Handarbeit:Die Kunst des Dekorierens

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Im Keramikstudio von Claudia Flach sind nicht nur ihre eigenen Werke zu sehen, sondern auch Kreationen von Gestaltern und Kunsthandwerkern aus bayerischen Werkstätten.

Von Bärbel Schäfer, Dachau

Die Familie sitzt mit Freunden am Tisch, vor sich einen Laib Brot und einen Strauß Blumen. Es wird gegessen, geredet und gelacht. Claudia Flachs tönerner Brottopf ruft diese heimelige Szene bildhaft vor Augen. Die Dachauer Keramikerin hat die Tischgesellschaft in einer feinen Handzeichnung auf der hohen Rückwand des getöpferten Brotbehälters dargestellt. Der eicherne Deckel soll der Tisch sein, an dem die Figuren sitzen. Der Knauf auf dem Deckel ist als Blumenstrauß und Brotlaib modelliert. Sogar Parkett und Teppich skizzierte Claudia Flach auf den Boden des rechteckigen Behältnisses.

Diesen und noch viele andere einzigartige Brottöpfe mit passgenauen Deckeln aus der Hand der Dachauer Schreinermeisterin Kirsten Engisch gibt es im Keramikstudio in der Pfarrstraße zu bestaunen. Für den Advent stellte Claudia Flach wunderbares Kunsthandwerk für Tisch und Wohnung aus bayerischen Werkstätten zusammen. Wenn die Abende länger werden, nimmt das Speisen in geselliger Runde einen größeren Stellenwert ein. Zu einer festlich gedeckten Tafel passen deshalb feine Textilien aus handbedruckten Stoffen der niederbayerischen Färberei und Handdruckerei Josef Fromholzer besonders gut. Die Stoffe für Tischwäsche und Kissen sind nach alten Techniken mit historischen Wallachmotiven bedruckt. In der Nähe von Passau betreibt Monika Holler die letzte Handweberei in Bayern. Ihre handgefertigten edlen Tischdecken und Läufer aus feinem Leinen verströmen eine Atmosphäre der Ruhe und Beschaulichkeit.

Claudia Flach richtet in ihrer Ausstellung das Augenmerk auf traditionelles, so gut wie ausgestorbenes Kunsthandwerk, in dem Nachhaltigkeit, Qualität und ein einzigartiger Wiedererkennungswert mitschwingen. "Das heimische Kunsthandwerk unterstützen und den Wert der Arbeit hochhalten", begründet Claudia Flach die Auswahl der Aussteller. Ulrike Kissel aus Augsburg steuert Tischdekoration aus Handarbeiten bei: putzige gefilzte Mäuse mit gestrickten Pullovern, Körbchen und Schulranzen.

Auch Stücke aus der Schmiedewerkstatt "Rauch und Schall" sind zu sehen

Besonders freut sich Claudia Flach über die Beteiligung der beiden jungen Gestalteter Lukas Gruber und Michael von Mücke. Beide haben an der Akademie für Gestaltung in München studiert und betreiben in Oberammergau die Schmiedewerkstatt "Rauch und Schall" für Sachgestaltung. Daraus stammt der schöne Eichentisch mit handgeschmiedeten Beinen und einer sehr bequemen Sitzbank in unaufdringlichem, modernem Design. Eine Besonderheit ist auch der schmiedeeiserne Nussknacker. Eine rechteckiger Eisenblock saust auf die Walnuss herunter und zertrümmert sie, ohne dass die Splitter über den Tisch fliegen. Claudia Flach fertigte Geschirre, Dosen, Objekte, formschöne Wandvasen für Ikebana-Gestecke und grünglasierte Paradeisl, die Vorgänger des Adventskranzes, auf denen rote Kerzen besonders festlich aussehen. "Viele kleine Sachen zum Behalten und zum Verschenken", sagt die Dachauer Keramikerin. Für ihre außergewöhnlichen Brottöpfe, die sie in ganz Deutschland verkauft, lässt sie sich auch von der heimischen Natur und ihren Tieren inspirieren. Ein Brottopf ist eine Hommage an den Waldschwaigsee. Seine Außenseite ist filigran bemalt mit Szenen vom birken- und weidengesäumten Seeufer. Eine Birkenast dient als Griff für den Deckel aus Birkenholz.

Die Ausstellung ist in der Adventszeit im Keramikstudio in der Dachauer Altstadt, Pfarrstraße 5, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind von Dienstag bis Freitag in der Zeit von 9 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr. Am Samstag ist das Keramikstudio von 10 bis 13 Uhr und im Advent bis 16 Uhr geöffnet.

© SZ vom 23.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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