Hilfestellung für Eltern:Frühe Hilfe

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Koordinierende Kinderschutzstelle unterstützt junge Eltern, die mit ihrem Nachwuchs überfordert sind

Von Robert Stocker, Dachau

Junge Eltern sind von ihrer Situation oft überfordert: Ihr Baby schreit pausenlos wie am Spieß, sie wissen nicht, wie sie ihren Nachwuchs richtig versorgen sollen. Überaus problematisch wird das Verhältnis zum Kind, wenn die Mutter oder der Vater auch noch drogenabhängig sind. Die Überforderung der Eltern hat oft eine Vernachlässigung oder gar eine Misshandlung der Kinder zur Folge. Der Landkreis hat 2009 eine Koordinierende Kinderschutzstelle eingerichtet, die solche Familien früh unterstützt. Die Stelle hat jetzt ein Konzept für diesen präventiven Kinderschutz vorgelegt, das der Jugendhilfeausschuss am Montag einstimmig befürwortet hat.

Der Freistaat unterstützt Kommunen beim Aufbau sozialer Frühwarn- und Fördersysteme, zu denen auch eine Koordinierende Kinderschutzstelle gehört. Dabei geht es um Kinder im Alter von null bis drei Jahren. Die Stelle knüpft ein interdisziplinäres Netzwerk aus allen Berufsgruppen, die sich mit Säuglingen und Kleinkindern befassen. Die Entwicklung des Kindes soll nicht unter überforderten Eltern oder sozialen Defiziten der Erziehungsberechtigten leiden. Die Phase der frühen Kindheit sei entscheidend dafür, wie der Nachwuchs später mit Stress, Bindungen und Bildung umgehe, sagte Jugendamtsleiterin Steffi Weinhold. Die Kinderschutzstelle hat auch die Beziehungs- und Erziehungskompetenz der Eltern im Auge. Zielgruppe sind junge Familien, die sozial und ökonomisch benachteiligt und belastet sind. Die Stelle baut ein Netzwerk aller Beteiligten auf, koordiniert es und pflegt die Verbindungen. Sie organisiert regelmäßige Treffen, Workshops und Infoveranstaltungen. Die Vernetzung von öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe, des Gesundheitssystems und anderer Dienstleister für Familien ist ein zentraler Auftrag der Kinderschutzstelle und soll den Kinderschutz optimieren. Ziel sei es, heißt es in dem Konzept, einen Prozess in Gang zu setzen, in dessen Verlauf das Netzwerk immer engmaschiger wird, um gefährdete Kinder früher aufzufangen und Eltern möglichst früh zu stärken. Die Netzwerkarbeit soll auch mögliche Hemmschwellen bei Familien gegenüber dem Jugendamt abbauen. Bei den Aufgaben steht an erster Stelle die Beratung der Eltern. Auch eine Drogen- und Schreibabyberatung gehören dazu.

Die Beratung drogenabhängiger Eltern sei überaus wichtig, betonte Sylvia Neumeier (SPD), Geschäftsführerin des Vereins Drobs e. V. Dachau. Primär gehe es um die Frage, welche Unterstützung drogenabhängige junge Leute brauchen, die ein Kind erwarten. Drobs e. V. habe in den vergangenen vier Jahren Kontakt mit etwa zehn Müttern und Vätern gehabt, die auch von der Koordinierenden Kinderschutzstelle beraten wurden. "Dabei habe ich diese Kollegen schätzen gelernt", sagt Neumeier. In der Beratung geht es um das Szenario, was mit den Babys passiert, wenn sie von drogenabhängigen Eltern betreut werden müssen. Bernhard Seidenath (CSU) stellte klar, dass es nicht nur um drogenabhängige junge Eltern gehe, sondern um die Probleme junger Eltern allgemein. "Viele sind von der neuen Situation überfordert, die Koordinierende Kinderschutzstelle hat sich da bewährt."

Diese Ansicht vertritt auch Oskar Krahmer. So verfielen junge Eltern mit Mehrlingsgeburten häufig in Panik, sagte der Kreisvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt. "Wir müssen da dran bleiben, beraten und helfen."

© SZ vom 21.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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