Großflächige Rodungen:Opfer des Klimawandels

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Fichten raus, Laubbäume rein: Am Petersberg wurden in den vergangenen Tagen etwa hundert Bäume gefällt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ökologischer Waldumbau am Petersberg: Gestresste Fichten müssen robusteren Laubbäumen weichen

Von Jana Rick, Erdweg

Etwa 100 Fichten wurden in diesen Tagen am Petersberg gefällt. Fichten, die dort seit circa 60 Jahren stehen, doch in den vergangenen Jahren stark zu kämpfen hatten. Stürme und vor allem der starke Befall des Borkenkäfers machten den Bäumen schwer zu schaffen. Hinzu kommen die steigenden Temperaturen im Sommer mit langen Trockenphasen und dann darauf folgenden Platzregen. Klimatische Schwankungen, für die eine Fichte sehr anfällig ist. "Das packt sie nicht", erklärt Sascha Rotschiller, stellvertretender Direktor der Katholischen Landvolkshochschule. Drei Hektar Wald besitzt die Haus Petersberg-Stiftung. Rotschiller erklärt, dass die Fichte ein sogenannter Flachwurzler und somit nicht tief in der Erde verwurzelt ist. Deswegen ist sie im Vergleich zu anderen Nadelbäumen sehr anfällig für Stürme. Schon seit Anfang des Jahres verfährt Rotschiller wie andere Waldbesitzer und baut den reinen Fichtenbestand in einen Mischwald um. Unter die alten Fichtenbäume pflanzte er verschiedene Baumarten wie Berg- und Spitzahorn, Eiche, Ulme, Linde und Lärche. Um dem Unterwuchs nun Licht zum Wachsen zu geben, werden die Fichtenaltbäume unter Regie der Waldbauernvereinigung Dachau mit speziellen Holzvollerntern gefällt. Denn durch das gezielte Fällen der vorhandenen Fichten werden die bereits in den Startlöchern stehenden kleinen Laubbäume geschont. Und nach der Holzernte kann der neue Wald sofort kräftig wachsen.

Ziel sei es, den Fichtenbestand am Petersberg "komplett aufzugeben", sagt Rotschiller. Die Fichte ist zum Baum des Jahres 2017 gekürt worden, schließlich gilt sie seit Jahrzehnten als der Brotbaum der deutschen Forstwirtschaft. Aus dem deutschen Landschaftsbild ist sie nicht mehr wegzudenken. Und trotzdem: Einen ökologischen Waldumbau wie den am Petersberg empfehlen Förster immer mehr Waldbesitzern in der Region, denn klimatolerante Mischwälder wie der am Petersberg haben viele Vorteile: "Sie bereichern die Pflanzen- und Tierwelt, sorgen für eine bessere Wasserspeicherung im Boden und steigern den Erholungswert im Wald", erklärt Lisa Schubert, zuständige Revierleiterin vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürstenfeldbruck. Die Försterin beriet auch Rotschiller über den Umbau des Waldes am Petersberg.

Sorgen über das Aussterben der Fichten im Landkreis Dachau muss man sich aber trotzdem keine machen. Noch haben die Wälder einen Fichtenanteil von mehr als 80 Prozent, auch wenn der Anteil an Mischwäldern deutlich zunehmen wird. "Auf guten Böden, gemischt mit anderen Baumarten und gut gepflegt, hat auch die Fichte im Landkreis weiterhin ihre Berechtigung", erklärt Schubert. Auch Peter Göttler, Geschäftsführer der Waldbauernvereinigung Dachau, macht sich keine großen Sorgen um die Fichten im Landkreis. "Noch haben wir reichlich Fichten in unseren Wäldern", sagt er. "Zwanzig, dreißig Jahre werden wir schon noch mit Fichten versorgt sein". Aufgabe der Waldbesitzer sei es, sich vorausschauend dem Klimawandel mit all seinen Konsequenzen anzupassen, und gegebenenfalls einen Waldumbau vorzunehmen. Viele erkennen bereits, dass ein gesunder Mischwald aus vielen verschiedenen Baumarten wegweisend für die Zukunft ist.

Das gewonnene Fichtenholz des Petersbergs soll verkauft werden und zum Beispiel zu Papier verarbeitet werden. Als Weihnachtsbäume eignen sich die Fichten leider nicht, das Holz sei dafür nicht stabil genug, sagt Rotschiller. Der Erlös des Holzes soll dann wieder in den Wald gesteckt werden. Geplant ist, im Frühjahr kleine Bäumchen nachzupflanzen, an den Wegen zum Beispiel heimische Wildobstarten wie Holzapfel und Wildbirne. Außerdem sollen auch viele heimische Tannen gepflanzt werden. Die würden sich dann mit ihren stabilen Stämmen durchaus als Weihnachtsbäume eignen.

© SZ vom 01.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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