Hilgertshausen/Tandern:Rathausbegehren

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In Hilgertshausen interessieren sich bereits vier Kommunalpolitiker für eine Nachfolge von Bürgermeister Hans Kornprobst (CSU) im nächsten Jahr. Und es könnten sogar noch mehr Anwärter werden

Von Benjamin Emonts, Hilgertshausen/Tandern

In der Gemeinde Hilgertshausen-Tandern wird kräftig spekuliert, wer die Nachfolge von Bürgermeister Hans Kornprobst (CSU) antreten könnte. Kornprobst, 67, wird zum 31. April 2017 wegen gesundheitlicher Probleme zurücktreten. Stellvertreter Adolf Doldi, ebenfalls CSU, nannte auf einer Bürgerversammlung in Tandern vier Interessenten für das Amt, die "selbst ihren Hut in den Ring geworfen haben". Die Vier, das geben sie offen zu, waren nicht gerade begeistert, dass ihre Namen ohne Absprache öffentlich genannt wurden. Leugnen will ihr Interesse an Kornprobsts Nachfolge jedoch keiner. Im Gegenteil: Sie bringen sich bereits in Stellung für die Neuwahlen im März - und weisen im Gespräch mit der SZ selbstbewusst auf ihre Vorzüge hin.

Von Politikverdrossenheit ist in der Gemeinde im nördlichen Landkreis Dachau nichts zu spüren. Während sich die Deutschen ziemlich schwer taten, einen Bundespräsidenten zu finden, wollen in Hilgertshausen Max Demmelmair, Markus Hertlein, Norbert Schneider und Johann Pröbstl die Gemeinde künftig anführen. Nach ihren politischen Ambitionen gefragt, reagieren sie zunächst zurückhaltend - doch dann sprudelt es regelrecht aus ihnen heraus.

Der parteilose Max Demmelmair hat anscheinend so richtig Lust auf die Aufgabe, wie er klar zu verstehen gibt. Der 52-Jährige ist bestens vernetzt in der Gemeinde. Mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen betreibt er den Erlebnisbauernhof Ferlhof. Hauptberuflich leitet er die sogenannte Funktionsabteilung des Helios Klinikums Markt Indersdorf. Dazu gehören die Notaufnahme oder die Röntgenabteilung. Demmelmair saß bereits zwölf Jahre für die Wählergemeinschaft Hilgertshausen-Tandern (WGHT) im Gemeinderat. "Ich habe immer die meisten Stimmen aller Abgeordneten bekommen", sagt er.

Nachdem er seinen Platz vor drei Jahren wegen eines Pflegefalls in der Familie geräumt hat, fühlt er sich jetzt wieder bereit. Einige Dorfbewohner hätten ihn schon gebeten, das Amt zu übernehmen. "Ich habe das Gefühl, dass ich durch meine Vielseitigkeit für viele ein vorstellbarer Kandidat bin", sagt Demmelmair. Für den Bürgermeisterposten würde er den Job in der Klinik, den er "mit viel Herzblut" betreibt, aufgeben. Er will für soziale Themen und ein "lebenswertes Miteinander" einstehen. Der Hilgertshausener Markus Hertlein hat einen umfangreichen Steckbrief verfasst, in dem er sich und seine beruflichen Kompetenzen präsentiert. Der 45-Jährige ist das Sprachrohr der WGHT. In Oettingen im Landkreis Donau-Ries geboren, zog ihn die Liebe vor zwölf Jahren nach Hilgertshausen. Er hat zwei Töchter, zehn und zwölf Jahre alt. Durch seinen Beruf als Wirtschafts- und Bauingenieur hält er sich für prädestiniert für das Bürgermeisteramt. Strategische Fragestellungen, Ortsentwicklungsstrategien sowie Diskussionen und Entscheidungsprozesse gehörten zu seinem beruflichen Alltag, sagt Hertlein. Dies befähige ihn, die großen Projekte, die in der Gemeinde anstehen, zu realisieren. "Die gesamte Maschine muss vorankommen", sagt er. "Meine Arbeitsweise ist gekennzeichnet von dem Streben, die Dinge voranzubringen und zu erledigen." Außerdem spreche für ihn, dass er als Auswärtiger den "Blick von außen" auf die Gemeinde habe und "keine Vorbelastung", was den jahrelangen Zwist zwischen den Ortsteilen Hilgertshausen und Tandern betrifft, die 1978 eine Zwangsehe eingehen mussten.

"Ich bin richtig motiviert und voller Ehrgeiz", sagt der selbstständige Schreinermeister und Familienvater Norbert Schneider. Mit 39 Jahren ist er der jüngste im Kandidatenkarussell. Noch zu Bezirksoberligazeiten gab er in der Fußballmannschaft des TSV Hilgertshausen einen kampfstarken, nimmermüden Verteidiger. Heute ist Schneider im Vorstand des TSV. Aus dem Sport und als langjähriges Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr hat das CSU-Mitglied viele Bekannte und Freunde in der Gemeinde. Die Sitzungen des Gemeinderats und das kommunalpolitische Geschehen verfolge er seit fünf Jahren intensiv, so sagt er. Schneiders Eindruck nach ist in den vergangenen Jahren vieles auf die lange Bank geschoben worden. Mit ihm als Bürgermeister soll sich das ändern. "Ich will etwas bewegen und vorantreiben. Ich würde mich sehr reinhängen", verspricht der 39-Jährige.

Sein Vorgesetzter beim TSV, der parteilose WGHT-Gemeinderat Johann Pröbstl, formuliert sein Interesse am Bürgermeisteramt noch sehr zurückhaltend. Als Vorsitzender des Sportvereins ist er in der Gemeinde aber bestens bekannt. Dass er 2014 in den Gemeinderat gewählt wurde, könnte dafür sprechen, dass er nicht chancenlos wäre. Näheres will der 51-jährige Lastwagenfahrer zu seinen Ambitionen noch nicht sagen. Er will erst die kommenden Gespräche in der WGHT abwarten.

Gut möglich, dass es noch mehr Interessenten werden. Doch aus Tandern wahrscheinlich nicht. Das dürfte daran liegen, dass die Erfolgsaussichten für sie erfahrungsgemäß gleich null sind. Die Hilgertshausener Bürger stellen fast zwei Drittel aller Wahlberechtigten in der Gemeinde - und sie wählen in der Regel ihre eigenen Kandidaten. Die drei Tanderner, die es dennoch versucht haben - Josef Krimmer, Adolf Doldi und Peter Schadl - erhielten stets weniger als 40 Prozent der Wählerstimmen. Wobei nicht vergessen werden darf, dass die Tanderner von 1978 bis 1996 sämtliche Kommunal- und Bürgermeisterwahlen boykottierten, weil sie sich benachteiligt fühlten. Der Gemeinderat und SPD-Landtagsabgeordnete Martin Güll wird nicht kandidieren. Zum jetzigen Zeitpunkt über Namen zu spekulieren, hält er für verfrüht. "Erst muss der Gemeinderat im Dezember entscheiden, ob der Bürgermeister hauptamtlich oder ehrenamtlich arbeiten soll", sagt er. Der scheidende Hans Kornprobst ist ehrenamtlich tätig.

© SZ vom 26.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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