Jubiläum:Hebertshausen feiert 140 Jahre Feuerwehr

Lesezeit: 3 min

Früher rückten die Männer mit einfachen Geräten aus, heute sind sie ausgerüstet mit Digitalfunk, Atemschutz und nagelneuem Fahrzeug.

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Acht Stunden kämpften 170 Einsatzkräfte gegen das Feuer, als Ende September ein Feldstadel in Ampermoching in Brand geriet. So ein Großfeuer, das die Feuerwehr heute mit moderner Technik unter Kontrolle bringt, bedeutete in früheren Zeiten ruinierte Existenzen oder eine Katastrophe fürs ganze Dorf. Der zerstörerischen Kraft der Flammen wollten die Menschen Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr hilflos ausgeliefert sein. In Hebertshausen jedenfalls versammelte 1876 der Schloss- und Gutsbesitzer Adolf Graf von Spreti gemeinsam mit Anton Hintermair, Johann Riedmair und Anton Rottenfußer alle Männer des Dorfs, um eine eigene Feuerwehr für den Ort zu gründen.

Von Digitalfunk oder Atemschutz konnten diese Gründungsväter nur träumen. Auf Raten wurde der Kaufpreis für 24 Helme, eine Spritzenlaterne, sieben Steigergurte und Beile abgestottert. Aus diesen bescheidenen Anfängen entwickelte sich eine leistungsfähige Stützpunktfeuerwehr, die jetzt am Sonntag, 16. Oktober, gemeinsam mit allen Bürgern ihr 140-jähriges Bestehen feiert. Die Gemeinde spendiert pünktlich zum Jubiläum ein nagelneues Hilfeleistungs-Löschfahrzeug (HLF).

Der Brand in einem Feldstadel in Ampermoching hat die Feuerwehr beschäftigt. (Foto: Picasa)

Technischer Wandel

Technik wie Organisation der Feuerwehr haben sich auch in Hebertshausen über die Zeit massiv gewandelt. Rückten anfangs die Männer im Ort noch mit Löscheimern aus, wurde um die Jahrhundertwende eine "Löschmaschine" angeschafft, eine Handpumpe, die von vier bis sechs Helfern bedient werden musste. Nicht immer war es leicht, die notwendigen Pferde zu finden, um diesen Spritzenwagen an den Brandort zu schaffen. Deshalb wurde die Wehr 1909 offiziell ermächtigt, jedes auffindbare Pferd vorzuspannen. So steht es in der Feuerwehrchronik, die 2001 zum 125-jährigen Jubiläum erschien.

Ein erstes Tanklöschfahrzeug haben die Hebertshausener 1968 von München übernommen, 1974 ein eigenes angeschafft. Da die Helfer ab den 1980er Jahren mehr und mehr auch zu schweren Verkehrsunfällen gerufen wurden, musste ein Rettungsspreizer her. Und weil die Hebertshausener für technische Neuerungen immer sehr aufgeschlossen waren, schafften sie unter dem damaligen Kommandanten Georg Roth als erste Feuerwehr im Landkreis einen Computer für die Gefahrgut-Datei an.

Rasche Hilfe leisten können die Hebertshausener nun mit ihrem neuen Löschfahrzeug, auf das Holger Schaumberger (li.) und Matthias Reinhart stolz sind. (Foto: Schafflik)

1876 waren noch alle Männer bei der Feuerwehr - alle zehn

Mit der Technik veränderte sich die Einsatz-Organisation: Der erste Kommandant Anton Hintermair konnte 1876 noch auf alle Männer aus dem Dorf zählen, heute sind 60 Aktive beiderlei Geschlechts ehrenamtlich im Dienst. Mit diesem Team fühlt sich Kommandant Matthias Reinhart "gut aufgestellt". Vor allem, weil zu jeder Zeit eine Kernmannschaft von etwa 15 Feuerwehrleuten abrufbar ist. Keine Selbstverständlichkeit, nicht wenige Wehren im Landkreis haben tagsüber einen Personalengpass, weil viele Aktive weit entfernt vom Wohnort arbeiten. Die Hebertshausener kennen dieses Problem nicht, rücken deshalb oft zur Verstärkung aus, wenn in einem Nachbarort der Alarm losgeht. Routine sind schon Einsätze im Gewerbegebiet Dachau-Ost, wo die helfenden Hände der Hebertshausener gefragt sind, sobald eine Brandmeldeanlage in einem Unternehmen einen Störfall meldet. Insgesamt wird die Feuerwehr 70 bis 80 Mal im Jahr gerufen, sagt Kommandant Reinhart. Großbrände oder massive Überflutungen sind zum Glück eine Seltenheit. "Die Leute rufen uns auch wegen Kleinigkeiten, brauchen die Feuerwehr viel öfter als früher", sagt Feuerwehrvorstand Holger Schaumberger. Damit auch in Zukunft ehrenamtliche Helfer bereit stehen, werden junge Leute in einer eigenen Feuerwehrjugend an den Dienst herangeführt.

Wie überall erleichtert auch bei der Feuerwehr eine solide Ausstattung die Arbeit. Deshalb freuen sich die ehrenamtlichen Helfer über ihr neues Einsatzfahrzeug, ein sogenanntes HLF 20/16. Dieser multifunktionelle Wagen ist mit Löschwassertank, Schaummittelvorrat, Löschpulver und Pumpe für die effektive Brandbekämpfung ausgerüstet, hat zusätzlich Ausrüstung für technische Hilfeleistungen an Bord, wie sie nach Verkehrsunfällen notwendig wird. "Alle Geräte, die bisher auf drei Fahrzeuge verteilt waren, bringen wir künftig in einem Wagen zum Einsatzort", sagt Kommandant Reinhart. 95 Prozent aller Einsätze können dann mit der Ausrüstung eines Fahrzeugs erledigt werden. Auch das Timing könnte nicht besser sein: Beim Jubiläumsfest wird das neue Fahrzeug vorgestellt und feierlich eingeweiht. In der Nacht darauf werden die letzten Geräte vom alten Einsatzwagen herübergeräumt. "Dann melden wir uns bei der Leitstelle um", sagt Reinhart. Das neue Fahrzeug bekommt einen eigenen Funkrufnamen, wird künftig als Hebertshausen Florian 40/1 alarmiert. Doch beim Jubiläumsfest dreht sich nicht alles ums neue Feuerwehrauto, vielmehr freut sich die Feuerwehr mit einem bunten Programm "auf ein Fest für ganz Hebertshausen".

Das Jubiläumsfest beginnt mit einem Gottesdienst (Pfarrkirche zum Heiligen Welterlöser , 10 Uhr), dann zieht die Festgemeinde mit der Blaskapelle Schönbrunn zum Feuerwehrhaus (11 Uhr), wo das neue Einsatzfahrzeug eingeweiht wird (12.15 Uhr). Nach dem Mittagessen erwarten die Gäste Vorführungen, Ausstellungen und ein Kinderprogramm .

© SZ vom 14.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: