Haimhausen:Solidarisch mit dem Landkreis

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Die Flüchtlingsunterkunft in Haimhausen bietet 105 Menschen Platz. An diesem Montag sollen die ersten Bewohner einziehen. (Foto: Jørgensen)

Auch Haimhausen reiht sich jetzt in die Gemeinden ein, die größere Unterkünfte für Flüchtlinge bieten. Die neue Containeranlage wurde am Freitag eingeweiht. An diesem Montag kommen die ersten Bewohner an

Von Robert Stocker, Haimhausen

Haimhausen bereitet sich auf die Ankunft der ersten Flüchtlinge in der Gemeinde vor. Die Containeranlage neben dem Wertstoffhof ist bezugsfertig und bietet 105 Menschen Platz. An diesem Montag kommen mit einem Bus 36 Asylbewerber an, die von der Indersdorfer Tennishalle in die dezentrale Anlage nach Haimhausen verlegt werden. Landrat Stefan Löwl (CSU) machte bei der Einweihung der Container am Freitagabend deutlich, dass die Zahl der Flüchtlinge im Landkreis noch steigen wird. In bestehenden Unterkünften wie auf dem Parkplatz des ehemaligen MD-Geländes in Dachau werden deshalb weitere Plätze geschaffen. Im Landkreis sind derzeit fast 2000 Flüchtlinge untergebracht. Haimhausen und Odelzhausen waren die beiden einzigen Landkreisgemeinden, die noch keine Asylbewerber beherbergten. "Jetzt leistet auch Haimhausen seinen Solidarbeitrag", sagte Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU) am Freitagabend.

Haimhausener Bürger nutzten am Freitagabend die Gelegenheit, die neue Flüchtlingsunterkunft zu besichtigen. Darunter waren viele Mitglieder des Helferkreises, der vor zwei Monaten gegründet wurde. Mittlerweile haben sich 120 ehrenamtliche Helfer angemeldet. Das Grundstück für die Containeranlage hat die Familie Haniel an den Landkreis verpachtet - und zwar als landwirtschaftlich genutztes Gelände, wie Bürgermeister Felbermeier betonte. Es sei unfair, wenn anderes behauptet werde. Ursprünglich war der Landkreis davon ausgegangen, dass in Haimhausen unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht werden müssen. Dies war nach einer Gesetzesänderung nicht mehr nötig. Dann war eine Containeranlage für 76 Asylbewerber geplant. Die Kapazität wurde auf insgesamt 105 Plätze erweitert. Dennoch erwartet Bürgermeister Felbermeier, dass die jetzt fertiggestellte Anlage nicht die einzige Flüchtlingsunterkunft in Haimhausen bleiben wird. "Die Erstaufnahmeeinrichtungen sind überfüllt", sagte Felbermeier.

An diesem Montag kommen die ersten 36 Flüchtlinge aus der Indersdorfer Tennishalle in Haimhausen an. Die Tennishalle ist eine Notunterkunft, deren Bewohner sukzessive auf dezentrale Anlagen verteilt werden. Laut Isabell Sittner, Asylkoordinatorin des Landratsamts, handelt es sich bei den Ankömmlingen um junge Männer, die überwiegend aus Somalia und Mali stammen, außerdem aus dem Kongo und Tansania. Die Zuteilungsquote für den Landkreis Dachau wird Landrat Löwl zufolge weiter steigen. Derzeit werden dem Landkreis 66 Flüchtlinge pro Woche zugewiesen, die Zahl könnte noch heuer auf 80 steigen. "Wir sind bereit zu helfen, aber auch unsere Kapazitäten sind endlich", sagte Löwl. Die Einheimischen müssten mit den neuen Nachbarn kommunizieren und Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Ziel sei die Integration der Flüchtlinge. "Wir schaffen es nur gemeinsam." Der Landrat appellierte an die Haimhausener Bürger, mit Gerüchten über die Leistungen für Asylbewerber vorsichtig umzugehen. Dabei erinnerte er an die im Internet verbreitete Behauptung, Flüchtlingen würden Bordellbesuche bezahlt. "Das ist natürlich absoluter Blödsinn", sagte der Landrat. "Wir machen keine Politik und können das Flüchtlingsproblem nicht in Haimhausen lösen. Wir wollen helfen und Vorurteilen entgegentreten", sagte ein Sprecher des Helferkreises. Die Mitglieder des Helferkreises haben Teams gebildet, die sich um den Deutschunterricht, Arbeitsmöglichkeiten, Behördengänge, Sachspenden und Finanzen kümmern. Für die am Montag erwarteten Flüchtlinge werden vor allem noch Bettwäsche, Geschirr, Sportkleidung, Fahrräder, Schreibmaterial und Geräte der Unterhaltungselektronik in gut erhaltenem Zustand benötigt.

Pfarrer Konrad Seidl, Pfarrerin Gabriele Pace und Pastoralreferent Bernhard Skrabal segneten gemeinsam die Unterkunft. "Mit der Segnung werden die Bewohner unter den Schutz Gottes gestellt", sagte Pastoralreferent Skrabal. "Unsere kleine Welt vor der Haustür hat sich dramatisch verändert", sagte Pace. Die Länder der Europäischen Union müssten bei der Verteilung der Flüchtlinge mehr Solidarität zeigen. Die Pfarrerin zog eine Parallele zur Weihnachtsgeschichte der Herbergssuche. "Sie ist alles andere als romantisch und wird bei den Flüchtlingen in unserem Land real."

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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