Hebertshausen:Konzept zur Gewässerentwicklung abgelehnt

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Bürgermeister Richard Reischl will die Bäche und Flüsse schützen, aber der Gemeinderat zieht nicht mit.

Das alte Sprichwort "Trau - schau wem!" passt zur Debatte des Gemeinderats über ein Anliegen des Naturschutzes. Ein Gewässerentwicklungskonzept (GEK) sollte für die gemeindlichen Bäche und Wasserläufe erstellt werden. Für dieses Vorhaben, das der Gemeinde künftig Zuschüsse sichern würde, warb Bürgermeister Richard Reischl (CSU) engagiert, fachlich unterstützt von Esther Veges, der Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbands. "Ein Papier, das der Gemeinde Geld spart", betonte Veges. Doch viele Räte waren skeptisch. Ihre Sorge: Das mit 5000 Euro Kosten für die Gemeinde preiswerte Konzept könnte in der Zukunft teure oder unerwünschte Folgelasten nach sich ziehen. Die Zweifler behielten nach fast einstündiger Debatte die Oberhand, mit elf gegen acht Stimmen wurde ein Gewässerentwicklungskonzept für Hebertshausen abgelehnt.

Gewässerentwicklungskonzepte beschreiben detailliert den Zustand von Wasserläufen und zeigen auf, wie Bäche und Gräben wieder naturnah entwickelt werden können. "Aufgeschrieben wird der Ist-Zustand, das Ziel und ein Maßnahmenplan, der aber nicht bindend ist, sondern je nach Haushaltslage durchgeführt werden kann", erklärte Expertin Veges. Derartige Planungen gibt es schon für Flüsse wie Amper oder Würm, für deren Unterhalt und Pflege das Wasserwirtschaftsamt zuständig ist. Aber immer mehr Gemeinden auch im Landkreis machen sich daran, für die in ihrer Verantwortung liegenden kleinen Bäche, Wasserläufe und Gräben ebensolche Konzepte zu entwickeln.

In Hebertshausen würde sich ein solches Gutachten mit Wasserläufen in einer Länge von 39 Kilometern befassen, so weitläufig sind die acht örtlichen Bäche und Gräben mit ihren Zuflüssen plus die vielen namenlosen Gräben im Hackermoos. So eine Studie macht für Hebertshausen Sinn, ist der Bürgermeister überzeugt. Weil es jetzt wenig kostet, aber staatliche Gelder sichert für jede einzelne Verbesserung oder Unterhaltsmaßnahme, die in Zukunft durchgeführt werden soll. "Unterm Strich ein Gewinn", warb Veges. Aber ohne Konzept keine Zuschüsse, erklärte der Bürgermeister.

Skepsis statt Begeisterung

Das klingt überzeugend. Doch statt Begeisterung hallte dem Bürgermeister Skepsis entgegen. Gerade die Zusage, dass das Konzept unverbindlich sei, die Gemeinde das Papier in die Schublade legen könne ohne je irgendeine Verbesserungsmaßnahme zu realisieren, weckte Zweifel. "Ich glaube das nicht", sagte Martin Gasteiger (FW) kurz und bündig. "Ein Konzept macht nur Sinn, wenn ich auch etwas umsetzen will." Auch könne ein heute unverbindlicher Plan durchaus künftig zwingende Konsequenzen haben, so die Sorge im Gemeinderat. Nicht, dass man nicht vielleicht auch investieren wolle in die heimischen Bäche, aber nicht ohne Mitsprache, so der Tenor. Da in Hebertshausen die Wassergräben von sogenannten Grabenverbänden gepflegt werden, die ähnlich Vereinen sich ehrenamtlich um jeweils einen Wasserablauf kümmern, sorgten sich die Gemeinderäte um dieses Engagement. "So ein Plan kann die Verbände unter Druck setzen", fürchtet Gasteiger. Am Ende könnten gegängelte Grabenverbände ihre freiwillige Aufgabe hinwerfen.

Deutliches Worte fand Clemens von Trebra (CSU). Die Entwässerungskanäle seien als technische Bauwerke angelegt worden, um die Überflutung von Feldern oder Dörfern zu verhindern, "aber nicht als Ökoparadies". Eine ökologische Aufwertung der Kanäle könnte gar deren Funktionsweise behindern. "Wir wären doch nicht die ersten, alle anderen Gemeinden haben es begriffen", versuchte der Bürgermeister noch die Stimmung zu wenden. Vergeblich. Eine knappe Mehrheit quer durch die Fraktionen lehnte das Vorhaben ab. Ein Gewässerentwicklungskonzept wird es vorläufig in Hebertshausen nicht geben.

© SZ vom 22.09.2015 / pes - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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