicht einer von vielen, sondern einer von wenigen - dem Bayerischen Landesportverband gehören 12 100 Vereine an.

Andreas Tausch (l.) und Spiros Nitsas geben eine kleine und ziemlich lautstarke Taekwondo-Einlage, angeleitet von Trainer Alexander Hofmann. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Spätestens mit Lommers Lob ist Sebastian Stirner zum eigentlichen Geburtstagskind an diesem Abend gekürt. Stirner hat als Jugendlicher den Baseball mit in den Verein gebracht, an diesem Abend lebt der hauptberufliche Versicherungsspezialist seine Freude am Gastgebersein aus. Begrüßung hier, Blumensträuße da, ein paar freundliche Worte an jedem Tisch. Dabei hat Stirner selbst in seiner Festrede seinen Anspruch, im Verein nach innen und außen klare Verhältnisse zu schaffen, umgesetzt. Stirner kann zwar auch schön reden und sehr vielen Menschen mit breitem Lächeln Danke sagen, er sagt aber auch, dass es ihm nicht nur leicht gemacht werde im Verein. Gerüchten und Angriffen sei er ausgesetzt gewesen, sagt er in seiner Rede. Dann lächelt er wieder. Und geht zur nächsten Danksagung über.

Freunde hat der TSV an diesem Abend genug, auch wenn einige sich zunächst von der Auftaktveranstaltung der Bürgerbeteiligung zur Zukunft des MD-Geländes aufhalten lassen. Wer es ernst meint, kommt trotzdem. Darunter einige Stadträte, wie Dominik Härtl (CSU), der in der Abendsonne über die Felder zum TSV-Stammgelände spaziert. Ein Moment, in dem man sich kurz denken mag, dass die Lage an der Jahnstraße eigentlich nicht so schlecht ist. Einige Festredner bestärken jedenfalls den Verein, am eigenen Grundbesitz festzuhalten, unabhängig zu bleiben - Wasser auf die Mühlen Stirners.

Lächeln, danken, klare Verhältnisse schaffen: Sebastian Stirner. (Foto: Niels P. Joergensen)

Oberbürgermeister Florian Hartmann hat sich ebenfalls zwischen MD und TSV aufgeteilt. Für seine Rede hat er sich extra das Gründungsschreiben des TSV an den Markt-Magistrat aus dem Stadtarchiv suchen lassen. Pragmatisch macht auch Hartmann nicht nur schöne Worte, sondern spricht an, dass Vereine von vielen Mitgliedern heute als Dienstleister gesehen würden. Umso höher sei das Engagement der Ehrenamtlichen einzuschätzen.

Und was ist nun in der Kiste? Rüdiger Meyer macht darum wenige Worte und noch weniger Umstände. Der Präsident der Eintracht Karlsfeld bringt dem kleinen Nachbarverein eine Torte mit Vereinslogo. "Weil man sich manchmal auch durchbeißen muss", sagt Meyer. Landrat Stefan Löwl spricht deutlich länger, lüftet sein Geheimnis aber trotzdem nicht. Er überreicht Sebastian Stirner am Ende seiner Rede einen verschlossenen Umschlag.

Der Inhalt bleibt geheim.

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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