Hebertshausen:Stress auf dem Weg zur Schule

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Mal zu voll und oft zu spät - der neue Fahrplan birgt jedoch Verbesserungen im Schienen- und Omnibusverkehr. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Landratsamt prüft, ob der 725er Bus täglich überfüllt ist, so dass Kinder in Hebertshausen zurückbleiben

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Mehrmals die Woche das gleiche Spiel: Der Schulbus der Linie 725 nähert sich der Haltestelle, doch statt zu stoppen, fährt er weiter. Ein Dutzend Schüler bleibt an der Georg-Queri-Straße in Hebertshausen zurück. Die jungen Leute kennen das Spiel und laufen los zum S-Bahnhof. "Da heißt es schon zügig marschieren, sonst verpasst man auch noch den Zug", sagt Niklas Guggomos.

Der 19-jährige Schüler hatte bei der Jungbürgerversammlung auf den Ärger mit dem Schulbus aufmerksam gemacht. Bürgermeister Richard Reischl war überrascht von der "Welle an Beschwerden", die von den jungen Leuten zu den Schulbussen vorgetragen wurden. Im Rathaus "war uns da bisher nichts bekannt." Auch Albert Herbst, im Landratsamt für den Schülertransport zuständig, hat von dem Problem mit der 725er-Linie "jetzt erstmalig erfahren". Doch wenn der Bus tatsächlich häufiger überfüllt ist, wenn das Fahrzeug durchfährt und Schüler zurückbleiben, "werden wir umgehend handeln", sagt Herbst. Sofern nötig, müsse ein Zusatzbus her.

Hin und wieder mal zu spät zum Unterricht zu kommen, mag ja ganz lustig sein. Aber regelmäßig nach dem Gong in die Klasse zu schleichen, das macht keinen Spaß. "Die Lehrer akzeptieren unsere Entschuldigung, aber man macht sich keine Freunde", sagt Niklas Guggomos. Zumal er eine halbe Stunde zu spät kommt, wer nicht schnell genug von der Bushaltestelle zum Bahnhof rennt und so auch noch den nächsten Zug verpasst. Der Schüler fährt schon seit Jahren mit dieser Buslinie zum Josef-Effner-Gymnasium. "Erst seit diesem Schuljahr ist die Situation so extrem." Der 725er kommt von Haimhausen, sammelt auf dem Weg in die Kreisstadt Kinder in Ottershausen, Ampermoching und Deutenhofen ein, hält zweimal in Hebertshausen, bevor er zu den Gymnasien fährt.

Schwankende Fahrgastzahlen sind auf dieser Strecke nach Auskunft der Jugendlichen Usus. Im Sommer nehmen viele Schüler aus der westlichen Ecke von Hebertshausen das Radl, im Winter steigen alle auf den Schulbus um. Die Fahrzeuge sind ab Oktober voller, doch überfüllt sind sie offenbar erstmals in diesem Schuljahr. Tatsächlich hat sich an der Buskapazität aber nichts geändert, sagt Herbst. Zwar wurden die Schülertransporte im vorigen Jahr neu ausgeschrieben, die 725er-Linie wird nun vom Busunternehmen Geldhauser gefahren. Bus und Fahrer sind andere, "aber an der Transportleistung hat sich nichts geändert". Wenn konkret der Bus überfüllt ist, muss ein zusätzliches Fahrzeug her. "Am Geld liegt es nicht", so Herbst. Fraglich sei, ob auf die Schnelle ein Bus mit Fahrer verfügbar ist.

Der Fahrermangel werde immer größer. Auch die Verkehrsbelastung auf den Landstraßen bringt den Schülertransport zunehmend an seine Grenzen, wie Herbst erklärt. Wegen des steigenden Individualverkehrs, der vor allem in der morgendlichen Rushhour zu Verzögerungen und Staus führt, haben die Schulbusse Mühe, ihren Fahrplan einzuhalten. Eine Entzerrung der Unterrichtszeiten könnte helfen, sagt Herbst. Bisherige Vorstöße seien aber von Eltern und Schulen abgelehnt worden. Beim neuen Nahverkehrsplan will Herbst das Thema auf die Agenda setzen. Wenn nicht alle Schüler im Landkreis zur selben Zeit für die erste Stunde in ihrem Klassenzimmer sitzen müssen, könnte das Bussystem zuverlässiger funktionieren. Abseits von diesen Zukunfts-Überlegungen will Herbst umgehend eine Lösung finden, damit auch die Hebertshausener pünktlich in die Schule kommen.

© SZ vom 10.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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