Haimhausen:Dschungelbuch musikalisch

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Johannes Jahn ist zum Islam übergetreten und hat sich den Namen Jay Lateef zugelegt, was so viel heißt, wie "feinfühlig" oder "subtil". (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Gastspiel des Trios Le Café Bleu International mit dem Haimhausener Schlagzeuger Johannes Jahn

Von Bärbel Schäfer, Haimhausen

Märchen sind nicht immer nur für Kinder. Das Trio Le Café Bleu International kreiert daraus Musik. In der Kulturkreiskneipe Haimhausen führten Matthieu Bordenave (Saxofon und Klarinette), Leonhard Kuhn (E-Gitarre) und Johannes Jahn alias Jay Lateef (Schlagzeug und Percussion) im ersten Set musikalische Märchenbilder, im zweiten Set eine Interpretation von Claude Debussys sechsteiligem Klavierzyklus "Images" auf.

Die drei jungen Musiker kennen sich von der Musikakademie und treten seit sieben Jahren zusammen auf. "Wir sind keine Zusammentelefonier-Band", betont Jay Lateef, womit er sagen will, dass gemeinsam geprobt und Stücke entwickelt werden. Der musikalische Stil bewegt sich zwischen Jazz, Einflüssen aus dem französischen Chanson und Folk. Die Arrangements stammen von Leonhard Kuhn. Das Debüt-Album des Trios über Edith Piaf war ein Erfolg.

In Haimhausen gab es Filmmusik zu Aschenbrödel, Le Voyage de Chihiro und dem Klassiker Sissi mit der bewunderten Romy Schneider. "Lieder unserer Kindheit", erläuterte Matthieu Bordeneuve. Der Franzose führte eloquent durch das Programm und berichtete über seinen staunenden Sohn, der beim Kinderarzt ein Buch über Nils Holgersson entdeckte. Diese kindliche Faszination wurde in einem heiteren Stück zum Ausdruck gebracht, das jazzte und rockte und immer wieder tänzerische Augenblicke bot, die vom Saxofon ausgingen. Weiche Einsätze, sanft geblasenes Saxofon und elegant gespieltes Schlagzeug; die Musik von Le Café Bleu International fließt dahin, nutzt die elektronischen Loops der E-Gitarre und ist in sich harmonisch, aber zu wenig konturiert und ohne gezielte Ausbrüche. Manchmal nervt der breiige Sound der E-Gitarre. Gut gelang die Ouvertüre aus dem "Dschungelbuch" mit einem aufgefächerten afrikanischen Schlagzeug-Solo und einem schön gespielten Saxofon-Solo. Das war der Höhepunkt dieses Sets. Internationales Flair gehört zum Trio.

Der 29-jährige Johannes Jahn stammt aus Haimhausen, besuchte in Dachau das Josef-Effner-Gymnasium und spielte in der Effner-Band. Nach dem Musikstudium verbrachte er drei Jahre in New York und konvertierte zum Islam. Sein Künstlername bezieht sich nicht auf den Jazzmusiker Yusef Lateef. "Lateef bedeutet im Islam subtil und feinfühlig", so Jahn. Der Franzose Matthieu Bordeneuve ist mit einer Koreanerin verheiratet. Im August trat die Band mehrmals in Seoul auf.

Eine Preview auf das bevorstehende Kooperationsprojekt mit BR-Klassik geben die sechs Klavierstücke "Images" von Claude Debussy. In einer kammermusikalischen Aufführung interpretierte das Trio in impressionistischen Lautmalereien plätscherndes und fließendes Wasser, Lichtreflexionen, Nymphen, raschelndes Laub und die verschiedenen Stimmungen in der Natur.

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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